Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.Vier Wochen Julihitze haben ihn nicht verbessern Sie fuhren unter den jungen Bäumen hin, "Aber Käthe ..." "Ja, ja, Matrone, Du wirst es sehn . . . Aber Botho schwankte zwischen Glücklichsein und Anflug "Gewiß bin ich. Und warum sollt' ich auch ver¬ Vier Wochen Julihitze haben ihn nicht verbeſſern Sie fuhren unter den jungen Bäumen hin, „Aber Käthe ...“ „Ja, ja, Matrone, Du wirſt es ſehn . . . Aber Botho ſchwankte zwiſchen Glücklichſein und Anflug „Gewiß bin ich. Und warum ſollt' ich auch ver¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0275" n="265"/> Vier Wochen Julihitze haben ihn nicht verbeſſern<lb/> können.“</p><lb/> <p>Sie fuhren unter den jungen Bäumen hin,<lb/> Käthe riß ein Lindenblatt ab, nahm's in die hohle<lb/> Hand und ſchlug drauf, daß es knallte. „So machten<lb/> wir's immer zu Haus. Und in Schlangenbad, wenn<lb/> wir nichts Beſſeres zu thun hatten, haben wir's<lb/> auch ſo gemacht und alle die Spielereien aus der<lb/> Kinderzeit wieder aufgenommen. Kannſt Du Dir's<lb/> denken, ich hänge ganz ernſthaft an ſolchen Thorheiten<lb/> und bin doch eigentlich eine alte Perſon und habe<lb/> abgeſchloſſen.“</p><lb/> <p>„Aber Käthe ...“</p><lb/> <p>„Ja, ja, Matrone, Du wirſt es ſehn . . . Aber<lb/> ſieh doch nur, Botho, da iſt ja noch der Staketen¬<lb/> zaun und das alte Weißbierlokal mit dem komiſchen<lb/> und etwas unanſtändigen Namen, über den wir in<lb/> der Penſion immer ſo ſchrecklich gelacht haben. Ich<lb/> dachte, das Lokal wäre längſt eingegangen. Aber ſo<lb/> was laſſen ſich die Berliner nicht nehmen, ſo was<lb/> hält ſich; alles muß nur einen ſonderbaren Namen<lb/> haben, über den ſie ſich amüſiren können.“</p><lb/> <p>Botho ſchwankte zwiſchen Glücklichſein und Anflug<lb/> von Verſtimmung. „Ich finde, Du biſt ganz unver¬<lb/> ändert, Käthe.“</p><lb/> <p>„Gewiß bin ich. Und warum ſollt' ich auch ver¬<lb/> ändert ſein? Ich bin ja nicht nach Schlangenbad<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [265/0275]
Vier Wochen Julihitze haben ihn nicht verbeſſern
können.“
Sie fuhren unter den jungen Bäumen hin,
Käthe riß ein Lindenblatt ab, nahm's in die hohle
Hand und ſchlug drauf, daß es knallte. „So machten
wir's immer zu Haus. Und in Schlangenbad, wenn
wir nichts Beſſeres zu thun hatten, haben wir's
auch ſo gemacht und alle die Spielereien aus der
Kinderzeit wieder aufgenommen. Kannſt Du Dir's
denken, ich hänge ganz ernſthaft an ſolchen Thorheiten
und bin doch eigentlich eine alte Perſon und habe
abgeſchloſſen.“
„Aber Käthe ...“
„Ja, ja, Matrone, Du wirſt es ſehn . . . Aber
ſieh doch nur, Botho, da iſt ja noch der Staketen¬
zaun und das alte Weißbierlokal mit dem komiſchen
und etwas unanſtändigen Namen, über den wir in
der Penſion immer ſo ſchrecklich gelacht haben. Ich
dachte, das Lokal wäre längſt eingegangen. Aber ſo
was laſſen ſich die Berliner nicht nehmen, ſo was
hält ſich; alles muß nur einen ſonderbaren Namen
haben, über den ſie ſich amüſiren können.“
Botho ſchwankte zwiſchen Glücklichſein und Anflug
von Verſtimmung. „Ich finde, Du biſt ganz unver¬
ändert, Käthe.“
„Gewiß bin ich. Und warum ſollt' ich auch ver¬
ändert ſein? Ich bin ja nicht nach Schlangenbad
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