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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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sprechung. Aber, um's kurz zu machen, ich bin,
weil ich nicht anders kann, für Monogamie, nicht
aus Gründen der Moral, sondern aus Gründen
meiner mir eingebornen Natur. Mir widerstehen
alle Verhältnisse, wo knüpfen und lösen so zu sagen
in dieselbe Stunde fällt, und wenn ich mich eben
einen Nihilisten nannte, so kann ich mich mit noch
größerem Recht einen Philister nennen. Ich sehne
mich nach einfachen Formen, nach einer stillen, na¬
türlichen Lebensweise, wo Herz zum Herzen spricht
und wo man das Beste hat, was man haben kann,
Ehrlichkeit, Liebe, Freiheit."

"Freiheit," wiederholte Botho.

"Ja, Rienäcker. Aber weil ich wohl weiß, daß
auch Gefahren dahinter lauern und dies Glück der
Freiheit, vielleicht aller Freiheit, ein zweischneidig
Schwert ist, das verletzen kann, man weiß nicht
wie, so hab' ich Sie fragen wollen."

"Und ich will Ihnen antworten." sagte der mit
jedem Augenblick ernster gewordene Rienäcker, dem
bei diesen Konfidenzen das eigne Leben, das zurück¬
liegende, wie das gegenwärtige, wieder vor die Seele
treten mochte. "Ja, Rexin, ich will Ihnen antworten,
so gut ich kann, und ich glaube, daß ich es kann.
Und so beschwör' ich Sie denn, bleiben Sie davon.
Bei dem, was Sie vorhaben, ist immer nur zweierlei
möglich und das eine ist gerade so schlimm wie das

ſprechung. Aber, um's kurz zu machen, ich bin,
weil ich nicht anders kann, für Monogamie, nicht
aus Gründen der Moral, ſondern aus Gründen
meiner mir eingebornen Natur. Mir widerſtehen
alle Verhältniſſe, wo knüpfen und löſen ſo zu ſagen
in dieſelbe Stunde fällt, und wenn ich mich eben
einen Nihiliſten nannte, ſo kann ich mich mit noch
größerem Recht einen Philiſter nennen. Ich ſehne
mich nach einfachen Formen, nach einer ſtillen, na¬
türlichen Lebensweiſe, wo Herz zum Herzen ſpricht
und wo man das Beſte hat, was man haben kann,
Ehrlichkeit, Liebe, Freiheit.“

„Freiheit,“ wiederholte Botho.

„Ja, Rienäcker. Aber weil ich wohl weiß, daß
auch Gefahren dahinter lauern und dies Glück der
Freiheit, vielleicht aller Freiheit, ein zweiſchneidig
Schwert iſt, das verletzen kann, man weiß nicht
wie, ſo hab' ich Sie fragen wollen.“

„Und ich will Ihnen antworten.“ ſagte der mit
jedem Augenblick ernſter gewordene Rienäcker, dem
bei dieſen Konfidenzen das eigne Leben, das zurück¬
liegende, wie das gegenwärtige, wieder vor die Seele
treten mochte. „Ja, Rexin, ich will Ihnen antworten,
ſo gut ich kann, und ich glaube, daß ich es kann.
Und ſo beſchwör' ich Sie denn, bleiben Sie davon.
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[260/0270] ſprechung. Aber, um's kurz zu machen, ich bin, weil ich nicht anders kann, für Monogamie, nicht aus Gründen der Moral, ſondern aus Gründen meiner mir eingebornen Natur. Mir widerſtehen alle Verhältniſſe, wo knüpfen und löſen ſo zu ſagen in dieſelbe Stunde fällt, und wenn ich mich eben einen Nihiliſten nannte, ſo kann ich mich mit noch größerem Recht einen Philiſter nennen. Ich ſehne mich nach einfachen Formen, nach einer ſtillen, na¬ türlichen Lebensweiſe, wo Herz zum Herzen ſpricht und wo man das Beſte hat, was man haben kann, Ehrlichkeit, Liebe, Freiheit.“ „Freiheit,“ wiederholte Botho. „Ja, Rienäcker. Aber weil ich wohl weiß, daß auch Gefahren dahinter lauern und dies Glück der Freiheit, vielleicht aller Freiheit, ein zweiſchneidig Schwert iſt, das verletzen kann, man weiß nicht wie, ſo hab' ich Sie fragen wollen.“ „Und ich will Ihnen antworten.“ ſagte der mit jedem Augenblick ernſter gewordene Rienäcker, dem bei dieſen Konfidenzen das eigne Leben, das zurück¬ liegende, wie das gegenwärtige, wieder vor die Seele treten mochte. „Ja, Rexin, ich will Ihnen antworten, ſo gut ich kann, und ich glaube, daß ich es kann. Und ſo beſchwör' ich Sie denn, bleiben Sie davon. Bei dem, was Sie vorhaben, iſt immer nur zweierlei möglich und das eine iſt gerade ſo ſchlimm wie das

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/270>, abgerufen am 24.11.2024.