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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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sammen. Und den kleinen Murks auch. Und Du
kannst ja denn auch was ablassen."

"Ach, rede doch nicht so", unterbrach ihn die
sich über seinen Geiz beständig ärgernde Frau, zog
ihn aber, was er immer als Zärtlichkeit nahm, auch
heute wieder am Ohrzipfel und ging auf das
"Schloß" zu, wo sie sich's auf dem Steinfliesen-
Flur bequem machen und die Spargelbündel binden
wollte. Kaum aber, daß sie den hier immer bereit
stehenden Schemel bis an die Schwelle vorgerückt
hatte, so hörte sie, wie schräg gegenüber in dem
von der Frau Nimptsch bewohnten dreifenstrigen
Häuschen ein Hinterfenster mit einem kräftigen
Ruck aufgestoßen und gleich darauf eingehakt wurde.
Zugleich sah sie Lene, die mit einer weiten, lila¬
gemusterten Jacke über den Friesrock und einem
Häubchen auf dem aschblonden Haar, freundlich zu
ihr hinüber grüßte.

Frau Dörr erwiderte den Gruß mit gleicher
Freundlichkeit und sagte dann: "Immer Fenster
auf; das ist recht, Lenechen. Und fängt auch schon
an heiß zu werden. Es giebt heute noch was."

"Ja. Und Mutter hat von der Hitze schon ihr
Kopfweh und da will ich doch lieber in der Hinter¬
stube plätten. Is auch hübscher hier; vorne sieht
man ja keinen Menschen."

"Hast Recht," antwortete die Dörr. "Na, da

Fontane, Irrungen. 2

ſammen. Und den kleinen Murks auch. Und Du
kannſt ja denn auch was ablaſſen.“

„Ach, rede doch nicht ſo“, unterbrach ihn die
ſich über ſeinen Geiz beſtändig ärgernde Frau, zog
ihn aber, was er immer als Zärtlichkeit nahm, auch
heute wieder am Ohrzipfel und ging auf das
„Schloß“ zu, wo ſie ſich's auf dem Steinflieſen-
Flur bequem machen und die Spargelbündel binden
wollte. Kaum aber, daß ſie den hier immer bereit
ſtehenden Schemel bis an die Schwelle vorgerückt
hatte, ſo hörte ſie, wie ſchräg gegenüber in dem
von der Frau Nimptſch bewohnten dreifenſtrigen
Häuschen ein Hinterfenſter mit einem kräftigen
Ruck aufgeſtoßen und gleich darauf eingehakt wurde.
Zugleich ſah ſie Lene, die mit einer weiten, lila¬
gemuſterten Jacke über den Friesrock und einem
Häubchen auf dem aſchblonden Haar, freundlich zu
ihr hinüber grüßte.

Frau Dörr erwiderte den Gruß mit gleicher
Freundlichkeit und ſagte dann: „Immer Fenſter
auf; das iſt recht, Lenechen. Und fängt auch ſchon
an heiß zu werden. Es giebt heute noch was.“

„Ja. Und Mutter hat von der Hitze ſchon ihr
Kopfweh und da will ich doch lieber in der Hinter¬
ſtube plätten. Is auch hübſcher hier; vorne ſieht
man ja keinen Menſchen.“

„Haſt Recht,“ antwortete die Dörr. „Na, da

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[17/0027] ſammen. Und den kleinen Murks auch. Und Du kannſt ja denn auch was ablaſſen.“ „Ach, rede doch nicht ſo“, unterbrach ihn die ſich über ſeinen Geiz beſtändig ärgernde Frau, zog ihn aber, was er immer als Zärtlichkeit nahm, auch heute wieder am Ohrzipfel und ging auf das „Schloß“ zu, wo ſie ſich's auf dem Steinflieſen- Flur bequem machen und die Spargelbündel binden wollte. Kaum aber, daß ſie den hier immer bereit ſtehenden Schemel bis an die Schwelle vorgerückt hatte, ſo hörte ſie, wie ſchräg gegenüber in dem von der Frau Nimptſch bewohnten dreifenſtrigen Häuschen ein Hinterfenſter mit einem kräftigen Ruck aufgeſtoßen und gleich darauf eingehakt wurde. Zugleich ſah ſie Lene, die mit einer weiten, lila¬ gemuſterten Jacke über den Friesrock und einem Häubchen auf dem aſchblonden Haar, freundlich zu ihr hinüber grüßte. Frau Dörr erwiderte den Gruß mit gleicher Freundlichkeit und ſagte dann: „Immer Fenſter auf; das iſt recht, Lenechen. Und fängt auch ſchon an heiß zu werden. Es giebt heute noch was.“ „Ja. Und Mutter hat von der Hitze ſchon ihr Kopfweh und da will ich doch lieber in der Hinter¬ ſtube plätten. Is auch hübſcher hier; vorne ſieht man ja keinen Menſchen.“ „Haſt Recht,“ antwortete die Dörr. „Na, da Fontane, Irrungen. 2

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/27>, abgerufen am 25.11.2024.