Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.schöne Sachen, aber Unschuld und Tugend sind wie "Was verstehen Sie darunter?" "Einigung ohne Sanktion." "Also Ehe ohne Ehe." "Wenn Sie wollen, ja. Mir liegt nichts am 17*
ſchöne Sachen, aber Unſchuld und Tugend ſind wie „Was verſtehen Sie darunter?“ „Einigung ohne Sanktion.“ „Alſo Ehe ohne Ehe.“ „Wenn Sie wollen, ja. Mir liegt nichts am 17*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0269" n="259"/> ſchöne Sachen, aber Unſchuld und Tugend ſind wie<lb/> Bismarck und Moltke, das heißt rar. Ich habe<lb/> mich ganz in Anſchauungen wie dieſe hineingelebt,<lb/> halte ſie für richtig und habe vor, danach zu han¬<lb/> deln ſo weit es geht. Und nun hören Sie,<lb/> Rienäcker. Ritten wir hier ſtatt an dieſem lang¬<lb/> weiligen Kanal, ſo langweilig und ſtrippengerade<lb/> wie die Formen und Formeln unſrer Geſellſchaft,<lb/> ich ſage, ritten wir hier ſtatt an dieſem elenden<lb/> Graben am Sacramento hin und hätten wir ſtatt<lb/> der Tegeler Schießſtände die Diggings vor uns, ſo<lb/> würd' ich die Jette freiweg heirathen; ich kann<lb/> ohne ſie nicht leben, ſie hat es mir angethan und<lb/> ihre Natürlichkeit, Schlichtheit und wirkliche Liebe<lb/> wiegen mir zehn Komteſſen auf. Aber es geht nicht.<lb/> Ich kann es meinen Eltern nicht anthun und mag<lb/> auch nicht mit 27 aus dem Dienſt heraus, um in<lb/> Texas Cowboy zu werden oder Kellner auf einem<lb/> Miſſiſſippi-Dampfer. Alſo Mittelkurs. . .“</p><lb/> <p>„Was verſtehen Sie darunter?“</p><lb/> <p>„Einigung ohne Sanktion.“</p><lb/> <p>„Alſo Ehe ohne Ehe.“</p><lb/> <p>„Wenn Sie wollen, ja. Mir liegt nichts am<lb/> Wort, ebenſo wenig wie an Legaliſirung, Sakra¬<lb/> mentirung, oder wie ſonſt noch dieſe Dinge heißen<lb/> mögen; ich bin etwas nihiliſtiſch angeflogen und<lb/> habe keinen rechten Glauben an paſtorale Heilig¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">17*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [259/0269]
ſchöne Sachen, aber Unſchuld und Tugend ſind wie
Bismarck und Moltke, das heißt rar. Ich habe
mich ganz in Anſchauungen wie dieſe hineingelebt,
halte ſie für richtig und habe vor, danach zu han¬
deln ſo weit es geht. Und nun hören Sie,
Rienäcker. Ritten wir hier ſtatt an dieſem lang¬
weiligen Kanal, ſo langweilig und ſtrippengerade
wie die Formen und Formeln unſrer Geſellſchaft,
ich ſage, ritten wir hier ſtatt an dieſem elenden
Graben am Sacramento hin und hätten wir ſtatt
der Tegeler Schießſtände die Diggings vor uns, ſo
würd' ich die Jette freiweg heirathen; ich kann
ohne ſie nicht leben, ſie hat es mir angethan und
ihre Natürlichkeit, Schlichtheit und wirkliche Liebe
wiegen mir zehn Komteſſen auf. Aber es geht nicht.
Ich kann es meinen Eltern nicht anthun und mag
auch nicht mit 27 aus dem Dienſt heraus, um in
Texas Cowboy zu werden oder Kellner auf einem
Miſſiſſippi-Dampfer. Alſo Mittelkurs. . .“
„Was verſtehen Sie darunter?“
„Einigung ohne Sanktion.“
„Alſo Ehe ohne Ehe.“
„Wenn Sie wollen, ja. Mir liegt nichts am
Wort, ebenſo wenig wie an Legaliſirung, Sakra¬
mentirung, oder wie ſonſt noch dieſe Dinge heißen
mögen; ich bin etwas nihiliſtiſch angeflogen und
habe keinen rechten Glauben an paſtorale Heilig¬
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