Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.Bilder musterte. "Fräulein Rosella das Wunder¬ Schieße gut und schieße schnell, Schieß und triff wie Wilhelm Tell." Und darunter Tell selbst mit Armbrust, Sohn Endlich war man am Ende der langen Bretter¬ Botho, der diese Stelle wohl seit Jahr und Tag Bilder muſterte. „Fräulein Roſella das Wunder¬ Schieße gut und ſchieße ſchnell, Schieß und triff wie Wilhelm Tell.“ Und darunter Tell ſelbſt mit Armbruſt, Sohn Endlich war man am Ende der langen Bretter¬ Botho, der dieſe Stelle wohl ſeit Jahr und Tag <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0248" n="238"/> Bilder muſterte. „Fräulein Roſella das Wunder¬<lb/> mädchen, lebend zu ſehen; Grabkreuze zu billigſten<lb/> Preiſen; amerikaniſche Schnellphotographie; ruſſiſches<lb/> Ballwerfen, ſechs Wurf 10 Pfennig; ſchwediſcher<lb/> Punſch mit Waffeln; Figaros ſchönſte Gelegenheit<lb/> oder erſter Friſir-Salon der Welt; Grabkreuze zu<lb/> billigſten Preiſen; Schweizer Schießhalle:</p><lb/> <lg> <l>Schieße gut und ſchieße ſchnell,</l><lb/> <l>Schieß und triff wie Wilhelm Tell.“</l> </lg><lb/> <p>Und darunter Tell ſelbſt mit Armbruſt, Sohn<lb/> und Apfel.</p><lb/> <p>Endlich war man am Ende der langen Bretter¬<lb/> wand und an eben dieſem Endpunkte machte der<lb/> Weg eine ſcharfe Biegung auf die Haſenhaide zu,<lb/> von deren Schießſtänden her man in der mittäg¬<lb/> lichen Stille das Knattern der Gewehre hörte. Sonſt<lb/> blieb alles auch in dieſer Fortſetzung der Straße<lb/> ſo ziemlich daſſelbe: Blondin, nur in Trikot und<lb/> Medaillen gekleidet, ſtand balanzirend auf dem Seil,<lb/> überall von Feuerwerk umblitzt, während um und<lb/> neben ihm allerlei kleinere Plakate ſowohl Ballon-<lb/> Auffahrten, wie Tanzvergnügungen ankündigten. Eins<lb/> lautete: „Sizilianiſche Nacht. Um 2 Uhr Wiener<lb/> Bonbonwalzer.“</p><lb/> <p>Botho, der dieſe Stelle wohl ſeit Jahr und Tag<lb/> nicht paſſirt hatte, las alles mit ungeheucheltem<lb/> Intereſſe, bis er nach Paſſirung der „<hi rendition="#g">Haide</hi>“, deren<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [238/0248]
Bilder muſterte. „Fräulein Roſella das Wunder¬
mädchen, lebend zu ſehen; Grabkreuze zu billigſten
Preiſen; amerikaniſche Schnellphotographie; ruſſiſches
Ballwerfen, ſechs Wurf 10 Pfennig; ſchwediſcher
Punſch mit Waffeln; Figaros ſchönſte Gelegenheit
oder erſter Friſir-Salon der Welt; Grabkreuze zu
billigſten Preiſen; Schweizer Schießhalle:
Schieße gut und ſchieße ſchnell,
Schieß und triff wie Wilhelm Tell.“
Und darunter Tell ſelbſt mit Armbruſt, Sohn
und Apfel.
Endlich war man am Ende der langen Bretter¬
wand und an eben dieſem Endpunkte machte der
Weg eine ſcharfe Biegung auf die Haſenhaide zu,
von deren Schießſtänden her man in der mittäg¬
lichen Stille das Knattern der Gewehre hörte. Sonſt
blieb alles auch in dieſer Fortſetzung der Straße
ſo ziemlich daſſelbe: Blondin, nur in Trikot und
Medaillen gekleidet, ſtand balanzirend auf dem Seil,
überall von Feuerwerk umblitzt, während um und
neben ihm allerlei kleinere Plakate ſowohl Ballon-
Auffahrten, wie Tanzvergnügungen ankündigten. Eins
lautete: „Sizilianiſche Nacht. Um 2 Uhr Wiener
Bonbonwalzer.“
Botho, der dieſe Stelle wohl ſeit Jahr und Tag
nicht paſſirt hatte, las alles mit ungeheucheltem
Intereſſe, bis er nach Paſſirung der „Haide“, deren
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |