werden, wenn er in gutem Wandel und in der Reue steht, wer aber gegen das siebente verstößt, der steckt nicht blos in des Fleisches Schwäche, der steckt in der Seele Niedrigkeit und wer lügt und trügt oder verleumdet und falsch Zeugniß redet, der ist von Grund aus verdorben und aus der Finsterniß geboren und ist keine Rettung mehr und gleicht einem Felde, darinnen die Nesseln so tief liegen, daß das Unkraut immer wieder aufschießt, so viel gutes Korn auch gesäet werden mag. Und darauf leb' ich und sterb' ich und hab' es durch alle Tage hin erfahren. Ja, Herr Baron, auf die Proppertät kommt es an und auf die Honnettität kommt es an und auf die Reellität. Und auch im Ehestande. Denn ehrlich währt am längsten und Wort und Verlaß muß sein. Aber was gewesen ist, das ist gewesen, das gehört vor Gott. Und denk' ich anders darüber, was ich auch respektire, gerade so wie der Herr Baron, so muß ich davon bleiben und mit meiner Neigung und Liebe gar nicht erst anfangen. Ich war lange drüben in den States und wenn auch drüben, gerade so wie hier, nicht alles Gold ist was glänzt, das ist doch wahr, man lernt drüben anders sehen und nicht immer durch's selbe Glas. Und lernt auch, daß es viele Heilswege giebt und viele Glückswege. Ja, Herr Baron, es giebt viele Wege, die zu Gott führen, und es giebt viele
werden, wenn er in gutem Wandel und in der Reue ſteht, wer aber gegen das ſiebente verſtößt, der ſteckt nicht blos in des Fleiſches Schwäche, der ſteckt in der Seele Niedrigkeit und wer lügt und trügt oder verleumdet und falſch Zeugniß redet, der iſt von Grund aus verdorben und aus der Finſterniß geboren und iſt keine Rettung mehr und gleicht einem Felde, darinnen die Neſſeln ſo tief liegen, daß das Unkraut immer wieder aufſchießt, ſo viel gutes Korn auch geſäet werden mag. Und darauf leb' ich und ſterb' ich und hab' es durch alle Tage hin erfahren. Ja, Herr Baron, auf die Proppertät kommt es an und auf die Honnettität kommt es an und auf die Reellität. Und auch im Eheſtande. Denn ehrlich währt am längſten und Wort und Verlaß muß ſein. Aber was geweſen iſt, das iſt geweſen, das gehört vor Gott. Und denk' ich anders darüber, was ich auch reſpektire, gerade ſo wie der Herr Baron, ſo muß ich davon bleiben und mit meiner Neigung und Liebe gar nicht erſt anfangen. Ich war lange drüben in den States und wenn auch drüben, gerade ſo wie hier, nicht alles Gold iſt was glänzt, das iſt doch wahr, man lernt drüben anders ſehen und nicht immer durch's ſelbe Glas. Und lernt auch, daß es viele Heilswege giebt und viele Glückswege. Ja, Herr Baron, es giebt viele Wege, die zu Gott führen, und es giebt viele
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0238"n="228"/>
werden, wenn er in gutem Wandel und in der Reue<lb/>ſteht, wer aber gegen das <hirendition="#g">ſiebente</hi> verſtößt, der<lb/>ſteckt nicht blos in des Fleiſches Schwäche, der ſteckt<lb/><choice><sic>iu</sic><corr>in</corr></choice> der Seele Niedrigkeit und wer lügt und trügt<lb/>
oder verleumdet und falſch Zeugniß redet, der iſt<lb/>
von Grund aus verdorben und aus der Finſterniß<lb/>
geboren und iſt keine Rettung mehr und gleicht<lb/>
einem Felde, darinnen die Neſſeln ſo tief liegen,<lb/>
daß das Unkraut immer wieder aufſchießt, ſo viel<lb/>
gutes Korn auch geſäet werden mag. Und darauf<lb/>
leb' ich und ſterb' ich und hab' es durch alle Tage<lb/>
hin erfahren. Ja, Herr Baron, auf die Proppertät<lb/>
kommt es an und auf die Honnettität kommt es an<lb/>
und auf die Reellität. Und auch im Eheſtande.<lb/>
Denn ehrlich währt am längſten und Wort und<lb/>
Verlaß muß ſein. Aber was geweſen iſt, das iſt<lb/>
geweſen, das gehört vor Gott. Und denk' ich anders<lb/>
darüber, was ich auch reſpektire, gerade ſo wie der<lb/>
Herr Baron, ſo muß ich davon bleiben und mit<lb/>
meiner Neigung und Liebe gar nicht erſt anfangen.<lb/>
Ich war lange drüben in den <hirendition="#aq">States</hi> und wenn<lb/>
auch drüben, gerade ſo wie hier, nicht alles Gold<lb/>
iſt was glänzt, <hirendition="#g">das</hi> iſt doch wahr, man lernt drüben<lb/>
anders ſehen und nicht immer durch's ſelbe Glas.<lb/>
Und lernt auch, daß es viele Heilswege giebt und<lb/>
viele Glückswege. Ja, Herr Baron, es giebt viele<lb/>
Wege, die zu Gott führen, und es giebt viele<lb/></p></div></body></text></TEI>
[228/0238]
werden, wenn er in gutem Wandel und in der Reue
ſteht, wer aber gegen das ſiebente verſtößt, der
ſteckt nicht blos in des Fleiſches Schwäche, der ſteckt
in der Seele Niedrigkeit und wer lügt und trügt
oder verleumdet und falſch Zeugniß redet, der iſt
von Grund aus verdorben und aus der Finſterniß
geboren und iſt keine Rettung mehr und gleicht
einem Felde, darinnen die Neſſeln ſo tief liegen,
daß das Unkraut immer wieder aufſchießt, ſo viel
gutes Korn auch geſäet werden mag. Und darauf
leb' ich und ſterb' ich und hab' es durch alle Tage
hin erfahren. Ja, Herr Baron, auf die Proppertät
kommt es an und auf die Honnettität kommt es an
und auf die Reellität. Und auch im Eheſtande.
Denn ehrlich währt am längſten und Wort und
Verlaß muß ſein. Aber was geweſen iſt, das iſt
geweſen, das gehört vor Gott. Und denk' ich anders
darüber, was ich auch reſpektire, gerade ſo wie der
Herr Baron, ſo muß ich davon bleiben und mit
meiner Neigung und Liebe gar nicht erſt anfangen.
Ich war lange drüben in den States und wenn
auch drüben, gerade ſo wie hier, nicht alles Gold
iſt was glänzt, das iſt doch wahr, man lernt drüben
anders ſehen und nicht immer durch's ſelbe Glas.
Und lernt auch, daß es viele Heilswege giebt und
viele Glückswege. Ja, Herr Baron, es giebt viele
Wege, die zu Gott führen, und es giebt viele
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/238>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.