Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.weißt Du wohl, was Frau Salinger gestern zu mir Rienäcker nickte mit dem Kopf und lächelte. Als er bald nach 12 Uhr wieder zu Hause war "Wer?" "Gideon Franke . . Er sagte so." "Franke? Sonderbar. Nie gehört. Laß ihn Der Bursche ging wieder, während Botho Einen Augenblick später trat der Angemeldete weißt Du wohl, was Frau Salinger geſtern zu mir Rienäcker nickte mit dem Kopf und lächelte. Als er bald nach 12 Uhr wieder zu Hauſe war „Wer?“ „Gideon Franke . . Er ſagte ſo.“ „Franke? Sonderbar. Nie gehört. Laß ihn Der Burſche ging wieder, während Botho Einen Augenblick ſpäter trat der Angemeldete <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0231" n="221"/> weißt Du wohl, was Frau Salinger geſtern zu mir<lb/> ſagte? „Ich ſei noch blonder geworden,“ ſagte ſie.<lb/> Nun, du wirſt ja ſeh'n. Wie immer Deine Käthe.“<lb/></p> <p>Rienäcker nickte mit dem Kopf und lächelte.<lb/> „Reizende, kleine Frau. Von ihrer Kur ſchreibt ſie<lb/> nichts; ich wette, ſie fährt ſpazieren und hat noch<lb/> keine zehn Bäder genommen.“ Und nach dieſem<lb/> Selbſtgeſpräche gab er dem eben eintretenden<lb/> Burſchen einige Weiſungen und ging, durch Thier¬<lb/> garten und Brandenburger Thor, erſt die Linden<lb/> hinunter und dann auf die Kaſerne zu, wo der<lb/> Dienſt ihn bis Mittag in Anſpruch nahm.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Als er bald nach 12 Uhr wieder zu Hauſe war<lb/> und ſich's, nach eingenommenem Imbiß, eben ein<lb/> wenig bequem machen wollte, meldete der Burſche,<lb/> „daß ein Herr . . ein Mann (er ſchwankte, in der<lb/> Titulatur) draußen ſei, der den Herrn Baron zu<lb/> ſprechen wünſche.“</p><lb/> <p>„Wer?“</p><lb/> <p>„Gideon Franke . . Er ſagte ſo.“</p><lb/> <p>„Franke? Sonderbar. Nie gehört. Laß ihn<lb/> eintreten.“</p><lb/> <p>Der Burſche ging wieder, während Botho<lb/> wiederholte: „Franke . . . Gideon Franke . . . Nie<lb/> gehört. Kenn' ich nicht.“</p><lb/> <p>Einen Augenblick ſpäter trat der Angemeldete<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [221/0231]
weißt Du wohl, was Frau Salinger geſtern zu mir
ſagte? „Ich ſei noch blonder geworden,“ ſagte ſie.
Nun, du wirſt ja ſeh'n. Wie immer Deine Käthe.“
Rienäcker nickte mit dem Kopf und lächelte.
„Reizende, kleine Frau. Von ihrer Kur ſchreibt ſie
nichts; ich wette, ſie fährt ſpazieren und hat noch
keine zehn Bäder genommen.“ Und nach dieſem
Selbſtgeſpräche gab er dem eben eintretenden
Burſchen einige Weiſungen und ging, durch Thier¬
garten und Brandenburger Thor, erſt die Linden
hinunter und dann auf die Kaſerne zu, wo der
Dienſt ihn bis Mittag in Anſpruch nahm.
Als er bald nach 12 Uhr wieder zu Hauſe war
und ſich's, nach eingenommenem Imbiß, eben ein
wenig bequem machen wollte, meldete der Burſche,
„daß ein Herr . . ein Mann (er ſchwankte, in der
Titulatur) draußen ſei, der den Herrn Baron zu
ſprechen wünſche.“
„Wer?“
„Gideon Franke . . Er ſagte ſo.“
„Franke? Sonderbar. Nie gehört. Laß ihn
eintreten.“
Der Burſche ging wieder, während Botho
wiederholte: „Franke . . . Gideon Franke . . . Nie
gehört. Kenn' ich nicht.“
Einen Augenblick ſpäter trat der Angemeldete
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