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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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bedürfen doch beständig einer strengen und ge¬
wissenhaften Kontrolle. Dieser Gedanke beschäftigt
mich seitdem unausgesetzt und die Begegnung mit
dieser liebenswürdigen Frau war vielleicht kein
Zufall in meinem Leben. Wie oft habe ich Kluck¬
huhn in diesem Sinne sprechen hören. Und er hat
Recht. Morgen mehr. Deine Käthe."

Botho schob die drei Karten wieder ins Kuvert und
sagte: "Ganz Käthe. Welch' Talent für die
Plauderei! Und ich könnte mich eigentlich freuen,
daß sie so schreibt, wie sie schreibt. Aber es fehlt
etwas. Es ist alles so angeflogen, so bloßes
Gesellschaftsecho. Aber sie wird sich ändern, wenn
sie Pflichten hat. Oder doch vielleicht. Jedenfalls
will ich die Hoffnung darauf nicht aufgeben."

Am Tage danach kam ein kurzer Brief aus
Schlangenbad, in dem viel, viel weniger stand als
auf den drei Karten, und von diesem Tage an
schrieb sie nur alle halbe Woche noch und plauderte
von Anna Grävenitz und der wirklich auch noch
erschienenen Elly Winterfeld, am meisten aber von
Madame Salinger und der reizenden kleinen Sarah.
Es waren immer dieselben Versicherungen und nur
am Schlusse der dritten Woche hieß es einigermaßen
abweichend: "Ich finde jetzt die Kleine reizender
als die Mutter. Diese gefällt sich in einem
Toilettenluxus, den ich kaum passend finden kann

bedürfen doch beſtändig einer ſtrengen und ge¬
wiſſenhaften Kontrolle. Dieſer Gedanke beſchäftigt
mich ſeitdem unausgeſetzt und die Begegnung mit
dieſer liebenswürdigen Frau war vielleicht kein
Zufall in meinem Leben. Wie oft habe ich Kluck¬
huhn in dieſem Sinne ſprechen hören. Und er hat
Recht. Morgen mehr. Deine Käthe.“

Botho ſchob die drei Karten wieder ins Kuvert und
ſagte: „Ganz Käthe. Welch' Talent für die
Plauderei! Und ich könnte mich eigentlich freuen,
daß ſie ſo ſchreibt, wie ſie ſchreibt. Aber es fehlt
etwas. Es iſt alles ſo angeflogen, ſo bloßes
Geſellſchaftsecho. Aber ſie wird ſich ändern, wenn
ſie Pflichten hat. Oder doch vielleicht. Jedenfalls
will ich die Hoffnung darauf nicht aufgeben.“

Am Tage danach kam ein kurzer Brief aus
Schlangenbad, in dem viel, viel weniger ſtand als
auf den drei Karten, und von dieſem Tage an
ſchrieb ſie nur alle halbe Woche noch und plauderte
von Anna Grävenitz und der wirklich auch noch
erſchienenen Elly Winterfeld, am meiſten aber von
Madame Salinger und der reizenden kleinen Sarah.
Es waren immer dieſelben Verſicherungen und nur
am Schluſſe der dritten Woche hieß es einigermaßen
abweichend: „Ich finde jetzt die Kleine reizender
als die Mutter. Dieſe gefällt ſich in einem
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[219/0229] bedürfen doch beſtändig einer ſtrengen und ge¬ wiſſenhaften Kontrolle. Dieſer Gedanke beſchäftigt mich ſeitdem unausgeſetzt und die Begegnung mit dieſer liebenswürdigen Frau war vielleicht kein Zufall in meinem Leben. Wie oft habe ich Kluck¬ huhn in dieſem Sinne ſprechen hören. Und er hat Recht. Morgen mehr. Deine Käthe.“ Botho ſchob die drei Karten wieder ins Kuvert und ſagte: „Ganz Käthe. Welch' Talent für die Plauderei! Und ich könnte mich eigentlich freuen, daß ſie ſo ſchreibt, wie ſie ſchreibt. Aber es fehlt etwas. Es iſt alles ſo angeflogen, ſo bloßes Geſellſchaftsecho. Aber ſie wird ſich ändern, wenn ſie Pflichten hat. Oder doch vielleicht. Jedenfalls will ich die Hoffnung darauf nicht aufgeben.“ Am Tage danach kam ein kurzer Brief aus Schlangenbad, in dem viel, viel weniger ſtand als auf den drei Karten, und von dieſem Tage an ſchrieb ſie nur alle halbe Woche noch und plauderte von Anna Grävenitz und der wirklich auch noch erſchienenen Elly Winterfeld, am meiſten aber von Madame Salinger und der reizenden kleinen Sarah. Es waren immer dieſelben Verſicherungen und nur am Schluſſe der dritten Woche hieß es einigermaßen abweichend: „Ich finde jetzt die Kleine reizender als die Mutter. Dieſe gefällt ſich in einem Toilettenluxus, den ich kaum paſſend finden kann

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/229>, abgerufen am 24.11.2024.