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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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als ich noch sparen konnte. Un es liegt in der
obersten Schublade. Un da liegt auch das Hemd
un das Kamisol und ein Paar weiße Strümpfe mit
N. Und dazwischen liegt es."

"Gut, Frau Nimptsch. Es soll alles geschehn,
wie Sie gesagt haben. Und is sonst noch was?"

Aber die Alte schien von Frau Dörr's Frage
nichts mehr gehört zu haben und ohne Antwort zu
geben, faltete sie blos die Hände, sah mit einem
frommen und freundlichen Ausdruck zur Decke hin¬
auf und betete: "Lieber Gott im Himmel, nimm sie
in Deinen Schutz und vergilt ihr alles, was sie mir
alten Frau gethan hat."

"Ah, die Lene," sagte Frau Dörr vor sich hin
und setzte dann hinzu: "Das wird der liebe Gott
auch, Frau Nimptsch, den kenn' ich und habe noch
keine verkommen sehn, die so war wie die Lene und
solch' Herz und solche Hand hatte."

Die Alte nickte und ein freundlich Bild stand
sichtlich vor ihrer Seele.

So vergingen Minuten und als Lene zurückkam
und vom Flur her an die Korridorthür klopfte,
saß Frau Dörr noch immer auf der Fußbank und
hielt die Hand ihrer alten Freundin. Und jetzt erst
wo sie das Klopfen draußen hörte, ließ sie die Hand
los und stand auf und öffnete.

als ich noch ſparen konnte. Un es liegt in der
oberſten Schublade. Un da liegt auch das Hemd
un das Kamiſol und ein Paar weiße Strümpfe mit
N. Und dazwiſchen liegt es.“

„Gut, Frau Nimptſch. Es ſoll alles geſchehn,
wie Sie geſagt haben. Und is ſonſt noch was?“

Aber die Alte ſchien von Frau Dörr's Frage
nichts mehr gehört zu haben und ohne Antwort zu
geben, faltete ſie blos die Hände, ſah mit einem
frommen und freundlichen Ausdruck zur Decke hin¬
auf und betete: „Lieber Gott im Himmel, nimm ſie
in Deinen Schutz und vergilt ihr alles, was ſie mir
alten Frau gethan hat.“

„Ah, die Lene,“ ſagte Frau Dörr vor ſich hin
und ſetzte dann hinzu: „Das wird der liebe Gott
auch, Frau Nimptſch, den kenn' ich und habe noch
keine verkommen ſehn, die ſo war wie die Lene und
ſolch' Herz und ſolche Hand hatte.“

Die Alte nickte und ein freundlich Bild ſtand
ſichtlich vor ihrer Seele.

So vergingen Minuten und als Lene zurückkam
und vom Flur her an die Korridorthür klopfte,
ſaß Frau Dörr noch immer auf der Fußbank und
hielt die Hand ihrer alten Freundin. Und jetzt erſt
wo ſie das Klopfen draußen hörte, ließ ſie die Hand
los und ſtand auf und öffnete.

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[213/0223] als ich noch ſparen konnte. Un es liegt in der oberſten Schublade. Un da liegt auch das Hemd un das Kamiſol und ein Paar weiße Strümpfe mit N. Und dazwiſchen liegt es.“ „Gut, Frau Nimptſch. Es ſoll alles geſchehn, wie Sie geſagt haben. Und is ſonſt noch was?“ Aber die Alte ſchien von Frau Dörr's Frage nichts mehr gehört zu haben und ohne Antwort zu geben, faltete ſie blos die Hände, ſah mit einem frommen und freundlichen Ausdruck zur Decke hin¬ auf und betete: „Lieber Gott im Himmel, nimm ſie in Deinen Schutz und vergilt ihr alles, was ſie mir alten Frau gethan hat.“ „Ah, die Lene,“ ſagte Frau Dörr vor ſich hin und ſetzte dann hinzu: „Das wird der liebe Gott auch, Frau Nimptſch, den kenn' ich und habe noch keine verkommen ſehn, die ſo war wie die Lene und ſolch' Herz und ſolche Hand hatte.“ Die Alte nickte und ein freundlich Bild ſtand ſichtlich vor ihrer Seele. So vergingen Minuten und als Lene zurückkam und vom Flur her an die Korridorthür klopfte, ſaß Frau Dörr noch immer auf der Fußbank und hielt die Hand ihrer alten Freundin. Und jetzt erſt wo ſie das Klopfen draußen hörte, ließ ſie die Hand los und ſtand auf und öffnete.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/223>, abgerufen am 27.11.2024.