hat. Er hat mir nämlich acht Bände Novellen als freilich unterste Schicht in den Koffer gelegt und damit sich meine Phantasie nicht kurwidrig erhitze, hat er gleich noch ein Buch über künstliche Fisch¬ zucht mitzugethan."
Balafre lachte.
"Ja, Sie lachen, lieber Freund, und wissen doch erst die kleinere Hälfte, die Haupthälfte (Botho thut nämlich nichts ohne Grund und Ursache) ist seine Motivirung. Es war natürlich blos Scherz, was ich da vorhin von meiner mit Hilfe der Fischzuchts¬ broschüre nicht zu schädigenden Phantasie sagte, das Ernste von der Sache lief darauf hinaus, ich müsse dergleichen, die Broschüre nämlich, endlich lesen und zwar aus Lokalpatriotismus, denn die Neumark, unsere gemeinsame glückliche Heimath, sei seit Jahr und Tag schon die Brut- und Geburtsstätte der künstlichen Fischzucht und wenn ich von diesem national-ökonomisch so wichtigen neuen Ernährungs¬ faktor nichts wüßte, so dürft' ich mich jenseits der Oder im Landsberger Kreise gar nicht mehr sehen lassen, am allerwenigsten aber in Berneuchen, bei meinem Vetter Borne."
Botho wollte das Wort nehmen, aber sie schnitt es ihm ab und fuhr fort: "Ich weiß, was Du sagen willst und daß es wenigstens mit den acht Novellen nur so für alle Fälle sei. Gewiß, gewiß,
hat. Er hat mir nämlich acht Bände Novellen als freilich unterſte Schicht in den Koffer gelegt und damit ſich meine Phantaſie nicht kurwidrig erhitze, hat er gleich noch ein Buch über künſtliche Fiſch¬ zucht mitzugethan.“
Balafré lachte.
„Ja, Sie lachen, lieber Freund, und wiſſen doch erſt die kleinere Hälfte, die Haupthälfte (Botho thut nämlich nichts ohne Grund und Urſache) iſt ſeine Motivirung. Es war natürlich blos Scherz, was ich da vorhin von meiner mit Hilfe der Fiſchzuchts¬ broſchüre nicht zu ſchädigenden Phantaſie ſagte, das Ernſte von der Sache lief darauf hinaus, ich müſſe dergleichen, die Broſchüre nämlich, endlich leſen und zwar aus Lokalpatriotismus, denn die Neumark, unſere gemeinſame glückliche Heimath, ſei ſeit Jahr und Tag ſchon die Brut- und Geburtsſtätte der künſtlichen Fiſchzucht und wenn ich von dieſem national-ökonomiſch ſo wichtigen neuen Ernährungs¬ faktor nichts wüßte, ſo dürft' ich mich jenſeits der Oder im Landsberger Kreiſe gar nicht mehr ſehen laſſen, am allerwenigſten aber in Berneuchen, bei meinem Vetter Borne.“
Botho wollte das Wort nehmen, aber ſie ſchnitt es ihm ab und fuhr fort: „Ich weiß, was Du ſagen willſt und daß es wenigſtens mit den acht Novellen nur ſo für alle Fälle ſei. Gewiß, gewiß,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0208"n="198"/>
hat. Er hat mir nämlich acht Bände Novellen als<lb/>
freilich unterſte Schicht in den Koffer gelegt und<lb/>
damit ſich meine Phantaſie nicht kurwidrig erhitze,<lb/>
hat er gleich noch ein Buch über künſtliche Fiſch¬<lb/>
zucht mitzugethan.“</p><lb/><p>Balafr<hirendition="#aq">é</hi> lachte.</p><lb/><p>„Ja, Sie lachen, lieber Freund, und wiſſen doch<lb/>
erſt die kleinere Hälfte, die Haupthälfte (Botho thut<lb/>
nämlich nichts ohne Grund und Urſache) iſt ſeine<lb/>
Motivirung. Es war natürlich blos Scherz, was<lb/>
ich da vorhin von meiner mit Hilfe der Fiſchzuchts¬<lb/>
broſchüre nicht zu ſchädigenden Phantaſie ſagte, das<lb/>
Ernſte von der Sache lief darauf hinaus, ich <hirendition="#g">müſſe</hi><lb/>
dergleichen, die Broſchüre nämlich, endlich leſen und<lb/>
zwar aus Lokalpatriotismus, denn die Neumark,<lb/>
unſere gemeinſame glückliche Heimath, ſei ſeit Jahr<lb/>
und Tag ſchon die Brut- und Geburtsſtätte der<lb/>
künſtlichen Fiſchzucht und wenn ich von dieſem<lb/>
national-ökonomiſch ſo wichtigen neuen Ernährungs¬<lb/>
faktor nichts wüßte, ſo dürft' ich mich jenſeits der<lb/>
Oder im Landsberger Kreiſe gar nicht mehr ſehen<lb/>
laſſen, am allerwenigſten aber in Berneuchen, bei<lb/>
meinem Vetter Borne.“</p><lb/><p>Botho wollte das Wort nehmen, aber ſie ſchnitt<lb/>
es ihm ab und fuhr fort: „Ich weiß, was Du<lb/>ſagen willſt und daß es wenigſtens mit den acht<lb/>
Novellen nur ſo für alle Fälle ſei. Gewiß, gewiß,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[198/0208]
hat. Er hat mir nämlich acht Bände Novellen als
freilich unterſte Schicht in den Koffer gelegt und
damit ſich meine Phantaſie nicht kurwidrig erhitze,
hat er gleich noch ein Buch über künſtliche Fiſch¬
zucht mitzugethan.“
Balafré lachte.
„Ja, Sie lachen, lieber Freund, und wiſſen doch
erſt die kleinere Hälfte, die Haupthälfte (Botho thut
nämlich nichts ohne Grund und Urſache) iſt ſeine
Motivirung. Es war natürlich blos Scherz, was
ich da vorhin von meiner mit Hilfe der Fiſchzuchts¬
broſchüre nicht zu ſchädigenden Phantaſie ſagte, das
Ernſte von der Sache lief darauf hinaus, ich müſſe
dergleichen, die Broſchüre nämlich, endlich leſen und
zwar aus Lokalpatriotismus, denn die Neumark,
unſere gemeinſame glückliche Heimath, ſei ſeit Jahr
und Tag ſchon die Brut- und Geburtsſtätte der
künſtlichen Fiſchzucht und wenn ich von dieſem
national-ökonomiſch ſo wichtigen neuen Ernährungs¬
faktor nichts wüßte, ſo dürft' ich mich jenſeits der
Oder im Landsberger Kreiſe gar nicht mehr ſehen
laſſen, am allerwenigſten aber in Berneuchen, bei
meinem Vetter Borne.“
Botho wollte das Wort nehmen, aber ſie ſchnitt
es ihm ab und fuhr fort: „Ich weiß, was Du
ſagen willſt und daß es wenigſtens mit den acht
Novellen nur ſo für alle Fälle ſei. Gewiß, gewiß,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/208>, abgerufen am 31.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.