Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

Bild:
<< vorherige Seite

altes Metier wieder. Und das hat er noch und is
in einer großen Fabrik hier in der Köpnicker Straße,
wo sie kleine Röhren machen und Brenner und
Hähne und alles, was sie für den Gas brauchen.
Und er ist da der Oberste, so wie Zimmer- oder
Mauerpolier un hat wohl hundert unter sich. Un
is ein sehr reputierlicher Mann mit Zylinder un
schwarze Handschuh. Un hat auch ein gutes Gehalt."

"Un Lene?"

"Nu, Lene, die nähm' ihn schon. Und warum
mich nich? Aber sie kann ja den Mund nich halten
und wenn er kommt und ihr was sagt, dann wird
sie ihm alles erzählen, all die alten Geschichten, erst
die mit Kuhlwein (un is doch nu schon so lang,
als wär's eigentlich gar nich gewesen) und denn die
mit dem Baron. Und Franke, müssen Sie wissen,
ist ein feiner un anständiger Mann, un eigentlich
schon ein Herr."

"Wir müssen es ihr ausreden. Er braucht ja
nich alles zu wissen; wozu denn? wir wissen ja auch
nich alles."

"Woll, woll. Aber die Lene . . ."


altes Metier wieder. Und das hat er noch und is
in einer großen Fabrik hier in der Köpnicker Straße,
wo ſie kleine Röhren machen und Brenner und
Hähne und alles, was ſie für den Gas brauchen.
Und er iſt da der Oberſte, ſo wie Zimmer- oder
Mauerpolier un hat wohl hundert unter ſich. Un
is ein ſehr reputierlicher Mann mit Zylinder un
ſchwarze Handſchuh. Un hat auch ein gutes Gehalt.“

„Un Lene?“

„Nu, Lene, die nähm' ihn ſchon. Und warum
mich nich? Aber ſie kann ja den Mund nich halten
und wenn er kommt und ihr was ſagt, dann wird
ſie ihm alles erzählen, all die alten Geſchichten, erſt
die mit Kuhlwein (un is doch nu ſchon ſo lang,
als wär's eigentlich gar nich geweſen) und denn die
mit dem Baron. Und Franke, müſſen Sie wiſſen,
iſt ein feiner un anſtändiger Mann, un eigentlich
ſchon ein Herr.“

„Wir müſſen es ihr ausreden. Er braucht ja
nich alles zu wiſſen; wozu denn? wir wiſſen ja auch
nich alles.“

„Woll, woll. Aber die Lene . . .“


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0204" n="194"/>
altes Metier wieder. Und das hat er noch und is<lb/>
in einer großen Fabrik hier in der Köpnicker Straße,<lb/>
wo &#x017F;ie kleine Röhren machen und Brenner und<lb/>
Hähne und alles, was &#x017F;ie für den Gas brauchen.<lb/>
Und er i&#x017F;t da der Ober&#x017F;te, &#x017F;o wie Zimmer- oder<lb/>
Mauerpolier un hat wohl hundert unter &#x017F;ich. Un<lb/>
is ein &#x017F;ehr reputierlicher Mann mit Zylinder un<lb/>
&#x017F;chwarze Hand&#x017F;chuh. Un hat auch ein gutes Gehalt.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Un Lene?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nu, Lene, die nähm' ihn &#x017F;chon. Und warum<lb/>
mich nich? Aber &#x017F;ie kann ja den Mund nich halten<lb/>
und wenn er kommt und ihr was &#x017F;agt, dann wird<lb/>
&#x017F;ie ihm alles erzählen, all die alten Ge&#x017F;chichten, er&#x017F;t<lb/>
die mit Kuhlwein (un is doch nu &#x017F;chon &#x017F;o lang,<lb/>
als wär's eigentlich gar nich gewe&#x017F;en) und denn die<lb/>
mit dem Baron. Und Franke, mü&#x017F;&#x017F;en Sie wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
i&#x017F;t ein feiner un an&#x017F;tändiger Mann, un eigentlich<lb/>
&#x017F;chon ein Herr.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wir mü&#x017F;&#x017F;en es ihr ausreden. Er braucht ja<lb/>
nich alles zu wi&#x017F;&#x017F;en; wozu denn? wir wi&#x017F;&#x017F;en ja auch<lb/>
nich alles.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Woll, woll. Aber die Lene . . .&#x201C;</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0204] altes Metier wieder. Und das hat er noch und is in einer großen Fabrik hier in der Köpnicker Straße, wo ſie kleine Röhren machen und Brenner und Hähne und alles, was ſie für den Gas brauchen. Und er iſt da der Oberſte, ſo wie Zimmer- oder Mauerpolier un hat wohl hundert unter ſich. Un is ein ſehr reputierlicher Mann mit Zylinder un ſchwarze Handſchuh. Un hat auch ein gutes Gehalt.“ „Un Lene?“ „Nu, Lene, die nähm' ihn ſchon. Und warum mich nich? Aber ſie kann ja den Mund nich halten und wenn er kommt und ihr was ſagt, dann wird ſie ihm alles erzählen, all die alten Geſchichten, erſt die mit Kuhlwein (un is doch nu ſchon ſo lang, als wär's eigentlich gar nich geweſen) und denn die mit dem Baron. Und Franke, müſſen Sie wiſſen, iſt ein feiner un anſtändiger Mann, un eigentlich ſchon ein Herr.“ „Wir müſſen es ihr ausreden. Er braucht ja nich alles zu wiſſen; wozu denn? wir wiſſen ja auch nich alles.“ „Woll, woll. Aber die Lene . . .“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/204
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/204>, abgerufen am 24.11.2024.