sie weiter die Lützowstraße hinunter auf den gleich¬ namigen Platz zu. Aber mit einem Male hielt sie und wußte nicht wohin, denn auf ganz kurze Entfernung erkannte sie Botho, der, mit einer jungen, schönen Dame am Arm, grad' auf sie zukam, Die junge Dame sprach lebhaft und anscheinend lauter heitre Dinge, denn Botho lachte beständig, während er zu ihr niederblickte. Diesem Umstande verdankte sie's auch, daß sie nicht schon lange bemerkt worden war, und rasch entschlossen, eine Begegnung mit ihm um jeden Preis zu vermeiden, wandte sie sich, vom Trottoir her, nach rechts hin und trat an das zu¬ nächst befindliche große Schaufenster heran, vor dem, muthmaßlich als Deckel für eine hier befindliche Kelleröffnung, eine viereckige geriffelte Eisenplatte lag. Das Schaufenster selbst war das eines ge¬ wöhnlichen Materialwaarenladens, mit dem üblichen Aufbau von Stearinlichten und Mixedpickles-Flaschen, nichts Besonders, aber Lene starrte drauf hin, als ob sie dergleichen noch nie gesehen habe. Und wahr¬ lich, Zeit war es, denn in eben diesem Augenblicke streifte das junge Paar hart an ihr vorüber und kein Wort entging ihr von dem Gespräche, das zwischen Beiden geführt wurde.
"Käthe, nicht so laut," sagte Botho, "die Leute sehen uns schon an."
"Laß sie..."
ſie weiter die Lützowſtraße hinunter auf den gleich¬ namigen Platz zu. Aber mit einem Male hielt ſie und wußte nicht wohin, denn auf ganz kurze Entfernung erkannte ſie Botho, der, mit einer jungen, ſchönen Dame am Arm, grad' auf ſie zukam, Die junge Dame ſprach lebhaft und anſcheinend lauter heitre Dinge, denn Botho lachte beſtändig, während er zu ihr niederblickte. Dieſem Umſtande verdankte ſie's auch, daß ſie nicht ſchon lange bemerkt worden war, und raſch entſchloſſen, eine Begegnung mit ihm um jeden Preis zu vermeiden, wandte ſie ſich, vom Trottoir her, nach rechts hin und trat an das zu¬ nächſt befindliche große Schaufenſter heran, vor dem, muthmaßlich als Deckel für eine hier befindliche Kelleröffnung, eine viereckige geriffelte Eiſenplatte lag. Das Schaufenſter ſelbſt war das eines ge¬ wöhnlichen Materialwaarenladens, mit dem üblichen Aufbau von Stearinlichten und Mixedpickles-Flaſchen, nichts Beſonders, aber Lene ſtarrte drauf hin, als ob ſie dergleichen noch nie geſehen habe. Und wahr¬ lich, Zeit war es, denn in eben dieſem Augenblicke ſtreifte das junge Paar hart an ihr vorüber und kein Wort entging ihr von dem Geſpräche, das zwiſchen Beiden geführt wurde.
„Käthe, nicht ſo laut,“ ſagte Botho, „die Leute ſehen uns ſchon an.“
„Laß ſie...“
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ſie weiter die Lützowſtraße hinunter auf den gleich¬
namigen Platz zu. Aber mit einem Male hielt ſie
und wußte nicht wohin, denn auf ganz kurze Entfernung
erkannte ſie Botho, der, mit einer jungen, ſchönen
Dame am Arm, grad' auf ſie zukam, Die junge
Dame ſprach lebhaft und anſcheinend lauter heitre
Dinge, denn Botho lachte beſtändig, während er zu
ihr niederblickte. Dieſem Umſtande verdankte ſie's
auch, daß ſie nicht ſchon lange bemerkt worden
war, und raſch entſchloſſen, eine Begegnung mit ihm
um jeden Preis zu vermeiden, wandte ſie ſich, vom
Trottoir her, nach rechts hin und trat an das zu¬
nächſt befindliche große Schaufenſter heran, vor dem,
muthmaßlich als Deckel für eine hier befindliche
Kelleröffnung, eine viereckige geriffelte Eiſenplatte
lag. Das Schaufenſter ſelbſt war das eines ge¬
wöhnlichen Materialwaarenladens, mit dem üblichen
Aufbau von Stearinlichten und Mixedpickles-Flaſchen,
nichts Beſonders, aber Lene ſtarrte drauf hin, als
ob ſie dergleichen noch nie geſehen habe. Und wahr¬
lich, Zeit war es, denn in eben dieſem Augenblicke
ſtreifte das junge Paar hart an ihr vorüber und
kein Wort entging ihr von dem Geſpräche, das
zwiſchen Beiden geführt wurde.
„Käthe, nicht ſo laut,“ ſagte Botho, „die Leute
ſehen uns ſchon an.“
„Laß ſie...“
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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/185>, abgerufen am 27.11.2024.
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