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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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Berlin. Wenn ich einen Fisch haben will, muß
ich ihn vom Köllnischen Fischmarkt holen."

"Schade. Da hätten wir einen mitbringn können.
Aber was dann?"

"Einen Rehrücken."

"Hm, das läßt sich hören. Und vorher etwas
Gemüse. Spargel ist schon eigentlich zu spät, oder
doch beinah. Aber Sie haben da, wie ich sehe, noch
junge Bohnen. Und hier in dem Mistbeet wird
sich ja wohl auch noch etwas finden lassen, ein paar
Gurken oder ein paar Rapunzeln. Und dann eine
süße Speise. So was mit Schlagsahne. Mir per¬
sönlich liegt nicht daran, aber die Herren, die be¬
ständig so thun, als machten sie sich nichts daraus,
die sind immer fürs Süße. Also drei, vier Gänge,
denk' ich. Und dann Butterbrot und Käse."

"Und bis wann befehlen die Herrschaften?"

"Nun ich denke bald, oder doch wenigstens so
bald wie möglich. Nicht wahr? Wir sind hungrig
und wenn der Rehrücken eine halbe Stunde Feuer
hat, hat er genug. Also sagen wir um 12. Und
wenn ich bitten darf, eine Bowle: 1 Rheinwein,
3 Mosel, 3 Champagner. Aber gute Marke. Glauben
Sie nicht, daß sich's verthut. Ich kenne das und
schmecke heraus, ob Moet oder Mumm. Aber Sie
werden schon machen; ich darf sagen, Sie flößen
mir ein Vertrauen ein. Apropos, können wir nicht

Berlin. Wenn ich einen Fiſch haben will, muß
ich ihn vom Köllniſchen Fiſchmarkt holen.“

„Schade. Da hätten wir einen mitbringn können.
Aber was dann?“

„Einen Rehrücken.“

„Hm, das läßt ſich hören. Und vorher etwas
Gemüſe. Spargel iſt ſchon eigentlich zu ſpät, oder
doch beinah. Aber Sie haben da, wie ich ſehe, noch
junge Bohnen. Und hier in dem Miſtbeet wird
ſich ja wohl auch noch etwas finden laſſen, ein paar
Gurken oder ein paar Rapunzeln. Und dann eine
ſüße Speiſe. So was mit Schlagſahne. Mir per¬
ſönlich liegt nicht daran, aber die Herren, die be¬
ſtändig ſo thun, als machten ſie ſich nichts daraus,
die ſind immer fürs Süße. Alſo drei, vier Gänge,
denk' ich. Und dann Butterbrot und Käſe.“

„Und bis wann befehlen die Herrſchaften?“

„Nun ich denke bald, oder doch wenigſtens ſo
bald wie möglich. Nicht wahr? Wir ſind hungrig
und wenn der Rehrücken eine halbe Stunde Feuer
hat, hat er genug. Alſo ſagen wir um 12. Und
wenn ich bitten darf, eine Bowle: 1 Rheinwein,
3 Moſel, 3 Champagner. Aber gute Marke. Glauben
Sie nicht, daß ſich's verthut. Ich kenne das und
ſchmecke heraus, ob Moet oder Mumm. Aber Sie
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[135/0145] Berlin. Wenn ich einen Fiſch haben will, muß ich ihn vom Köllniſchen Fiſchmarkt holen.“ „Schade. Da hätten wir einen mitbringn können. Aber was dann?“ „Einen Rehrücken.“ „Hm, das läßt ſich hören. Und vorher etwas Gemüſe. Spargel iſt ſchon eigentlich zu ſpät, oder doch beinah. Aber Sie haben da, wie ich ſehe, noch junge Bohnen. Und hier in dem Miſtbeet wird ſich ja wohl auch noch etwas finden laſſen, ein paar Gurken oder ein paar Rapunzeln. Und dann eine ſüße Speiſe. So was mit Schlagſahne. Mir per¬ ſönlich liegt nicht daran, aber die Herren, die be¬ ſtändig ſo thun, als machten ſie ſich nichts daraus, die ſind immer fürs Süße. Alſo drei, vier Gänge, denk' ich. Und dann Butterbrot und Käſe.“ „Und bis wann befehlen die Herrſchaften?“ „Nun ich denke bald, oder doch wenigſtens ſo bald wie möglich. Nicht wahr? Wir ſind hungrig und wenn der Rehrücken eine halbe Stunde Feuer hat, hat er genug. Alſo ſagen wir um 12. Und wenn ich bitten darf, eine Bowle: 1 Rheinwein, 3 Moſel, 3 Champagner. Aber gute Marke. Glauben Sie nicht, daß ſich's verthut. Ich kenne das und ſchmecke heraus, ob Moet oder Mumm. Aber Sie werden ſchon machen; ich darf ſagen, Sie flößen mir ein Vertrauen ein. Apropos, können wir nicht

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/145>, abgerufen am 22.11.2024.