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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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niedrigen Nachbargebüsche nistender Fink, Schwalben
fuhren hin und her und zuletzt kam eine schwarze
Henne mit einem langen Gefolge von Entenküken
an der Veranda vorüber und stolzirte gravitätisch
auf einen weit in den Fluß hineingebauten Wassersteg
zu. Mitten auf diesem Steg aber blieb die Henne
stehn, während sich die Küken ins Wasser stürzten
und fortschwammen.

"Lene sah eifrig dem allen zu. "Sieh nur, Botho,
wie der Strom durch die Pfähle schießt." Aber
eigentlich war es weder der Steg noch die durch¬
schießende Fluth, was sie fesselte, sondern die zwei
Boote, die vorn angekettet lagen. Sie liebäugelte
damit und erging sich in kleinen Fragen und An¬
spielungen und erst als Botho taub blieb und durchaus
nichts davon verstehen wollte, rückte sie klarer mit
der Sprache heraus und sagte rundweg, daß sie
gern Wasser fahren möchte.

"Weiber sind doch unverbesserlich. Unverbesserlich
in ihrem Leichtsinn. Denk' an den zweiten Ostertag.
Um ein Haar . . ."

"... Wär' ich ertrunken Gewiß. Aber das
war nur das Eine. Nebenher lief die Bekanntschaft
mit einem stattlichen Herrn, dessen Du Dich viel¬
leicht entsinnst. Er hieß Botho . . . Du wirst doch,
denk' ich, den zweiten Ostertag nicht als einen Un¬

niedrigen Nachbargebüſche niſtender Fink, Schwalben
fuhren hin und her und zuletzt kam eine ſchwarze
Henne mit einem langen Gefolge von Entenküken
an der Veranda vorüber und ſtolzirte gravitätiſch
auf einen weit in den Fluß hineingebauten Waſſerſteg
zu. Mitten auf dieſem Steg aber blieb die Henne
ſtehn, während ſich die Küken ins Waſſer ſtürzten
und fortſchwammen.

„Lene ſah eifrig dem allen zu. „Sieh nur, Botho,
wie der Strom durch die Pfähle ſchießt.“ Aber
eigentlich war es weder der Steg noch die durch¬
ſchießende Fluth, was ſie feſſelte, ſondern die zwei
Boote, die vorn angekettet lagen. Sie liebäugelte
damit und erging ſich in kleinen Fragen und An¬
ſpielungen und erſt als Botho taub blieb und durchaus
nichts davon verſtehen wollte, rückte ſie klarer mit
der Sprache heraus und ſagte rundweg, daß ſie
gern Waſſer fahren möchte.

„Weiber ſind doch unverbeſſerlich. Unverbeſſerlich
in ihrem Leichtſinn. Denk' an den zweiten Oſtertag.
Um ein Haar . . .“

„... Wär' ich ertrunken Gewiß. Aber das
war nur das Eine. Nebenher lief die Bekanntſchaft
mit einem ſtattlichen Herrn, deſſen Du Dich viel¬
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[105/0115] niedrigen Nachbargebüſche niſtender Fink, Schwalben fuhren hin und her und zuletzt kam eine ſchwarze Henne mit einem langen Gefolge von Entenküken an der Veranda vorüber und ſtolzirte gravitätiſch auf einen weit in den Fluß hineingebauten Waſſerſteg zu. Mitten auf dieſem Steg aber blieb die Henne ſtehn, während ſich die Küken ins Waſſer ſtürzten und fortſchwammen. „Lene ſah eifrig dem allen zu. „Sieh nur, Botho, wie der Strom durch die Pfähle ſchießt.“ Aber eigentlich war es weder der Steg noch die durch¬ ſchießende Fluth, was ſie feſſelte, ſondern die zwei Boote, die vorn angekettet lagen. Sie liebäugelte damit und erging ſich in kleinen Fragen und An¬ ſpielungen und erſt als Botho taub blieb und durchaus nichts davon verſtehen wollte, rückte ſie klarer mit der Sprache heraus und ſagte rundweg, daß ſie gern Waſſer fahren möchte. „Weiber ſind doch unverbeſſerlich. Unverbeſſerlich in ihrem Leichtſinn. Denk' an den zweiten Oſtertag. Um ein Haar . . .“ „... Wär' ich ertrunken Gewiß. Aber das war nur das Eine. Nebenher lief die Bekanntſchaft mit einem ſtattlichen Herrn, deſſen Du Dich viel¬ leicht entſinnſt. Er hieß Botho . . . Du wirſt doch, denk' ich, den zweiten Oſtertag nicht als einen Un¬

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/115>, abgerufen am 22.11.2024.