Fontane, Theodor: Männer und Helden. Acht Preußen-Lieder. Berlin, 1850.Sonst focht er still und friedlich, Nach Handwerksburschen-Recht, Jetzt war er unermüdlich Beim Fechten im Gefecht; Es war der flinke Schneider Zum Stechen wohl geschickt, Oft hat er an die Kleider Dem Feinde was geflickt. Er stieg zu hohen Ehren, Feldmarschall ward er gar, Es mocht' ihn wenig kehren, Daß einst er Schneider war, Nur fand er einen Spötter, Verstund er keinen Spaß, Und brummte: "für Hundsfötter Sitzt hier mein Ellenmaaß!" Krank lag in seinem Schlosse Der greise Feldmarschall, Keins seiner Lieblingsrosse Kam wiehernd aus dem Stall; Er sprach: "als alter Schneider, Weiß ich seit langer Zeit, Man wechselt seine Kleider, -- Auch hab' ich des nicht Leid. "Es fehlt der alten Hülle In Breite schon und Läng', Der Geist tritt in die Fülle, Der Leib wird ihm zu eng; Gesegnet sei dein Wille, Herr Gott, in letzter Noth!" Er sprach's, und wurde stille, -- Der alte Held war todt. Sonst focht er still und friedlich, Nach Handwerksburschen-Recht, Jetzt war er unermüdlich Beim Fechten im Gefecht; Es war der flinke Schneider Zum Stechen wohl geschickt, Oft hat er an die Kleider Dem Feinde was geflickt. Er stieg zu hohen Ehren, Feldmarschall ward er gar, Es mocht’ ihn wenig kehren, Daß einst er Schneider war, Nur fand er einen Spötter, Verstund er keinen Spaß, Und brummte: „für Hundsfötter Sitzt hier mein Ellenmaaß!“ Krank lag in seinem Schlosse Der greise Feldmarschall, Keins seiner Lieblingsrosse Kam wiehernd aus dem Stall; Er sprach: „als alter Schneider, Weiß ich seit langer Zeit, Man wechselt seine Kleider, — Auch hab’ ich des nicht Leid. „Es fehlt der alten Hülle In Breite schon und Läng’, Der Geist tritt in die Fülle, Der Leib wird ihm zu eng; Gesegnet sei dein Wille, Herr Gott, in letzter Noth!“ Er sprach’s, und wurde stille, — Der alte Held war todt. <TEI> <text> <body> <div type="poem"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0010" n="6"/> <lg n="4"> <l>Sonst focht er still und friedlich,</l><lb/> <l>Nach Handwerksburschen-Recht,</l><lb/> <l>Jetzt war er unermüdlich</l><lb/> <l>Beim Fechten im Gefecht;</l><lb/> <l>Es war der flinke Schneider</l><lb/> <l>Zum Stechen wohl geschickt,</l><lb/> <l>Oft hat er an die Kleider</l><lb/> <l>Dem Feinde was geflickt.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Er stieg zu hohen Ehren,</l><lb/> <l>Feldmarschall ward er gar,</l><lb/> <l>Es mocht’ ihn wenig kehren,</l><lb/> <l>Daß einst er Schneider war,</l><lb/> <l>Nur fand er einen Spötter,</l><lb/> <l>Verstund er keinen Spaß,</l><lb/> <l>Und brummte: „für Hundsfötter</l><lb/> <l>Sitzt hier mein Ellenmaaß!“</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Krank lag in seinem Schlosse</l><lb/> <l>Der greise Feldmarschall,</l><lb/> <l>Keins seiner Lieblingsrosse</l><lb/> <l>Kam wiehernd aus dem Stall;</l><lb/> <l>Er sprach: „als alter Schneider,</l><lb/> <l>Weiß ich seit langer Zeit,</l><lb/> <l>Man wechselt seine Kleider, —</l><lb/> <l>Auch hab’ ich des nicht Leid.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>„Es fehlt der alten Hülle</l><lb/> <l>In Breite schon und Läng’,</l><lb/> <l>Der Geist tritt in die Fülle,</l><lb/> <l>Der Leib wird ihm zu eng;</l><lb/> <l>Gesegnet sei dein Wille,</l><lb/> <l>Herr Gott, in letzter Noth!“</l><lb/> <l>Er sprach’s, und wurde stille, —</l><lb/> <l>Der alte Held war todt.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [6/0010]
Sonst focht er still und friedlich,
Nach Handwerksburschen-Recht,
Jetzt war er unermüdlich
Beim Fechten im Gefecht;
Es war der flinke Schneider
Zum Stechen wohl geschickt,
Oft hat er an die Kleider
Dem Feinde was geflickt.
Er stieg zu hohen Ehren,
Feldmarschall ward er gar,
Es mocht’ ihn wenig kehren,
Daß einst er Schneider war,
Nur fand er einen Spötter,
Verstund er keinen Spaß,
Und brummte: „für Hundsfötter
Sitzt hier mein Ellenmaaß!“
Krank lag in seinem Schlosse
Der greise Feldmarschall,
Keins seiner Lieblingsrosse
Kam wiehernd aus dem Stall;
Er sprach: „als alter Schneider,
Weiß ich seit langer Zeit,
Man wechselt seine Kleider, —
Auch hab’ ich des nicht Leid.
„Es fehlt der alten Hülle
In Breite schon und Läng’,
Der Geist tritt in die Fülle,
Der Leib wird ihm zu eng;
Gesegnet sei dein Wille,
Herr Gott, in letzter Noth!“
Er sprach’s, und wurde stille, —
Der alte Held war todt.
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