Oft erfasst den See ein Zittern tiefer Sehnsucht, und er lauscht, Wenn's, gleich fernem Meeresbrausen, in den Tannengipfeln rauscht, Beim Geheul der Wölfe wähnt er, daß die Winds- braut nahe sei, Und im heisren Lied des Hähers hört er nur der Möve Schrei.
Frühling wird's, und dreißig Ströme zahlen plötzlich ihm Tribut, Dreißig Ströme, die sonst meerwärts nieder- stürzten ihre Fluth, Mit der Wasser Steigen steigt auch das Gefühl ihm seiner Kraft, Und dem Freiheitsdrang gesellt sich jetzt der Zorn ob seiner Haft.
Oft erfaſſt den See ein Zittern tiefer Sehnſucht, und er lauſcht, Wenn’s, gleich fernem Meeresbrauſen, in den Tannengipfeln rauſcht, Beim Geheul der Wölfe wähnt er, daß die Winds- braut nahe ſei, Und im heiſren Lied des Hähers hört er nur der Möve Schrei.
Frühling wird’s, und dreißig Ströme zahlen plötzlich ihm Tribut, Dreißig Ströme, die ſonſt meerwärts nieder- ſtürzten ihre Fluth, Mit der Waſſer Steigen ſteigt auch das Gefühl ihm ſeiner Kraft, Und dem Freiheitsdrang geſellt ſich jetzt der Zorn ob ſeiner Haft.
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[65/0079]
Oft erfaſſt den See ein Zittern tiefer Sehnſucht,
und er lauſcht,
Wenn’s, gleich fernem Meeresbrauſen, in den
Tannengipfeln rauſcht,
Beim Geheul der Wölfe wähnt er, daß die Winds-
braut nahe ſei,
Und im heiſren Lied des Hähers hört er nur der
Möve Schrei.
Frühling wird’s, und dreißig Ströme zahlen
plötzlich ihm Tribut,
Dreißig Ströme, die ſonſt meerwärts nieder-
ſtürzten ihre Fluth,
Mit der Waſſer Steigen ſteigt auch das Gefühl
ihm ſeiner Kraft,
Und dem Freiheitsdrang geſellt ſich jetzt der Zorn
ob ſeiner Haft.
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Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/79>, abgerufen am 17.02.2025.
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