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Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.

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Nach einem Punkt nur blinzelt Er empor,
Von wo herab im Purpur, goldgestickt,
Des Kaisers Bild auf ihn herniederblickt.

Das Kaiserbild! traun in das Festgebraus
Aus seinem goldnen Rahmen tritt's heraus,
Ein tiefer Ernst umschattet sein Gesicht,
Der Kronendurstge aber sieht es nicht,
Er sieht nur wie der Goldreif blinkt und blitzt,
Der auf der Stirne des Allmächtgen sitzt,
Er sieht das Scepter nur der halben Welt,
Das Jener spielend fast in Händen hält,
Und zitternd nach des Glückes gleicher Huld,
Ruft er sich selber zu: "Geduld, Geduld!"
So aber denken nicht die schlanken Schönen,
Die leicht hin schweben auf den leichten Tönen,
Mit Blüthen sind die Blühenden geschmückt,
Wie wenn man Rosen noch auf Rosen drückt,
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Nach einem Punkt nur blinzelt Er empor,
Von wo herab im Purpur, goldgeſtickt,
Des Kaiſers Bild auf ihn herniederblickt.

Das Kaiſerbild! traun in das Feſtgebraus
Aus ſeinem goldnen Rahmen tritt’s heraus,
Ein tiefer Ernſt umſchattet ſein Geſicht,
Der Kronendurſtge aber ſieht es nicht,
Er ſieht nur wie der Goldreif blinkt und blitzt,
Der auf der Stirne des Allmächtgen ſitzt,
Er ſieht das Scepter nur der halben Welt,
Das Jener ſpielend faſt in Händen hält,
Und zitternd nach des Glückes gleicher Huld,
Ruft er ſich ſelber zu: „Geduld, Geduld!“
So aber denken nicht die ſchlanken Schönen,
Die leicht hin ſchweben auf den leichten Tönen,
Mit Blüthen ſind die Blühenden geſchmückt,
Wie wenn man Roſen noch auf Roſen drückt,
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[289/0303] Nach einem Punkt nur blinzelt Er empor, Von wo herab im Purpur, goldgeſtickt, Des Kaiſers Bild auf ihn herniederblickt. Das Kaiſerbild! traun in das Feſtgebraus Aus ſeinem goldnen Rahmen tritt’s heraus, Ein tiefer Ernſt umſchattet ſein Geſicht, Der Kronendurſtge aber ſieht es nicht, Er ſieht nur wie der Goldreif blinkt und blitzt, Der auf der Stirne des Allmächtgen ſitzt, Er ſieht das Scepter nur der halben Welt, Das Jener ſpielend faſt in Händen hält, Und zitternd nach des Glückes gleicher Huld, Ruft er ſich ſelber zu: „Geduld, Geduld!“ So aber denken nicht die ſchlanken Schönen, Die leicht hin ſchweben auf den leichten Tönen, Mit Blüthen ſind die Blühenden geſchmückt, Wie wenn man Roſen noch auf Roſen drückt, 13

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/303>, abgerufen am 24.11.2024.