Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Schlug in die Hand und lachte: "brav, mein
Sohn!"
Und dieses Weib -- und nun geht still nach
Haus --
War eine Medicis und Königin Mutter."
So sprach der Mann (es war zu Coventry)
Und sprang herab; ich aber fuhr des Wegs.
König.
Und ward kein Beifall laut? trug man den
Sprecher
Nicht im Triumph nach Haus? schwur nicht
ein Jeder,
Vom feisten Höker bis zum Bettelbuben,
Für seinen Glauben einzustehn? die Thoren,
Als sei ihr Glauben in Gefahr! so aber
Ist dieses Volk: sein Denken all und Fühlen,
Sein Heiligstes, ein Spielball ist's in Händen
Fanat'scher Priester, oder schlimmer noch,
Ehrgeiz'ger Gaukler die ihr Fach verstehn.
Schlug in die Hand und lachte: „brav, mein
Sohn!“
Und dieſes Weib — und nun geht ſtill nach
Haus —
War eine Medicis und Königin Mutter.“
So ſprach der Mann (es war zu Coventry)
Und ſprang herab; ich aber fuhr des Wegs.
König.
Und ward kein Beifall laut? trug man den
Sprecher
Nicht im Triumph nach Haus? ſchwur nicht
ein Jeder,
Vom feiſten Höker bis zum Bettelbuben,
Für ſeinen Glauben einzuſtehn? die Thoren,
Als ſei ihr Glauben in Gefahr! ſo aber
Iſt dieſes Volk: ſein Denken all und Fühlen,
Sein Heiligſtes, ein Spielball iſt’s in Händen
Fanat’ſcher Prieſter, oder ſchlimmer noch,
Ehrgeiz’ger Gaukler die ihr Fach verſtehn.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#KÖN">
            <p><pb facs="#f0283" n="269"/>
Schlug in die Hand und lachte: &#x201E;brav, mein<lb/>
Sohn!&#x201C;<lb/>
Und die&#x017F;es Weib &#x2014; und nun geht &#x017F;till nach<lb/>
Haus &#x2014;<lb/>
War eine <hi rendition="#g">Medicis</hi> und <hi rendition="#g">Königin Mutter</hi>.&#x201C;<lb/>
So &#x017F;prach der Mann (es war zu Coventry)<lb/>
Und &#x017F;prang herab; ich aber fuhr des Wegs.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KÖN">
            <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Und ward kein Beifall laut? trug man den<lb/><hi rendition="#g">Sprecher</hi><lb/>
Nicht im Triumph nach Haus? &#x017F;chwur nicht<lb/>
ein Jeder,<lb/>
Vom fei&#x017F;ten Höker bis zum Bettelbuben,<lb/>
Für &#x017F;einen Glauben einzu&#x017F;tehn? die Thoren,<lb/>
Als &#x017F;ei ihr Glauben in Gefahr! &#x017F;o aber<lb/>
I&#x017F;t die&#x017F;es Volk: &#x017F;ein Denken all und Fühlen,<lb/>
Sein Heilig&#x017F;tes, ein Spielball i&#x017F;t&#x2019;s in Händen<lb/>
Fanat&#x2019;&#x017F;cher Prie&#x017F;ter, oder &#x017F;chlimmer noch,<lb/>
Ehrgeiz&#x2019;ger Gaukler die ihr Fach ver&#x017F;tehn.<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0283] Schlug in die Hand und lachte: „brav, mein Sohn!“ Und dieſes Weib — und nun geht ſtill nach Haus — War eine Medicis und Königin Mutter.“ So ſprach der Mann (es war zu Coventry) Und ſprang herab; ich aber fuhr des Wegs. König. Und ward kein Beifall laut? trug man den Sprecher Nicht im Triumph nach Haus? ſchwur nicht ein Jeder, Vom feiſten Höker bis zum Bettelbuben, Für ſeinen Glauben einzuſtehn? die Thoren, Als ſei ihr Glauben in Gefahr! ſo aber Iſt dieſes Volk: ſein Denken all und Fühlen, Sein Heiligſtes, ein Spielball iſt’s in Händen Fanat’ſcher Prieſter, oder ſchlimmer noch, Ehrgeiz’ger Gaukler die ihr Fach verſtehn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/283
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/283>, abgerufen am 25.11.2024.