Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.
Doch Strafford ist der alte; er genas Aus Lust und Liebe seinem Herrn zu dienen. Strafford. Ihr sprecht es aus; krank traf mich Euer Brief, Ich las: Ihr rieft mich, -- und ich war genesen. Seit gestern bin ich hier; o, wär' ich's länger: Bei Freund und Feind welch' Wechsel der Er- scheinung! Der Feinde Haß, ohnmächtig sonst vor Furcht, Jetzt prahlt er schier in offnem Widerstande, -- Und schlimmer noch: des Argwohns Rattenzahn Nagt an der Freunde Herz. König. Vor allem, Graf, Saht Ihr das freche Treiben vor dem Schloß? Strafford. All dieses Treiben ist nur Wiederhall, Ist nur Symptom der Krankheit, nicht sie selbst, Die Krankheit selber nennt sich -- Parlament.
Doch Strafford iſt der alte; er genas Aus Luſt und Liebe ſeinem Herrn zu dienen. Strafford. Ihr ſprecht es aus; krank traf mich Euer Brief, Ich las: Ihr rieft mich, — und ich war geneſen. Seit geſtern bin ich hier; o, wär’ ich’s länger: Bei Freund und Feind welch’ Wechſel der Er- ſcheinung! Der Feinde Haß, ohnmächtig ſonſt vor Furcht, Jetzt prahlt er ſchier in offnem Widerſtande, — Und ſchlimmer noch: des Argwohns Rattenzahn Nagt an der Freunde Herz. König. Vor allem, Graf, Saht Ihr das freche Treiben vor dem Schloß? Strafford. All dieſes Treiben iſt nur Wiederhall, Iſt nur Symptom der Krankheit, nicht ſie ſelbſt, Die Krankheit ſelber nennt ſich — Parlament. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#KÖN"> <p><pb facs="#f0274" n="260"/> Doch Strafford iſt der alte; er genas<lb/> Aus Luſt und Liebe ſeinem Herrn zu dienen.</p> </sp><lb/> <sp who="#STR"> <speaker><hi rendition="#g">Strafford</hi>.</speaker><lb/> <p>Ihr ſprecht es aus; krank traf mich Euer Brief,<lb/> Ich las: Ihr rieft mich, — und ich war geneſen.<lb/> Seit geſtern bin ich hier; o, wär’ ich’s länger:<lb/> Bei Freund und Feind welch’ Wechſel der Er-<lb/> ſcheinung!<lb/> Der Feinde Haß, ohnmächtig ſonſt vor Furcht,<lb/> Jetzt prahlt er ſchier in offnem Widerſtande, —<lb/> Und ſchlimmer noch: des Argwohns Rattenzahn<lb/> Nagt an der <hi rendition="#g">Freunde</hi> Herz.</p> </sp><lb/> <sp who="#KÖN"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p>Vor allem, Graf,<lb/> Saht Ihr das freche Treiben vor dem Schloß?</p> </sp><lb/> <sp who="#STR"> <speaker><hi rendition="#g">Strafford</hi>.</speaker><lb/> <p>All dieſes Treiben iſt nur Wiederhall,<lb/> Iſt nur Symptom der Krankheit, nicht ſie ſelbſt,<lb/> Die Krankheit ſelber nennt ſich — <hi rendition="#g">Parlament</hi>.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [260/0274]
Doch Strafford iſt der alte; er genas
Aus Luſt und Liebe ſeinem Herrn zu dienen.
Strafford.
Ihr ſprecht es aus; krank traf mich Euer Brief,
Ich las: Ihr rieft mich, — und ich war geneſen.
Seit geſtern bin ich hier; o, wär’ ich’s länger:
Bei Freund und Feind welch’ Wechſel der Er-
ſcheinung!
Der Feinde Haß, ohnmächtig ſonſt vor Furcht,
Jetzt prahlt er ſchier in offnem Widerſtande, —
Und ſchlimmer noch: des Argwohns Rattenzahn
Nagt an der Freunde Herz.
König.
Vor allem, Graf,
Saht Ihr das freche Treiben vor dem Schloß?
Strafford.
All dieſes Treiben iſt nur Wiederhall,
Iſt nur Symptom der Krankheit, nicht ſie ſelbſt,
Die Krankheit ſelber nennt ſich — Parlament.
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/274>, abgerufen am 16.02.2025. |