Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.
Du ruhtest besser wohl am heim'schen Strande, Doch jetzt, wo Du den bittren Kampf bestanden, Jetzt ruf ich: "Freund, wohl Dir! es ist vorbei." Schön ist das Leben, doch von tausend Banden, Ob in der Heimath, ob in fremden Landen, Macht erst der Tod die Menschenseele frei. Mir löst die Pflicht, der strenge Kerkermeister, Die Fessel nie, gleichviel ob Tag ob Nacht, Und selbst von Deinem Grabeshügel reißt er Mich unerbittlich, wenn der Tag erwacht.
Du ruhteſt beſſer wohl am heim’ſchen Strande, Doch jetzt, wo Du den bittren Kampf beſtanden, Jetzt ruf ich: „Freund, wohl Dir! es iſt vorbei.“ Schön iſt das Leben, doch von tauſend Banden, Ob in der Heimath, ob in fremden Landen, Macht erſt der Tod die Menſchenſeele frei. Mir löſt die Pflicht, der ſtrenge Kerkermeiſter, Die Feſſel nie, gleichviel ob Tag ob Nacht, Und ſelbſt von Deinem Grabeshügel reißt er Mich unerbittlich, wenn der Tag erwacht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="5"> <l> <pb facs="#f0238" n="224"/> </l> <l>Du ruhteſt beſſer wohl am heim’ſchen Strande,</l><lb/> <l>Im Dünenſand, wo Du zu ruhn geglaubt:</l><lb/> <l>Ein Kuß der Liebe hätt’ im Vaterlande</l><lb/> <l>Dem Tode ſeinen Stachel noch geraubt.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Doch jetzt, wo Du den bittren Kampf beſtanden,</l><lb/> <l>Jetzt ruf ich: „Freund, wohl Dir! es iſt vorbei.“</l><lb/> <l>Schön iſt das Leben, doch von tauſend Banden,</l><lb/> <l>Ob in der Heimath, ob in fremden Landen,</l><lb/> <l>Macht erſt der Tod die Menſchenſeele frei.</l><lb/> <l>Mir löſt die Pflicht, der ſtrenge Kerkermeiſter,</l><lb/> <l>Die Feſſel nie, gleichviel ob Tag ob Nacht,</l><lb/> <l>Und ſelbſt von Deinem Grabeshügel reißt er</l><lb/> <l>Mich unerbittlich, wenn der Tag erwacht.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [224/0238]
Du ruhteſt beſſer wohl am heim’ſchen Strande,
Im Dünenſand, wo Du zu ruhn geglaubt:
Ein Kuß der Liebe hätt’ im Vaterlande
Dem Tode ſeinen Stachel noch geraubt.
Doch jetzt, wo Du den bittren Kampf beſtanden,
Jetzt ruf ich: „Freund, wohl Dir! es iſt vorbei.“
Schön iſt das Leben, doch von tauſend Banden,
Ob in der Heimath, ob in fremden Landen,
Macht erſt der Tod die Menſchenſeele frei.
Mir löſt die Pflicht, der ſtrenge Kerkermeiſter,
Die Feſſel nie, gleichviel ob Tag ob Nacht,
Und ſelbſt von Deinem Grabeshügel reißt er
Mich unerbittlich, wenn der Tag erwacht.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |