Und in die Gruft, die Deinem Schmerz be- schieden, Hat man Dich selber nun hinabgesenkt.
Schön ist das Leben! ach, man lernt es lieben Recht innig erst, wenn man es meiden soll, Doch in die weite Welt hinaus getrieben, Wo fremd wie wir auch unser Herz geblieben, Da wird der Tod uns doppelt qualenvoll. Auf welcher Wange sahst Du Thränen glänzen? Wer hat Dein brechend Auge zugedrückt? Mein armer Wilm, mit Immortellenkränzen Hat flücht'ges Mitleid nur Dein Grab geschmückt.
Was half es Dir, daß schöner dort die Rosen, Und goldner selbst des Himmels Sterne glühn? Nun gilt es gleich -- ob rauhe Stürme tosen, Ob linde Weste mit den Blumen kosen, Mit Blumen, Freund, die Deinem Grab entblühn.
Und in die Gruft, die Deinem Schmerz be- ſchieden, Hat man Dich ſelber nun hinabgeſenkt.
Schön iſt das Leben! ach, man lernt es lieben Recht innig erſt, wenn man es meiden ſoll, Doch in die weite Welt hinaus getrieben, Wo fremd wie wir auch unſer Herz geblieben, Da wird der Tod uns doppelt qualenvoll. Auf welcher Wange ſahſt Du Thränen glänzen? Wer hat Dein brechend Auge zugedrückt? Mein armer Wilm, mit Immortellenkränzen Hat flücht’ges Mitleid nur Dein Grab geſchmückt.
Was half es Dir, daß ſchöner dort die Roſen, Und goldner ſelbſt des Himmels Sterne glühn? Nun gilt es gleich — ob rauhe Stürme toſen, Ob linde Weſte mit den Blumen koſen, Mit Blumen, Freund, die Deinem Grab entblühn.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="3"><l><pbfacs="#f0237"n="223"/></l><l>Und in die Gruft, die <hirendition="#g">Deinem Schmerz</hi> be-</l><lb/><l>ſchieden,</l><lb/><l>Hat man <hirendition="#g">Dich ſelber</hi> nun hinabgeſenkt.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Schön iſt das Leben! ach, man lernt es lieben</l><lb/><l>Recht innig erſt, wenn man es meiden ſoll,</l><lb/><l>Doch in die weite Welt hinaus getrieben,</l><lb/><l>Wo fremd wie wir auch unſer Herz geblieben,</l><lb/><l>Da wird der Tod uns doppelt qualenvoll.</l><lb/><l>Auf welcher Wange ſahſt Du Thränen glänzen?</l><lb/><l>Wer hat Dein brechend Auge zugedrückt?</l><lb/><l>Mein armer Wilm, mit Immortellenkränzen</l><lb/><l>Hat flücht’ges Mitleid nur Dein Grab geſchmückt.</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Was half es Dir, daß ſchöner dort die Roſen,</l><lb/><l>Und goldner ſelbſt des Himmels Sterne glühn?</l><lb/><l>Nun gilt es gleich — ob rauhe Stürme toſen,</l><lb/><l>Ob linde Weſte mit den Blumen koſen,</l><lb/><l>Mit Blumen, Freund, die Deinem Grab entblühn.</l><lb/><l></l></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[223/0237]
Und in die Gruft, die Deinem Schmerz be-
ſchieden,
Hat man Dich ſelber nun hinabgeſenkt.
Schön iſt das Leben! ach, man lernt es lieben
Recht innig erſt, wenn man es meiden ſoll,
Doch in die weite Welt hinaus getrieben,
Wo fremd wie wir auch unſer Herz geblieben,
Da wird der Tod uns doppelt qualenvoll.
Auf welcher Wange ſahſt Du Thränen glänzen?
Wer hat Dein brechend Auge zugedrückt?
Mein armer Wilm, mit Immortellenkränzen
Hat flücht’ges Mitleid nur Dein Grab geſchmückt.
Was half es Dir, daß ſchöner dort die Roſen,
Und goldner ſelbſt des Himmels Sterne glühn?
Nun gilt es gleich — ob rauhe Stürme toſen,
Ob linde Weſte mit den Blumen koſen,
Mit Blumen, Freund, die Deinem Grab entblühn.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/237>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.