Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.Zu Häupten ihr glüht Sternenschein, Ihr Haar ist Gold, -- wer mag sie sein? Sie kommt, und bringt ihr Angebind Im Saale drin dem Königskind. Das Königskind das heißt Marie, Sie aber ist die Poesie; Die neiget jetzt zur Wiege sich, Und flüstert ernst: "ich weihe Dich!" Sie flüstert's kaum, da -- still und stumm Entschwebet schon sie wiederum, Und lachend schlüpfen lust'ge Zwei Jetzt in die Thür, an ihr vorbei. Die Eine strotzt von buntem Tand,
Ein Spiegel blitzt in ihrer Hand, Bald schaut sie sich und bald ihr Kleid, Das war die Dirne "Eitelkeit". Zu Häupten ihr glüht Sternenſchein, Ihr Haar iſt Gold, — wer mag ſie ſein? Sie kommt, und bringt ihr Angebind Im Saale drin dem Königskind. Das Königskind das heißt Marie, Sie aber iſt die Poeſie; Die neiget jetzt zur Wiege ſich, Und flüſtert ernſt: „ich weihe Dich!“ Sie flüſtert’s kaum, da — ſtill und ſtumm Entſchwebet ſchon ſie wiederum, Und lachend ſchlüpfen luſt’ge Zwei Jetzt in die Thür, an ihr vorbei. Die Eine ſtrotzt von buntem Tand,
Ein Spiegel blitzt in ihrer Hand, Bald ſchaut ſie ſich und bald ihr Kleid, Das war die Dirne „Eitelkeit“. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0164" n="150"/> </l> <lg n="3"> <l>Zu Häupten ihr glüht Sternenſchein,</l><lb/> <l>Ihr Haar iſt Gold, — wer mag ſie ſein?</l><lb/> <l>Sie kommt, und bringt ihr Angebind</l><lb/> <l>Im Saale drin dem Königskind.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Das Königskind das heißt <hi rendition="#g">Marie</hi>,</l><lb/> <l>Sie aber iſt die <hi rendition="#g">Poeſie</hi>;</l><lb/> <l>Die neiget jetzt zur Wiege ſich,</l><lb/> <l>Und flüſtert ernſt: „ich weihe Dich!“</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Sie flüſtert’s kaum, da — ſtill und ſtumm</l><lb/> <l>Entſchwebet ſchon ſie wiederum,</l><lb/> <l>Und lachend ſchlüpfen luſt’ge Zwei</l><lb/> <l>Jetzt in die Thür, an ihr vorbei.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Die Eine ſtrotzt von buntem Tand,</l><lb/> <l>Ein Spiegel blitzt in ihrer Hand,</l><lb/> <l>Bald ſchaut ſie ſich und bald ihr Kleid,</l><lb/> <l>Das war die Dirne „<hi rendition="#g">Eitelkeit</hi>“.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0164]
Zu Häupten ihr glüht Sternenſchein,
Ihr Haar iſt Gold, — wer mag ſie ſein?
Sie kommt, und bringt ihr Angebind
Im Saale drin dem Königskind.
Das Königskind das heißt Marie,
Sie aber iſt die Poeſie;
Die neiget jetzt zur Wiege ſich,
Und flüſtert ernſt: „ich weihe Dich!“
Sie flüſtert’s kaum, da — ſtill und ſtumm
Entſchwebet ſchon ſie wiederum,
Und lachend ſchlüpfen luſt’ge Zwei
Jetzt in die Thür, an ihr vorbei.
Die Eine ſtrotzt von buntem Tand,
Ein Spiegel blitzt in ihrer Hand,
Bald ſchaut ſie ſich und bald ihr Kleid,
Das war die Dirne „Eitelkeit“.
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/164>, abgerufen am 16.07.2024. |