Er reitet einsam in den Wald, Und sinnt, und -- muß erbleichen: Er drückt dem Renner allsobald Die Sporen in die Weichen, Er fliegt nach Haus, auf seinem Roß, Im Wettlauf mit dem Winde, -- Und findet -- spielend vor dem Schloß, Sein Weib mit seinem Kinde.
Oft läßt er selbst, auf seinen Knien, Den hübschen Blondkopf schaukeln, Bis plötzlich tolle Bilder ihn, Wie hergeweht, umgaukeln: Des Kindes Augen sind so blau, Und schwarz sind doch die seinen, -- Er stößt es fort, und murmelt rauh: "Was kümmert mich sein Weinen?"
Er reitet einſam in den Wald, Und ſinnt, und — muß erbleichen: Er drückt dem Renner allſobald Die Sporen in die Weichen, Er fliegt nach Haus, auf ſeinem Roß, Im Wettlauf mit dem Winde, — Und findet — ſpielend vor dem Schloß, Sein Weib mit ſeinem Kinde.
Oft läßt er ſelbſt, auf ſeinen Knien, Den hübſchen Blondkopf ſchaukeln, Bis plötzlich tolle Bilder ihn, Wie hergeweht, umgaukeln: Des Kindes Augen ſind ſo blau, Und ſchwarz ſind doch die ſeinen, — Er ſtößt es fort, und murmelt rauh: „Was kümmert mich ſein Weinen?“
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Er reitet einſam in den Wald,
Und ſinnt, und — muß erbleichen:
Er drückt dem Renner allſobald
Die Sporen in die Weichen,
Er fliegt nach Haus, auf ſeinem Roß,
Im Wettlauf mit dem Winde, —
Und findet — ſpielend vor dem Schloß,
Sein Weib mit ſeinem Kinde.
Oft läßt er ſelbſt, auf ſeinen Knien,
Den hübſchen Blondkopf ſchaukeln,
Bis plötzlich tolle Bilder ihn,
Wie hergeweht, umgaukeln:
Des Kindes Augen ſind ſo blau,
Und ſchwarz ſind doch die ſeinen, —
Er ſtößt es fort, und murmelt rauh:
„Was kümmert mich ſein Weinen?“
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Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/149>, abgerufen am 16.02.2025.
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