Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.Der Tag ist um; neugierig-bang Legt Anne sich die Karten: "Ein Jahr noch!" ach, es ist so lang Bis über's Jahr zu warten; Sie seufzet: "wär' erst wieder Mai, Nicht eher athm' ich froh und frei, Bis ich ein Herz gefunden." Das Jahr ist um, der Mai ist da
Mit seinen Blumen allen, Wohl mochte Manchem, der sie sah, Die hübsche Dirn' gefallen; Doch Anne war ein Waisenkind, Und wo nicht Hof und Truhe sind, Da hat die Lieb' ein Ende. Der Tag iſt um; neugierig-bang Legt Anne ſich die Karten: „Ein Jahr noch!“ ach, es iſt ſo lang Bis über’s Jahr zu warten; Sie ſeufzet: „wär’ erſt wieder Mai, Nicht eher athm’ ich froh und frei, Bis ich ein Herz gefunden.“ Das Jahr iſt um, der Mai iſt da
Mit ſeinen Blumen allen, Wohl mochte Manchem, der ſie ſah, Die hübſche Dirn’ gefallen; Doch Anne war ein Waiſenkind, Und wo nicht Hof und Truhe ſind, Da hat die Lieb’ ein Ende. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0136" n="122"/> </l> <lg n="2"> <l>Der Tag iſt um; neugierig-bang</l><lb/> <l>Legt Anne ſich die Karten:</l><lb/> <l>„Ein Jahr noch!“ ach, es iſt ſo lang</l><lb/> <l>Bis über’s Jahr zu warten;</l><lb/> <l>Sie ſeufzet: „wär’ erſt wieder Mai,</l><lb/> <l>Nicht eher athm’ ich froh und frei,</l><lb/> <l>Bis ich ein Herz gefunden.“</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Das Jahr iſt um, der Mai iſt da</l><lb/> <l>Mit ſeinen Blumen allen,</l><lb/> <l>Wohl mochte Manchem, der ſie ſah,</l><lb/> <l>Die hübſche Dirn’ gefallen;</l><lb/> <l>Doch Anne war ein Waiſenkind,</l><lb/> <l>Und wo nicht Hof und Truhe ſind,</l><lb/> <l>Da hat die Lieb’ ein Ende.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [122/0136]
Der Tag iſt um; neugierig-bang
Legt Anne ſich die Karten:
„Ein Jahr noch!“ ach, es iſt ſo lang
Bis über’s Jahr zu warten;
Sie ſeufzet: „wär’ erſt wieder Mai,
Nicht eher athm’ ich froh und frei,
Bis ich ein Herz gefunden.“
Das Jahr iſt um, der Mai iſt da
Mit ſeinen Blumen allen,
Wohl mochte Manchem, der ſie ſah,
Die hübſche Dirn’ gefallen;
Doch Anne war ein Waiſenkind,
Und wo nicht Hof und Truhe ſind,
Da hat die Lieb’ ein Ende.
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