Oft am Kamine sitzen wir zusammen, Und schauen, dein gedenkend, in die Flammen, Und sprechen von der Wangenröthe -- ach! Die langes Leben lügnerisch versprach. Wir denken jedes Blicks und Wortes dann, Das, zu dem Herzen sprechend, dir's gewann, Und schaun die Schätze an, die schon seit Jahren Die Quelle deiner Kinderfreude waren, Und die wir hüten nun, dem Geizhals gleich, (Dein Kleid, dein Spielzeug macht uns überreich!) Bis wenn sie leichter wird die Herzenslast, Zur Ruh wir gehen, oder doch -- zur Rast.
Zu küssen früh dein schlummernd Augenpaar, Zu herzen dich, wenn heimgekehrt ich war, Beim Spiele zu hören dich, dein herzlich Lachen, Und Sonntags deine Schritte zu bewachen, -- s' war schön! schön wenn du kindlich mir entdeckt Auf meinem Schooß, was dich erfreut, erschreckt;
Oft am Kamine ſitzen wir zuſammen, Und ſchauen, dein gedenkend, in die Flammen, Und ſprechen von der Wangenröthe — ach! Die langes Leben lügneriſch verſprach. Wir denken jedes Blicks und Wortes dann, Das, zu dem Herzen ſprechend, dir’s gewann, Und ſchaun die Schätze an, die ſchon ſeit Jahren Die Quelle deiner Kinderfreude waren, Und die wir hüten nun, dem Geizhals gleich, (Dein Kleid, dein Spielzeug macht uns überreich!) Bis wenn ſie leichter wird die Herzenslaſt, Zur Ruh wir gehen, oder doch — zur Raſt.
Zu küſſen früh dein ſchlummernd Augenpaar, Zu herzen dich, wenn heimgekehrt ich war, Beim Spiele zu hören dich, dein herzlich Lachen, Und Sonntags deine Schritte zu bewachen, — s’ war ſchön! ſchön wenn du kindlich mir entdeckt Auf meinem Schooß, was dich erfreut, erſchreckt;
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Oft am Kamine ſitzen wir zuſammen,
Und ſchauen, dein gedenkend, in die Flammen,
Und ſprechen von der Wangenröthe — ach!
Die langes Leben lügneriſch verſprach.
Wir denken jedes Blicks und Wortes dann,
Das, zu dem Herzen ſprechend, dir’s gewann,
Und ſchaun die Schätze an, die ſchon ſeit Jahren
Die Quelle deiner Kinderfreude waren,
Und die wir hüten nun, dem Geizhals gleich,
(Dein Kleid, dein Spielzeug macht uns überreich!)
Bis wenn ſie leichter wird die Herzenslaſt,
Zur Ruh wir gehen, oder doch — zur Raſt.
Zu küſſen früh dein ſchlummernd Augenpaar,
Zu herzen dich, wenn heimgekehrt ich war,
Beim Spiele zu hören dich, dein herzlich Lachen,
Und Sonntags deine Schritte zu bewachen, —
s’ war ſchön! ſchön wenn du kindlich mir entdeckt
Auf meinem Schooß, was dich erfreut, erſchreckt;
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Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/117>, abgerufen am 23.07.2024.
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