Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.""Arme Thörin, die des Meeres eitlen Liebes- schwüren traut! Jeder Tanne spend ich Bernstein, jede Buche nenn ich Braut; Nicht um unerfüllte Hoffnung um betrogne sollst Du trauern, Und der Liebe Wonne wird Dich bald wie Todes- frost durchschauern."" Tiefes Schweigen; -- aber plötzlich kracht die
Buche, sturmgepackt, Blätterstiebend stürzt sie nieder wie ein grüner Katarakt; Laut erbrausend heißt sein neues Opfer jetzt das Meer willkommen, Hochaufschäumend hat's der Riese an die Wellen- brust genommen. „„Arme Thörin, die des Meeres eitlen Liebes- ſchwüren traut! Jeder Tanne ſpend ich Bernſtein, jede Buche nenn ich Braut; Nicht um unerfüllte Hoffnung um betrogne ſollſt Du trauern, Und der Liebe Wonne wird Dich bald wie Todes- froſt durchſchauern.““ Tiefes Schweigen; — aber plötzlich kracht die
Buche, ſturmgepackt, Blätterſtiebend ſtürzt ſie nieder wie ein grüner Katarakt; Laut erbrauſend heißt ſein neues Opfer jetzt das Meer willkommen, Hochaufſchäumend hat’s der Rieſe an die Wellen- bruſt genommen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0112" n="98"/> </l> <lg n="4"> <l>„„Arme Thörin, die des Meeres eitlen Liebes-<lb/><hi rendition="#et">ſchwüren traut!</hi></l><lb/> <l>Jeder Tanne ſpend ich Bernſtein, jede Buche<lb/><hi rendition="#et">nenn ich Braut;</hi></l><lb/> <l>Nicht um <hi rendition="#g">unerfüllte</hi> Hoffnung um <hi rendition="#g">betrogne</hi><lb/><hi rendition="#et">ſollſt Du trauern,</hi></l><lb/> <l>Und der Liebe Wonne wird Dich bald wie Todes-<lb/><hi rendition="#et">froſt durchſchauern.““</hi></l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Tiefes Schweigen; — aber plötzlich kracht die<lb/><hi rendition="#et">Buche, ſturmgepackt,</hi></l><lb/> <l>Blätterſtiebend ſtürzt ſie nieder wie ein grüner<lb/><hi rendition="#et">Katarakt;</hi></l><lb/> <l>Laut erbrauſend heißt ſein neues Opfer jetzt das<lb/><hi rendition="#et">Meer willkommen,</hi></l><lb/> <l>Hochaufſchäumend hat’s der Rieſe an die Wellen-<lb/><hi rendition="#et">bruſt genommen.</hi></l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0112]
„„Arme Thörin, die des Meeres eitlen Liebes-
ſchwüren traut!
Jeder Tanne ſpend ich Bernſtein, jede Buche
nenn ich Braut;
Nicht um unerfüllte Hoffnung um betrogne
ſollſt Du trauern,
Und der Liebe Wonne wird Dich bald wie Todes-
froſt durchſchauern.““
Tiefes Schweigen; — aber plötzlich kracht die
Buche, ſturmgepackt,
Blätterſtiebend ſtürzt ſie nieder wie ein grüner
Katarakt;
Laut erbrauſend heißt ſein neues Opfer jetzt das
Meer willkommen,
Hochaufſchäumend hat’s der Rieſe an die Wellen-
bruſt genommen.
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/112>, abgerufen am 23.07.2024. |