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Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.

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Ja, frei an Füß' und Händen
Ist er ein lockrer Fant,
Doch hinter Kerkerwänden
Da wird er ein Gigant:
In tausend Trümmerreste
Zerschlägt er jede Haft,
Mit ihrer Dicht' und Feste
Wächst seine Riesenkraft.
Selbst da, wo seiner Zelle
Ein schmales Pförtchen blieb,
Ringt er nach Luft und Helle
Mit solchem Sturmestrieb,
Daß, wenn ihn beim Entwischen
Des Thores Enge hemmt,
Den Kerker, unter Zischen,
Er auf die Schulter klemmt;
Ja, frei an Füß’ und Händen
Iſt er ein lockrer Fant,
Doch hinter Kerkerwänden
Da wird er ein Gigant:
In tauſend Trümmerreſte
Zerſchlägt er jede Haft,
Mit ihrer Dicht’ und Feſte
Wächſt ſeine Rieſenkraft.
Selbſt da, wo ſeiner Zelle
Ein ſchmales Pförtchen blieb,
Ringt er nach Luft und Helle
Mit ſolchem Sturmestrieb,
Daß, wenn ihn beim Entwiſchen
Des Thores Enge hemmt,
Den Kerker, unter Ziſchen,
Er auf die Schulter klemmt;
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[94/0108] Ja, frei an Füß’ und Händen Iſt er ein lockrer Fant, Doch hinter Kerkerwänden Da wird er ein Gigant: In tauſend Trümmerreſte Zerſchlägt er jede Haft, Mit ihrer Dicht’ und Feſte Wächſt ſeine Rieſenkraft. Selbſt da, wo ſeiner Zelle Ein ſchmales Pförtchen blieb, Ringt er nach Luft und Helle Mit ſolchem Sturmestrieb, Daß, wenn ihn beim Entwiſchen Des Thores Enge hemmt, Den Kerker, unter Ziſchen, Er auf die Schulter klemmt;

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/108>, abgerufen am 24.11.2024.