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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
Du gefroren haben. Es war zuletzt empfindlich
kalt."

Er bot nun Effi den Arm, und während sich
die beiden Mädchen zurückzogen und nur Friedrich
und Rollo folgten, trat man, nach links hin, in des
Hausherrn Wohn- und Arbeitszimmer ein. Effi war
hier ähnlich überrascht wie draußen im Flur; aber
ehe sie sich darüber äußern konnte, schlug Innstetten
eine Portiere zurück, hinter der ein zweites, etwas
größeres Zimmer, mit Blick auf Hof und Garten
gelegen war. "Das, Effi, ist nun also Dein. Fried¬
rich und Johanna haben es, so gut es ging, nach
meinen Anordnungen herrichten müssen. Ich finde
es ganz erträglich und würde mich freuen, wenn es
Dir auch gefiele."

Sie nahm ihren Arm aus dem seinigen und
hob sich auf die Fußspitzen, um ihm einen herzlichen
Kuß zu geben.

"Ich armes kleines Ding, wie Du mich ver¬
wöhnst. Dieser Flügel und dieser Teppich, ich glaube
gar, es ist ein türkischer, und das Bassin mit den
Fischchen und dazu der Blumentisch. Verwöhnung,
wohin ich sehe."

"Ja, meine liebe Effi, das mußt Du Dir nun
schon gefallen lassen, dafür ist man jung und hübsch
und liebenswürdig, was die Kessiner wohl auch schon

Effi Brieſt
Du gefroren haben. Es war zuletzt empfindlich
kalt.“

Er bot nun Effi den Arm, und während ſich
die beiden Mädchen zurückzogen und nur Friedrich
und Rollo folgten, trat man, nach links hin, in des
Hausherrn Wohn- und Arbeitszimmer ein. Effi war
hier ähnlich überraſcht wie draußen im Flur; aber
ehe ſie ſich darüber äußern konnte, ſchlug Innſtetten
eine Portiere zurück, hinter der ein zweites, etwas
größeres Zimmer, mit Blick auf Hof und Garten
gelegen war. „Das, Effi, iſt nun alſo Dein. Fried¬
rich und Johanna haben es, ſo gut es ging, nach
meinen Anordnungen herrichten müſſen. Ich finde
es ganz erträglich und würde mich freuen, wenn es
Dir auch gefiele.“

Sie nahm ihren Arm aus dem ſeinigen und
hob ſich auf die Fußſpitzen, um ihm einen herzlichen
Kuß zu geben.

„Ich armes kleines Ding, wie Du mich ver¬
wöhnſt. Dieſer Flügel und dieſer Teppich, ich glaube
gar, es iſt ein türkiſcher, und das Baſſin mit den
Fiſchchen und dazu der Blumentiſch. Verwöhnung,
wohin ich ſehe.“

„Ja, meine liebe Effi, das mußt Du Dir nun
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und liebenswürdig, was die Keſſiner wohl auch ſchon

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[79/0088] Effi Brieſt Du gefroren haben. Es war zuletzt empfindlich kalt.“ Er bot nun Effi den Arm, und während ſich die beiden Mädchen zurückzogen und nur Friedrich und Rollo folgten, trat man, nach links hin, in des Hausherrn Wohn- und Arbeitszimmer ein. Effi war hier ähnlich überraſcht wie draußen im Flur; aber ehe ſie ſich darüber äußern konnte, ſchlug Innſtetten eine Portiere zurück, hinter der ein zweites, etwas größeres Zimmer, mit Blick auf Hof und Garten gelegen war. „Das, Effi, iſt nun alſo Dein. Fried¬ rich und Johanna haben es, ſo gut es ging, nach meinen Anordnungen herrichten müſſen. Ich finde es ganz erträglich und würde mich freuen, wenn es Dir auch gefiele.“ Sie nahm ihren Arm aus dem ſeinigen und hob ſich auf die Fußſpitzen, um ihm einen herzlichen Kuß zu geben. „Ich armes kleines Ding, wie Du mich ver¬ wöhnſt. Dieſer Flügel und dieſer Teppich, ich glaube gar, es iſt ein türkiſcher, und das Baſſin mit den Fiſchchen und dazu der Blumentiſch. Verwöhnung, wohin ich ſehe.“ „Ja, meine liebe Effi, das mußt Du Dir nun ſchon gefallen laſſen, dafür iſt man jung und hübſch und liebenswürdig, was die Keſſiner wohl auch ſchon

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/88>, abgerufen am 27.11.2024.