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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest

"Du nicht, Du wirst nicht viel von ihnen hören
und sehen. Denn Stadt und Land hier sind sehr
verschieden, und Du wirst nur unsere Städter kennen
lernen, unsere guten Kessiner."

"Unsere guten Kessiner. Ist es Spott, oder
sind sie wirklich so gut?"

"Daß sie wirklich gut sind, will ich nicht gerade
behaupten, aber sie sind doch anders als die andern;
ja, sie haben gar keine Ähnlichkeit mit der Land¬
bevölkerung hier."

"Und wie kommt das?"

"Weil es eben ganz andere Menschen sind, ihrer
Abstammung nach und ihren Beziehungen nach. Was
Du hier landeinwärts findest, das sind sogenannte
Kaschuben, von denen Du vielleicht gehört hast,
slavische Leute, die hier schon tausend Jahre sitzen
und wahrscheinlich noch viel länger. Alles aber, was
hier an der Küste hin in den kleinen See- und
Handelsstädten wohnt, das sind von weither Ein¬
gewanderte, die sich um das kaschubische Hinterland
wenig kümmern, weil sie wenig davon haben und
auf etwas ganz anderes angewiesen sind. Worauf
sie angewiesen sind, das sind die Gegenden, mit
denen sie Handel treiben und da sie das mit aller
Welt thun und mit aller Welt in Verbindung stehen,
so findest Du zwischen ihnen auch Menschen aus aller

Effi Brieſt

„Du nicht, Du wirſt nicht viel von ihnen hören
und ſehen. Denn Stadt und Land hier ſind ſehr
verſchieden, und Du wirſt nur unſere Städter kennen
lernen, unſere guten Keſſiner.“

„Unſere guten Keſſiner. Iſt es Spott, oder
ſind ſie wirklich ſo gut?“

„Daß ſie wirklich gut ſind, will ich nicht gerade
behaupten, aber ſie ſind doch anders als die andern;
ja, ſie haben gar keine Ähnlichkeit mit der Land¬
bevölkerung hier.“

„Und wie kommt das?“

„Weil es eben ganz andere Menſchen ſind, ihrer
Abſtammung nach und ihren Beziehungen nach. Was
Du hier landeinwärts findeſt, das ſind ſogenannte
Kaſchuben, von denen Du vielleicht gehört haſt,
ſlaviſche Leute, die hier ſchon tauſend Jahre ſitzen
und wahrſcheinlich noch viel länger. Alles aber, was
hier an der Küſte hin in den kleinen See- und
Handelsſtädten wohnt, das ſind von weither Ein¬
gewanderte, die ſich um das kaſchubiſche Hinterland
wenig kümmern, weil ſie wenig davon haben und
auf etwas ganz anderes angewieſen ſind. Worauf
ſie angewieſen ſind, das ſind die Gegenden, mit
denen ſie Handel treiben und da ſie das mit aller
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[69/0078] Effi Brieſt „Du nicht, Du wirſt nicht viel von ihnen hören und ſehen. Denn Stadt und Land hier ſind ſehr verſchieden, und Du wirſt nur unſere Städter kennen lernen, unſere guten Keſſiner.“ „Unſere guten Keſſiner. Iſt es Spott, oder ſind ſie wirklich ſo gut?“ „Daß ſie wirklich gut ſind, will ich nicht gerade behaupten, aber ſie ſind doch anders als die andern; ja, ſie haben gar keine Ähnlichkeit mit der Land¬ bevölkerung hier.“ „Und wie kommt das?“ „Weil es eben ganz andere Menſchen ſind, ihrer Abſtammung nach und ihren Beziehungen nach. Was Du hier landeinwärts findeſt, das ſind ſogenannte Kaſchuben, von denen Du vielleicht gehört haſt, ſlaviſche Leute, die hier ſchon tauſend Jahre ſitzen und wahrſcheinlich noch viel länger. Alles aber, was hier an der Küſte hin in den kleinen See- und Handelsſtädten wohnt, das ſind von weither Ein¬ gewanderte, die ſich um das kaſchubiſche Hinterland wenig kümmern, weil ſie wenig davon haben und auf etwas ganz anderes angewieſen ſind. Worauf ſie angewieſen ſind, das ſind die Gegenden, mit denen ſie Handel treiben und da ſie das mit aller Welt thun und mit aller Welt in Verbindung ſtehen, ſo findeſt Du zwiſchen ihnen auch Menſchen aus aller

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/78>, abgerufen am 27.11.2024.