Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.Effi Briest Pinakothek besucht. Geert wollte auch noch nach demandern hinüber, das ich hier nicht nenne, weil ich wegen der Rechtschreibung in Zweifel bin, und fragen mag ich ihn nicht. Er ist übrigens engelsgut gegen mich und erklärt mir alles. Überhaupt alles sehr schön, aber anstrengend. In Italien wird es wohl nachlassen und besser werden. Wir wohnen in den ,Vier Jahreszeiten', was Geert veranlaßte, mir zu sagen, ,draußen sei Herbst, aber er habe in mir den Frühling.' Ich finde es sehr sinnig. Er ist über¬ haupt sehr aufmerksam. Freilich ich muß es auch sein, namentlich wenn er 'was sagt oder erklärt. Er weiß übrigens alles so gut, daß er nicht einmal nachzuschlagen braucht. Mit Entzücken spricht er von Euch, namentlich von Mama. Hulda findet er etwas zierig; aber der alte Niemeyer hat es ihm ganz an¬ gethan. Tausend Grüße von Eurer ganz berauschten, aber auch etwas müden Effi." Solche Karten trafen nun täglich ein, aus Inns¬ Effi Brieſt Pinakothek beſucht. Geert wollte auch noch nach demandern hinüber, das ich hier nicht nenne, weil ich wegen der Rechtſchreibung in Zweifel bin, und fragen mag ich ihn nicht. Er iſt übrigens engelsgut gegen mich und erklärt mir alles. Überhaupt alles ſehr ſchön, aber anſtrengend. In Italien wird es wohl nachlaſſen und beſſer werden. Wir wohnen in den ,Vier Jahreszeiten‘, was Geert veranlaßte, mir zu ſagen, ‚draußen ſei Herbſt, aber er habe in mir den Frühling.‘ Ich finde es ſehr ſinnig. Er iſt über¬ haupt ſehr aufmerkſam. Freilich ich muß es auch ſein, namentlich wenn er 'was ſagt oder erklärt. Er weiß übrigens alles ſo gut, daß er nicht einmal nachzuſchlagen braucht. Mit Entzücken ſpricht er von Euch, namentlich von Mama. Hulda findet er etwas zierig; aber der alte Niemeyer hat es ihm ganz an¬ gethan. Tauſend Grüße von Eurer ganz berauſchten, aber auch etwas müden Effi.“ Solche Karten trafen nun täglich ein, aus Inns¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0071" n="62"/><fw place="top" type="header">Effi Brieſt<lb/></fw> Pinakothek beſucht. Geert wollte auch noch nach dem<lb/> andern hinüber, das ich hier nicht nenne, weil ich<lb/> wegen der Rechtſchreibung in Zweifel bin, und fragen<lb/> mag ich ihn nicht. Er iſt übrigens engelsgut gegen<lb/> mich und erklärt mir alles. Überhaupt alles ſehr<lb/> ſchön, aber anſtrengend. In Italien wird es wohl<lb/> nachlaſſen und beſſer werden. Wir wohnen in den<lb/> ,Vier Jahreszeiten‘, was Geert veranlaßte, mir zu<lb/> ſagen, ‚draußen ſei Herbſt, aber er habe in mir den<lb/> Frühling.‘ Ich finde es ſehr ſinnig. Er iſt über¬<lb/> haupt ſehr aufmerkſam. Freilich ich muß es <hi rendition="#g">auch</hi><lb/> ſein, namentlich wenn er 'was ſagt oder erklärt. Er<lb/> weiß übrigens alles ſo gut, daß er nicht einmal<lb/> nachzuſchlagen braucht. Mit Entzücken ſpricht er von<lb/> Euch, namentlich von Mama. Hulda findet er etwas<lb/> zierig; aber der alte Niemeyer hat es ihm ganz an¬<lb/> gethan. Tauſend Grüße von Eurer ganz berauſchten,<lb/> aber auch etwas müden Effi.“</p><lb/> <p>Solche Karten trafen nun täglich ein, aus Inns¬<lb/> bruck, aus Verona, aus Vicenza, aus Padua, eine<lb/> jede fing an: „Wir haben heute Vormittag die<lb/> hieſige berühmte Galerie beſucht,“ oder, wenn es nicht<lb/> die Galerie war, ſo war es eine Arena oder irgend eine<lb/> Kirche „Santa Maria“ mit einem Zunamen. Aus<lb/> Padua kam, zugleich mit der Karte, noch ein wirklicher<lb/> Brief. „Geſtern waren wir in Vicenza. Vicenza<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [62/0071]
Effi Brieſt
Pinakothek beſucht. Geert wollte auch noch nach dem
andern hinüber, das ich hier nicht nenne, weil ich
wegen der Rechtſchreibung in Zweifel bin, und fragen
mag ich ihn nicht. Er iſt übrigens engelsgut gegen
mich und erklärt mir alles. Überhaupt alles ſehr
ſchön, aber anſtrengend. In Italien wird es wohl
nachlaſſen und beſſer werden. Wir wohnen in den
,Vier Jahreszeiten‘, was Geert veranlaßte, mir zu
ſagen, ‚draußen ſei Herbſt, aber er habe in mir den
Frühling.‘ Ich finde es ſehr ſinnig. Er iſt über¬
haupt ſehr aufmerkſam. Freilich ich muß es auch
ſein, namentlich wenn er 'was ſagt oder erklärt. Er
weiß übrigens alles ſo gut, daß er nicht einmal
nachzuſchlagen braucht. Mit Entzücken ſpricht er von
Euch, namentlich von Mama. Hulda findet er etwas
zierig; aber der alte Niemeyer hat es ihm ganz an¬
gethan. Tauſend Grüße von Eurer ganz berauſchten,
aber auch etwas müden Effi.“
Solche Karten trafen nun täglich ein, aus Inns¬
bruck, aus Verona, aus Vicenza, aus Padua, eine
jede fing an: „Wir haben heute Vormittag die
hieſige berühmte Galerie beſucht,“ oder, wenn es nicht
die Galerie war, ſo war es eine Arena oder irgend eine
Kirche „Santa Maria“ mit einem Zunamen. Aus
Padua kam, zugleich mit der Karte, noch ein wirklicher
Brief. „Geſtern waren wir in Vicenza. Vicenza
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