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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
Uhr-Zug ab. Sie müssen jetzt schon bei Regensburg
sein, und ich nehme an, daß er ihr -- selbstverständ¬
lich ohne auszusteigen -- die Hauptkunstschätze der
Walhalla herzählt. Innstetten ist ein vorzüglicher
Kerl, aber er hat so 'was von einem Kunstfex, und
Effi, Gott, unsere arme Effi, ist ein Naturkind. Ich
fürchte, daß er sie mit seinem Kunstenthusiasmus
etwas quälen wird."

"Jeder quält seine Frau. Und Kunstenthusias¬
mus ist noch lange nicht das Schlimmste."

"Nein, gewiß nicht; jedenfalls wollen wir darüber
nicht streiten; es ist ein weites Feld. Und dann
sind auch die Menschen so verschieden. Du, nun ja,
Du hättest dazu getaugt. Überhaupt hättest Du
besser zu Innstetten gepaßt als Effi. Schade, nun
ist es zu spät."

"Überaus galant, abgesehen davon, daß es nicht
paßt. Unter allen Umständen aber, was gewesen ist,
ist gewesen. Jetzt ist er mein Schwiegersohn, und
es kann zu nichts führen, immer auf Jugendlichkeiten
zurückzuweisen."

"Ich habe Dich nur in eine animierte Stimmung
bringen wollen."

"Sehr gütig. Übrigens nicht nötig. Ich bin
in animierter Stimmung."

"Und auch in guter?"

Effi Brieſt
Uhr-Zug ab. Sie müſſen jetzt ſchon bei Regensburg
ſein, und ich nehme an, daß er ihr — ſelbſtverſtänd¬
lich ohne auszuſteigen — die Hauptkunſtſchätze der
Walhalla herzählt. Innſtetten iſt ein vorzüglicher
Kerl, aber er hat ſo 'was von einem Kunſtfex, und
Effi, Gott, unſere arme Effi, iſt ein Naturkind. Ich
fürchte, daß er ſie mit ſeinem Kunſtenthuſiasmus
etwas quälen wird.“

„Jeder quält ſeine Frau. Und Kunſtenthuſias¬
mus iſt noch lange nicht das Schlimmſte.“

„Nein, gewiß nicht; jedenfalls wollen wir darüber
nicht ſtreiten; es iſt ein weites Feld. Und dann
ſind auch die Menſchen ſo verſchieden. Du, nun ja,
Du hätteſt dazu getaugt. Überhaupt hätteſt Du
beſſer zu Innſtetten gepaßt als Effi. Schade, nun
iſt es zu ſpät.“

„Überaus galant, abgeſehen davon, daß es nicht
paßt. Unter allen Umſtänden aber, was geweſen iſt,
iſt geweſen. Jetzt iſt er mein Schwiegerſohn, und
es kann zu nichts führen, immer auf Jugendlichkeiten
zurückzuweiſen.“

„Ich habe Dich nur in eine animierte Stimmung
bringen wollen.“

„Sehr gütig. Übrigens nicht nötig. Ich bin
in animierter Stimmung.“

„Und auch in guter?“

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[56/0065] Effi Brieſt Uhr-Zug ab. Sie müſſen jetzt ſchon bei Regensburg ſein, und ich nehme an, daß er ihr — ſelbſtverſtänd¬ lich ohne auszuſteigen — die Hauptkunſtſchätze der Walhalla herzählt. Innſtetten iſt ein vorzüglicher Kerl, aber er hat ſo 'was von einem Kunſtfex, und Effi, Gott, unſere arme Effi, iſt ein Naturkind. Ich fürchte, daß er ſie mit ſeinem Kunſtenthuſiasmus etwas quälen wird.“ „Jeder quält ſeine Frau. Und Kunſtenthuſias¬ mus iſt noch lange nicht das Schlimmſte.“ „Nein, gewiß nicht; jedenfalls wollen wir darüber nicht ſtreiten; es iſt ein weites Feld. Und dann ſind auch die Menſchen ſo verſchieden. Du, nun ja, Du hätteſt dazu getaugt. Überhaupt hätteſt Du beſſer zu Innſtetten gepaßt als Effi. Schade, nun iſt es zu ſpät.“ „Überaus galant, abgeſehen davon, daß es nicht paßt. Unter allen Umſtänden aber, was geweſen iſt, iſt geweſen. Jetzt iſt er mein Schwiegerſohn, und es kann zu nichts führen, immer auf Jugendlichkeiten zurückzuweiſen.“ „Ich habe Dich nur in eine animierte Stimmung bringen wollen.“ „Sehr gütig. Übrigens nicht nötig. Ich bin in animierter Stimmung.“ „Und auch in guter?“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/65>, abgerufen am 23.11.2024.