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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
ich in dieser Überzeugung gestorben bin. Es wird
ihn trösten, aufrichten, vielleicht versöhnen. Denn er
hatte viel Gutes in seiner Natur und war so edel,
wie jemand sein kann, der ohne rechte Liebe ist."

Frau von Briest sah, daß Effi erschöpft war
und zu schlafen schien oder schlafen wollte. Sie
erhob sich leise von ihrem Platz und ging. Indessen
kaum, daß sie fort war, erhob sich auch Effi und
setzte sich an das offene Fenster, um noch einmal die
kühle Nachtluft einzusaugen. Die Sterne flimmerten,
und im Parke regte sich kein Blatt. Aber je länger
sie hinaus horchte, je deutlicher hörte sie wieder, daß
es wie ein feines Rieseln auf die Platanen niederfiel.
Ein Gefühl der Befreiung überkam sie. "Ruhe, Ruhe."


Es war einen Monat später, und der September
ging auf die Neige. Das Wetter war schön, aber
das Laub im Parke zeigte schon viel Rot und Gelb,
und seit den Äquinoktien, die drei Sturmtage gebracht
hatten, lagen die Blätter überall hin ausgestreut.
Auf dem Rondell hatte sich eine kleine Veränderung
vollzogen, die Sonnenuhr war fort, und an der
Stelle, wo sie gestanden hatte, lag seit gestern eine
weiße Marmorplatte, darauf stand nichts als "Effi
Briest" und darunter ein Kreuz. Das war Effi's

Effi Brieſt
ich in dieſer Überzeugung geſtorben bin. Es wird
ihn tröſten, aufrichten, vielleicht verſöhnen. Denn er
hatte viel Gutes in ſeiner Natur und war ſo edel,
wie jemand ſein kann, der ohne rechte Liebe iſt.“

Frau von Brieſt ſah, daß Effi erſchöpft war
und zu ſchlafen ſchien oder ſchlafen wollte. Sie
erhob ſich leiſe von ihrem Platz und ging. Indeſſen
kaum, daß ſie fort war, erhob ſich auch Effi und
ſetzte ſich an das offene Fenſter, um noch einmal die
kühle Nachtluft einzuſaugen. Die Sterne flimmerten,
und im Parke regte ſich kein Blatt. Aber je länger
ſie hinaus horchte, je deutlicher hörte ſie wieder, daß
es wie ein feines Rieſeln auf die Platanen niederfiel.
Ein Gefühl der Befreiung überkam ſie. „Ruhe, Ruhe.“


Es war einen Monat ſpäter, und der September
ging auf die Neige. Das Wetter war ſchön, aber
das Laub im Parke zeigte ſchon viel Rot und Gelb,
und ſeit den Äquinoktien, die drei Sturmtage gebracht
hatten, lagen die Blätter überall hin ausgeſtreut.
Auf dem Rondell hatte ſich eine kleine Veränderung
vollzogen, die Sonnenuhr war fort, und an der
Stelle, wo ſie geſtanden hatte, lag ſeit geſtern eine
weiße Marmorplatte, darauf ſtand nichts als „Effi
Brieſt“ und darunter ein Kreuz. Das war Effi's

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[518/0527] Effi Brieſt ich in dieſer Überzeugung geſtorben bin. Es wird ihn tröſten, aufrichten, vielleicht verſöhnen. Denn er hatte viel Gutes in ſeiner Natur und war ſo edel, wie jemand ſein kann, der ohne rechte Liebe iſt.“ Frau von Brieſt ſah, daß Effi erſchöpft war und zu ſchlafen ſchien oder ſchlafen wollte. Sie erhob ſich leiſe von ihrem Platz und ging. Indeſſen kaum, daß ſie fort war, erhob ſich auch Effi und ſetzte ſich an das offene Fenſter, um noch einmal die kühle Nachtluft einzuſaugen. Die Sterne flimmerten, und im Parke regte ſich kein Blatt. Aber je länger ſie hinaus horchte, je deutlicher hörte ſie wieder, daß es wie ein feines Rieſeln auf die Platanen niederfiel. Ein Gefühl der Befreiung überkam ſie. „Ruhe, Ruhe.“ Es war einen Monat ſpäter, und der September ging auf die Neige. Das Wetter war ſchön, aber das Laub im Parke zeigte ſchon viel Rot und Gelb, und ſeit den Äquinoktien, die drei Sturmtage gebracht hatten, lagen die Blätter überall hin ausgeſtreut. Auf dem Rondell hatte ſich eine kleine Veränderung vollzogen, die Sonnenuhr war fort, und an der Stelle, wo ſie geſtanden hatte, lag ſeit geſtern eine weiße Marmorplatte, darauf ſtand nichts als „Effi Brieſt“ und darunter ein Kreuz. Das war Effi's

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/527>, abgerufen am 27.11.2024.