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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
wären, dann sagte ich: ,Nun, Roswitha, gehe da
hinüber und hole uns eine Karaffe Spatenbräu,
denn wenn man gearbeitet hat, dann will man doch
auch trinken, und wenn Du kannst, so bring' uns
auch etwas Gutes aus dem Habsburger Hof mit,
Du kannst ja das Geschirr nachher wieder herüber
bringen, --' ja, Roswitha, wenn ich mir das denke,
da wird mir ordentlich leichter ums Herz. Aber ich
muß Dich doch fragen, hast Du Dir auch alles
überlegt? Von Annie will ich nicht sprechen, an
der Du doch hängst, sie ist ja fast wie Dein eigen
Kind, -- aber trotzdem, für Annie wird schon ge¬
sorgt werden, und die Johanna hängt ja auch an
ihr. Also davon nichts. Aber bedenke, wie sich alles
verändert hat, wenn Du wieder zu mir willst. Ich
bin nicht mehr wie damals; ich habe jetzt eine ganz
kleine Wohnung genommen, und der Portier wird
sich wohl nicht sehr um Dich und um mich bemühen.
Und wir werden eine sehr kleine Wirtschaft haben,
immer das, was wir sonst unser Donnerstag-Essen
nannten, weil da rein gemacht wurde. Weißt Du
noch? Und weißt Du noch, wie der gute Gieshübler
'mal dazu kam und sich zu uns setzen mußte, und
wie er dann sagte: ,So 'was Delikates habe er noch
nie gegessen.' Du wirst Dich noch erinnern, er war
immer so schrecklich artig, denn eigentlich war er

Effi Brieſt
wären, dann ſagte ich: ‚Nun, Roswitha, gehe da
hinüber und hole uns eine Karaffe Spatenbräu,
denn wenn man gearbeitet hat, dann will man doch
auch trinken, und wenn Du kannſt, ſo bring' uns
auch etwas Gutes aus dem Habsburger Hof mit,
Du kannſt ja das Geſchirr nachher wieder herüber
bringen, —' ja, Roswitha, wenn ich mir das denke,
da wird mir ordentlich leichter ums Herz. Aber ich
muß Dich doch fragen, haſt Du Dir auch alles
überlegt? Von Annie will ich nicht ſprechen, an
der Du doch hängſt, ſie iſt ja faſt wie Dein eigen
Kind, — aber trotzdem, für Annie wird ſchon ge¬
ſorgt werden, und die Johanna hängt ja auch an
ihr. Alſo davon nichts. Aber bedenke, wie ſich alles
verändert hat, wenn Du wieder zu mir willſt. Ich
bin nicht mehr wie damals; ich habe jetzt eine ganz
kleine Wohnung genommen, und der Portier wird
ſich wohl nicht ſehr um Dich und um mich bemühen.
Und wir werden eine ſehr kleine Wirtſchaft haben,
immer das, was wir ſonſt unſer Donnerstag-Eſſen
nannten, weil da rein gemacht wurde. Weißt Du
noch? Und weißt Du noch, wie der gute Gieshübler
'mal dazu kam und ſich zu uns ſetzen mußte, und
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[462/0471] Effi Brieſt wären, dann ſagte ich: ‚Nun, Roswitha, gehe da hinüber und hole uns eine Karaffe Spatenbräu, denn wenn man gearbeitet hat, dann will man doch auch trinken, und wenn Du kannſt, ſo bring' uns auch etwas Gutes aus dem Habsburger Hof mit, Du kannſt ja das Geſchirr nachher wieder herüber bringen, —' ja, Roswitha, wenn ich mir das denke, da wird mir ordentlich leichter ums Herz. Aber ich muß Dich doch fragen, haſt Du Dir auch alles überlegt? Von Annie will ich nicht ſprechen, an der Du doch hängſt, ſie iſt ja faſt wie Dein eigen Kind, — aber trotzdem, für Annie wird ſchon ge¬ ſorgt werden, und die Johanna hängt ja auch an ihr. Alſo davon nichts. Aber bedenke, wie ſich alles verändert hat, wenn Du wieder zu mir willſt. Ich bin nicht mehr wie damals; ich habe jetzt eine ganz kleine Wohnung genommen, und der Portier wird ſich wohl nicht ſehr um Dich und um mich bemühen. Und wir werden eine ſehr kleine Wirtſchaft haben, immer das, was wir ſonſt unſer Donnerstag-Eſſen nannten, weil da rein gemacht wurde. Weißt Du noch? Und weißt Du noch, wie der gute Gieshübler 'mal dazu kam und ſich zu uns ſetzen mußte, und wie er dann ſagte: ‚So 'was Delikates habe er noch nie gegeſſen.' Du wirſt Dich noch erinnern, er war immer ſo ſchrecklich artig, denn eigentlich war er

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/471>, abgerufen am 22.11.2024.