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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
Läden, aß bei Hiller und war bei guter Zeit wieder
zu Haus. Es war ein gelungenes Beisammensein
gewesen, Innstetten herzlich froh, das großstädtische
Leben wieder mitmachen und auf sich wirken lassen
zu können. Tags darauf, am 1. April, begab er
sich in das Kanzlerpalais, um sich einzuschreiben (eine
persönliche Gratulation unterließ er aus Rücksicht),
und ging dann aufs Ministerium, um sich da zu
melden. Er wurde auch angenommen, trotzdem es
ein geschäftlich und gesellschaftlich sehr unruhiger Tag
war, ja, sah sich seitens seines Chefs durch be¬
sonders entgegenkommende Liebenswürdigkeit aus¬
gezeichnet. "Er wisse, was er an ihm habe und sei
sicher, ihr Einvernehmen nie gestört zu sehen."

Auch im Hause gestaltete sich alles zum guten.
Ein aufrichtiges Bedauern war es für Effi, die
Mama, nachdem diese, wie gleich anfänglich vermutet,
fast sechs Wochen lang in Kur gewesen, nach Hohen-
Cremmen zurückkehren zu sehen, ein Bedauern, das
nur dadurch einigermaßen gemildert wurde, daß sich
Johanna denselben Tag noch in Berlin einstellte.
Das war immerhin 'was, und wenn die hübsche
Blondine dem Herzen Effi's auch nicht ganz so nahe
stand wie die ganz selbstsuchtslose und unendlich gut¬
mütige Roswitha, so war sie doch gleichmäßig an¬
gesehen, ebenso bei Innstetten wie bei ihrer jungen

Effi Brieſt
Läden, aß bei Hiller und war bei guter Zeit wieder
zu Haus. Es war ein gelungenes Beiſammenſein
geweſen, Innſtetten herzlich froh, das großſtädtiſche
Leben wieder mitmachen und auf ſich wirken laſſen
zu können. Tags darauf, am 1. April, begab er
ſich in das Kanzlerpalais, um ſich einzuſchreiben (eine
perſönliche Gratulation unterließ er aus Rückſicht),
und ging dann aufs Miniſterium, um ſich da zu
melden. Er wurde auch angenommen, trotzdem es
ein geſchäftlich und geſellſchaftlich ſehr unruhiger Tag
war, ja, ſah ſich ſeitens ſeines Chefs durch be¬
ſonders entgegenkommende Liebenswürdigkeit aus¬
gezeichnet. „Er wiſſe, was er an ihm habe und ſei
ſicher, ihr Einvernehmen nie geſtört zu ſehen.“

Auch im Hauſe geſtaltete ſich alles zum guten.
Ein aufrichtiges Bedauern war es für Effi, die
Mama, nachdem dieſe, wie gleich anfänglich vermutet,
faſt ſechs Wochen lang in Kur geweſen, nach Hohen-
Cremmen zurückkehren zu ſehen, ein Bedauern, das
nur dadurch einigermaßen gemildert wurde, daß ſich
Johanna denſelben Tag noch in Berlin einſtellte.
Das war immerhin 'was, und wenn die hübſche
Blondine dem Herzen Effi's auch nicht ganz ſo nahe
ſtand wie die ganz ſelbſtſuchtsloſe und unendlich gut¬
mütige Roswitha, ſo war ſie doch gleichmäßig an¬
geſehen, ebenſo bei Innſtetten wie bei ihrer jungen

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[359/0368] Effi Brieſt Läden, aß bei Hiller und war bei guter Zeit wieder zu Haus. Es war ein gelungenes Beiſammenſein geweſen, Innſtetten herzlich froh, das großſtädtiſche Leben wieder mitmachen und auf ſich wirken laſſen zu können. Tags darauf, am 1. April, begab er ſich in das Kanzlerpalais, um ſich einzuſchreiben (eine perſönliche Gratulation unterließ er aus Rückſicht), und ging dann aufs Miniſterium, um ſich da zu melden. Er wurde auch angenommen, trotzdem es ein geſchäftlich und geſellſchaftlich ſehr unruhiger Tag war, ja, ſah ſich ſeitens ſeines Chefs durch be¬ ſonders entgegenkommende Liebenswürdigkeit aus¬ gezeichnet. „Er wiſſe, was er an ihm habe und ſei ſicher, ihr Einvernehmen nie geſtört zu ſehen.“ Auch im Hauſe geſtaltete ſich alles zum guten. Ein aufrichtiges Bedauern war es für Effi, die Mama, nachdem dieſe, wie gleich anfänglich vermutet, faſt ſechs Wochen lang in Kur geweſen, nach Hohen- Cremmen zurückkehren zu ſehen, ein Bedauern, das nur dadurch einigermaßen gemildert wurde, daß ſich Johanna denſelben Tag noch in Berlin einſtellte. Das war immerhin 'was, und wenn die hübſche Blondine dem Herzen Effi's auch nicht ganz ſo nahe ſtand wie die ganz ſelbſtſuchtsloſe und unendlich gut¬ mütige Roswitha, ſo war ſie doch gleichmäßig an¬ geſehen, ebenſo bei Innſtetten wie bei ihrer jungen

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/368>, abgerufen am 25.11.2024.