"Ach, das glaub' ich nicht. Aber schrecklich ist es doch. Und Kruse, der immer gegen seine Frau ist, kann es mir nicht ausreden."
"Was sagte der?"
"Er sagte, es seien bloß Mäuse."
"Nun, Mäuse, das ist auch gerade schlimm genug. Ich kann keine Mäuse leiden. Aber ich sah ja deutlich, wie Du mit dem Kruse schwatztest und vertraulich thatest, und ich glaube sogar, Du wolltest ihm einen Schnurrbart anmalen. Das ist doch schon sehr viel. Und nachher sitzest Du da. Du bist ja noch eine schmucke Person und hast so 'was. Aber sieh' Dich vor, so viel kann ich Dir bloß sagen. Wie war es denn eigentlich das erste Mal mit Dir? Ist es so, daß Du mir's erzählen kannst?"
"Ach, ich kann schon. Aber schrecklich war es. Und weil es so schrecklich war, d'rum können gnäd'ge Frau auch ganz ruhig sein, von wegen dem Kruse. Wem es so gegangen ist wie mir, der hat genug davon und paßt auf. Mitunter träume ich noch davon, und dann bin ich den andern Tag wie zer¬ schlagen. Solche grausame Angst ..."
Effi hatte sich aufgerichtet und stützte den Kopf auf ihren Arm. "Nun erzähle. Wie kann es denn gewesen sein? Es ist ja mit Euch, das weiß ich noch von Hause her, immer dieselbe Geschichte ..."
20 *
Effi Brieſt
„Ach, das glaub' ich nicht. Aber ſchrecklich iſt es doch. Und Kruſe, der immer gegen ſeine Frau iſt, kann es mir nicht ausreden.“
„Was ſagte der?“
„Er ſagte, es ſeien bloß Mäuſe.“
„Nun, Mäuſe, das iſt auch gerade ſchlimm genug. Ich kann keine Mäuſe leiden. Aber ich ſah ja deutlich, wie Du mit dem Kruſe ſchwatzteſt und vertraulich thateſt, und ich glaube ſogar, Du wollteſt ihm einen Schnurrbart anmalen. Das iſt doch ſchon ſehr viel. Und nachher ſitzeſt Du da. Du biſt ja noch eine ſchmucke Perſon und haſt ſo 'was. Aber ſieh' Dich vor, ſo viel kann ich Dir bloß ſagen. Wie war es denn eigentlich das erſte Mal mit Dir? Iſt es ſo, daß Du mir's erzählen kannſt?“
„Ach, ich kann ſchon. Aber ſchrecklich war es. Und weil es ſo ſchrecklich war, d'rum können gnäd'ge Frau auch ganz ruhig ſein, von wegen dem Kruſe. Wem es ſo gegangen iſt wie mir, der hat genug davon und paßt auf. Mitunter träume ich noch davon, und dann bin ich den andern Tag wie zer¬ ſchlagen. Solche grauſame Angſt …“
Effi hatte ſich aufgerichtet und ſtützte den Kopf auf ihren Arm. „Nun erzähle. Wie kann es denn geweſen ſein? Es iſt ja mit Euch, das weiß ich noch von Hauſe her, immer dieſelbe Geſchichte …“
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Effi Brieſt
„Ach, das glaub' ich nicht. Aber ſchrecklich iſt
es doch. Und Kruſe, der immer gegen ſeine Frau
iſt, kann es mir nicht ausreden.“
„Was ſagte der?“
„Er ſagte, es ſeien bloß Mäuſe.“
„Nun, Mäuſe, das iſt auch gerade ſchlimm
genug. Ich kann keine Mäuſe leiden. Aber ich ſah
ja deutlich, wie Du mit dem Kruſe ſchwatzteſt und
vertraulich thateſt, und ich glaube ſogar, Du wollteſt
ihm einen Schnurrbart anmalen. Das iſt doch ſchon
ſehr viel. Und nachher ſitzeſt Du da. Du biſt ja
noch eine ſchmucke Perſon und haſt ſo 'was. Aber
ſieh' Dich vor, ſo viel kann ich Dir bloß ſagen. Wie
war es denn eigentlich das erſte Mal mit Dir? Iſt
es ſo, daß Du mir's erzählen kannſt?“
„Ach, ich kann ſchon. Aber ſchrecklich war es.
Und weil es ſo ſchrecklich war, d'rum können gnäd'ge
Frau auch ganz ruhig ſein, von wegen dem Kruſe.
Wem es ſo gegangen iſt wie mir, der hat genug
davon und paßt auf. Mitunter träume ich noch
davon, und dann bin ich den andern Tag wie zer¬
ſchlagen. Solche grauſame Angſt …“
Effi hatte ſich aufgerichtet und ſtützte den Kopf
auf ihren Arm. „Nun erzähle. Wie kann es denn
geweſen ſein? Es iſt ja mit Euch, das weiß ich
noch von Hauſe her, immer dieſelbe Geſchichte …“
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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/316>, abgerufen am 26.11.2024.
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