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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest

Am Theaterabend in der Ressource trennte man
sich spät, und Mitternacht war vorüber, als Inn¬
stetten und Effi wieder zu Hause bei sich eintrafen.
Johanna war noch auf, um behülflich zu sein, und
Innstetten, der auf seine junge Frau nicht wenig
eitel war, erzählte Johanna, wie reizend die gnädige
Frau ausgesehen und wie gut sie gespielt habe.
Schade, daß er nicht vorher daran gedacht, Kristel
und sie selber und auch die alte Unke, die Kruse,
hätten von der Musikgalerie her sehr gut zusehen
können; es seien viele da gewesen. Dann ging
Johanna, und Effi, die müde war, legte sich nieder.
Innstetten aber, der noch plaudern wollte, schob einen
Stuhl heran und setzte sich an das Bett seiner Frau,
diese freundlich ansehend und ihre Hand in der seinen
haltend.

"Ja, Effi, das war ein hübscher Abend. Ich
habe mich amüsiert über das hübsche Stück. Und
denke Dir, der Dichter ist ein Kammergerichtsrat,
eigentlich kaum zu glauben. Und noch dazu aus
Königsberg. Aber worüber ich mich am meisten ge¬
freut, das war doch meine entzückende kleine Frau,
die allen die Köpfe verdreht hat."

"Ach, Geert, sprich nicht so. Ich bin schon
gerade eitel genug."

"Eitel genug, das wird wohl richtig sein. Aber

Effi Brieſt

Am Theaterabend in der Reſſource trennte man
ſich ſpät, und Mitternacht war vorüber, als Inn¬
ſtetten und Effi wieder zu Hauſe bei ſich eintrafen.
Johanna war noch auf, um behülflich zu ſein, und
Innſtetten, der auf ſeine junge Frau nicht wenig
eitel war, erzählte Johanna, wie reizend die gnädige
Frau ausgeſehen und wie gut ſie geſpielt habe.
Schade, daß er nicht vorher daran gedacht, Kriſtel
und ſie ſelber und auch die alte Unke, die Kruſe,
hätten von der Muſikgalerie her ſehr gut zuſehen
können; es ſeien viele da geweſen. Dann ging
Johanna, und Effi, die müde war, legte ſich nieder.
Innſtetten aber, der noch plaudern wollte, ſchob einen
Stuhl heran und ſetzte ſich an das Bett ſeiner Frau,
dieſe freundlich anſehend und ihre Hand in der ſeinen
haltend.

„Ja, Effi, das war ein hübſcher Abend. Ich
habe mich amüſiert über das hübſche Stück. Und
denke Dir, der Dichter iſt ein Kammergerichtsrat,
eigentlich kaum zu glauben. Und noch dazu aus
Königsberg. Aber worüber ich mich am meiſten ge¬
freut, das war doch meine entzückende kleine Frau,
die allen die Köpfe verdreht hat.“

„Ach, Geert, ſprich nicht ſo. Ich bin ſchon
gerade eitel genug.“

„Eitel genug, das wird wohl richtig ſein. Aber

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[251/0260] Effi Brieſt Am Theaterabend in der Reſſource trennte man ſich ſpät, und Mitternacht war vorüber, als Inn¬ ſtetten und Effi wieder zu Hauſe bei ſich eintrafen. Johanna war noch auf, um behülflich zu ſein, und Innſtetten, der auf ſeine junge Frau nicht wenig eitel war, erzählte Johanna, wie reizend die gnädige Frau ausgeſehen und wie gut ſie geſpielt habe. Schade, daß er nicht vorher daran gedacht, Kriſtel und ſie ſelber und auch die alte Unke, die Kruſe, hätten von der Muſikgalerie her ſehr gut zuſehen können; es ſeien viele da geweſen. Dann ging Johanna, und Effi, die müde war, legte ſich nieder. Innſtetten aber, der noch plaudern wollte, ſchob einen Stuhl heran und ſetzte ſich an das Bett ſeiner Frau, dieſe freundlich anſehend und ihre Hand in der ſeinen haltend. „Ja, Effi, das war ein hübſcher Abend. Ich habe mich amüſiert über das hübſche Stück. Und denke Dir, der Dichter iſt ein Kammergerichtsrat, eigentlich kaum zu glauben. Und noch dazu aus Königsberg. Aber worüber ich mich am meiſten ge¬ freut, das war doch meine entzückende kleine Frau, die allen die Köpfe verdreht hat.“ „Ach, Geert, ſprich nicht ſo. Ich bin ſchon gerade eitel genug.“ „Eitel genug, das wird wohl richtig ſein. Aber

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/260>, abgerufen am 22.11.2024.