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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
paar hundert Schritt in das Wäldchen hinein, auf
eine Stelle zu, wo Kastanien ausgestreut lagen, die
man nun auflas, um sie dem Kinde als Spielzeug
zu geben. In die Stadt kam Effi wenig; es war
niemand recht da, mit dem sie hätte plaudern können,
nachdem ein Versuch, mit der Frau von Crampas
auf einen Umgangsfuß zu kommen, aufs neue
gescheitert war. Die Majorin war und blieb
menschenscheu.

Das ging so wochenlang, bis Effi plötzlich den
Wunsch äußerte, mit ausreiten zu dürfen; sie habe
nun 'mal die Passion und es sei doch zu viel ver¬
langt, bloß um des Geredes der Kessiner willen, auf
etwas zu verzichten, das einem so viel wert sei. Der
Major fand die Sache kapital und Innstetten, dem
es augenscheinlich weniger paßte -- so wenig, daß
er immer wieder hervorhob, es werde sich kein Damen¬
pferd finden lassen -- Innstetten mußte nachgeben,
als Crampas versicherte, "das solle seine Sorge sein".
Und richtig, was man wünschte, fand sich auch, und
Effi war selig, am Strande hinjagen zu können,
jetzt wo "Damenbad" und "Herrenbad" keine scheiden¬
den Schreckensworte mehr waren. Meist war auch
Rollo mit von der Partie, und weil es sich ein
paarmal ereignet hatte, daß man am Strande zu
rasten oder auch eine Strecke Wegs zu Fuß zu

Effi Brieſt
paar hundert Schritt in das Wäldchen hinein, auf
eine Stelle zu, wo Kaſtanien ausgeſtreut lagen, die
man nun auflas, um ſie dem Kinde als Spielzeug
zu geben. In die Stadt kam Effi wenig; es war
niemand recht da, mit dem ſie hätte plaudern können,
nachdem ein Verſuch, mit der Frau von Crampas
auf einen Umgangsfuß zu kommen, aufs neue
geſcheitert war. Die Majorin war und blieb
menſchenſcheu.

Das ging ſo wochenlang, bis Effi plötzlich den
Wunſch äußerte, mit ausreiten zu dürfen; ſie habe
nun 'mal die Paſſion und es ſei doch zu viel ver¬
langt, bloß um des Geredes der Keſſiner willen, auf
etwas zu verzichten, das einem ſo viel wert ſei. Der
Major fand die Sache kapital und Innſtetten, dem
es augenſcheinlich weniger paßte — ſo wenig, daß
er immer wieder hervorhob, es werde ſich kein Damen¬
pferd finden laſſen — Innſtetten mußte nachgeben,
als Crampas verſicherte, „das ſolle ſeine Sorge ſein“.
Und richtig, was man wünſchte, fand ſich auch, und
Effi war ſelig, am Strande hinjagen zu können,
jetzt wo „Damenbad“ und „Herrenbad“ keine ſcheiden¬
den Schreckensworte mehr waren. Meiſt war auch
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[219/0228] Effi Brieſt paar hundert Schritt in das Wäldchen hinein, auf eine Stelle zu, wo Kaſtanien ausgeſtreut lagen, die man nun auflas, um ſie dem Kinde als Spielzeug zu geben. In die Stadt kam Effi wenig; es war niemand recht da, mit dem ſie hätte plaudern können, nachdem ein Verſuch, mit der Frau von Crampas auf einen Umgangsfuß zu kommen, aufs neue geſcheitert war. Die Majorin war und blieb menſchenſcheu. Das ging ſo wochenlang, bis Effi plötzlich den Wunſch äußerte, mit ausreiten zu dürfen; ſie habe nun 'mal die Paſſion und es ſei doch zu viel ver¬ langt, bloß um des Geredes der Keſſiner willen, auf etwas zu verzichten, das einem ſo viel wert ſei. Der Major fand die Sache kapital und Innſtetten, dem es augenſcheinlich weniger paßte — ſo wenig, daß er immer wieder hervorhob, es werde ſich kein Damen¬ pferd finden laſſen — Innſtetten mußte nachgeben, als Crampas verſicherte, „das ſolle ſeine Sorge ſein“. Und richtig, was man wünſchte, fand ſich auch, und Effi war ſelig, am Strande hinjagen zu können, jetzt wo „Damenbad“ und „Herrenbad“ keine ſcheiden¬ den Schreckensworte mehr waren. Meiſt war auch Rollo mit von der Partie, und weil es ſich ein paarmal ereignet hatte, daß man am Strande zu raſten oder auch eine Strecke Wegs zu Fuß zu

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/228>, abgerufen am 24.11.2024.