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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
beinahe regungslos über dem Teich standen, oder
auch auf den Fliesengang, wo Herr von Briest neben
dem Treppenvorbau saß und die Zeitungen las.
Immer wenn er umschlug, nahm er zuvor den
Kneifer ab und grüßte zu Frau und Tochter hinauf.
Kam dann das letzte Blatt an die Reihe, das in
der Regel der "Anzeiger für's Havelland" war, so
ging Effi hinunter, um sich entweder zu ihm zu
setzen oder um mit ihm durch Garten und Park zu
schlendern. Einmal, bei solcher Gelegenheit, traten
sie, von dem Kieswege her, an ein kleines, zur Seite
stehendes Denkmal heran, das schon Briest's Gro߬
vater zur Erinnerung an die Schlacht von Waterloo
hatte aufrichten lassen, eine verrostete Pyramide mit
einem gegossenen Blücher in Front und einem dito
Wellington auf der Rückseite.

"Hast Du nun solche Spaziergänge auch in
Kessin," sagte Briest, "und begleitet Dich Innstetten
auch und erzählt Dir allerlei?"

"Nein, Papa, solche Spaziergänge habe ich nicht.
Das ist ausgeschlossen, denn wir haben bloß einen
kleinen Garten hinter dem Hause, der eigentlich kaum
ein Garten ist, bloß ein paar Buchsbaumrabatten
und Gemüsebeete mit drei, vier Obstbäumen drin.
Innstetten hat keinen Sinn dafür und denkt wohl
auch nicht sehr lange mehr in Kessin zu bleiben."

Effi Brieſt
beinahe regungslos über dem Teich ſtanden, oder
auch auf den Flieſengang, wo Herr von Brieſt neben
dem Treppenvorbau ſaß und die Zeitungen las.
Immer wenn er umſchlug, nahm er zuvor den
Kneifer ab und grüßte zu Frau und Tochter hinauf.
Kam dann das letzte Blatt an die Reihe, das in
der Regel der „Anzeiger für's Havelland“ war, ſo
ging Effi hinunter, um ſich entweder zu ihm zu
ſetzen oder um mit ihm durch Garten und Park zu
ſchlendern. Einmal, bei ſolcher Gelegenheit, traten
ſie, von dem Kieswege her, an ein kleines, zur Seite
ſtehendes Denkmal heran, das ſchon Brieſt's Gro߬
vater zur Erinnerung an die Schlacht von Waterloo
hatte aufrichten laſſen, eine verroſtete Pyramide mit
einem gegoſſenen Blücher in Front und einem dito
Wellington auf der Rückſeite.

„Haſt Du nun ſolche Spaziergänge auch in
Keſſin,“ ſagte Brieſt, „und begleitet Dich Innſtetten
auch und erzählt Dir allerlei?“

„Nein, Papa, ſolche Spaziergänge habe ich nicht.
Das iſt ausgeſchloſſen, denn wir haben bloß einen
kleinen Garten hinter dem Hauſe, der eigentlich kaum
ein Garten iſt, bloß ein paar Buchsbaumrabatten
und Gemüſebeete mit drei, vier Obſtbäumen drin.
Innſtetten hat keinen Sinn dafür und denkt wohl
auch nicht ſehr lange mehr in Keſſin zu bleiben.“

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[204/0213] Effi Brieſt beinahe regungslos über dem Teich ſtanden, oder auch auf den Flieſengang, wo Herr von Brieſt neben dem Treppenvorbau ſaß und die Zeitungen las. Immer wenn er umſchlug, nahm er zuvor den Kneifer ab und grüßte zu Frau und Tochter hinauf. Kam dann das letzte Blatt an die Reihe, das in der Regel der „Anzeiger für's Havelland“ war, ſo ging Effi hinunter, um ſich entweder zu ihm zu ſetzen oder um mit ihm durch Garten und Park zu ſchlendern. Einmal, bei ſolcher Gelegenheit, traten ſie, von dem Kieswege her, an ein kleines, zur Seite ſtehendes Denkmal heran, das ſchon Brieſt's Gro߬ vater zur Erinnerung an die Schlacht von Waterloo hatte aufrichten laſſen, eine verroſtete Pyramide mit einem gegoſſenen Blücher in Front und einem dito Wellington auf der Rückſeite. „Haſt Du nun ſolche Spaziergänge auch in Keſſin,“ ſagte Brieſt, „und begleitet Dich Innſtetten auch und erzählt Dir allerlei?“ „Nein, Papa, ſolche Spaziergänge habe ich nicht. Das iſt ausgeſchloſſen, denn wir haben bloß einen kleinen Garten hinter dem Hauſe, der eigentlich kaum ein Garten iſt, bloß ein paar Buchsbaumrabatten und Gemüſebeete mit drei, vier Obſtbäumen drin. Innſtetten hat keinen Sinn dafür und denkt wohl auch nicht ſehr lange mehr in Keſſin zu bleiben.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/213>, abgerufen am 25.11.2024.