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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
Spätnachmittags-Dampfer die Kessine herunter und
legte an der Landungsbrücke, gegenüber dem Hotel,
an. Effi saß mit Crampas und Gieshübler beim
Kaffee, alle Fenster auf, und sah dem Schauspiel
drüben zu. "Morgen früh um neun führt mich das¬
selbe Schiff den Fluß hinauf, und zu Mittag bin
ich in Berlin, und am Abend bin ich in Hohen-
Cremmen, und Roswitha geht neben mir und hält
das Kind auf dem Arme. Hoffentlich schreit es nicht.
Ach, wie mir schon heute zu Mute ist! Lieber Gies¬
hübler, sind Sie auch 'mal so froh gewesen, Ihr
elterliches Haus wiederzusehen?"

"Ja, ich kenne das auch, gnädigste Frau. Nur
bloß ich brachte kein Anniechen mit, weil ich keins
hatte."

"Kommt noch," sagte Crampas. "Stoßen Sie
an, Gieshübler; Sie sind der einzige vernünftige
Mensch hier."

"Aber, Herr Major, wir haben ja bloß noch den
Cognac."

"Desto besser."


Effi Brieſt
Spätnachmittags-Dampfer die Keſſine herunter und
legte an der Landungsbrücke, gegenüber dem Hotel,
an. Effi ſaß mit Crampas und Gieshübler beim
Kaffee, alle Fenſter auf, und ſah dem Schauſpiel
drüben zu. „Morgen früh um neun führt mich das¬
ſelbe Schiff den Fluß hinauf, und zu Mittag bin
ich in Berlin, und am Abend bin ich in Hohen-
Cremmen, und Roswitha geht neben mir und hält
das Kind auf dem Arme. Hoffentlich ſchreit es nicht.
Ach, wie mir ſchon heute zu Mute iſt! Lieber Gies¬
hübler, ſind Sie auch 'mal ſo froh geweſen, Ihr
elterliches Haus wiederzuſehen?“

„Ja, ich kenne das auch, gnädigſte Frau. Nur
bloß ich brachte kein Anniechen mit, weil ich keins
hatte.“

„Kommt noch,“ ſagte Crampas. „Stoßen Sie
an, Gieshübler; Sie ſind der einzige vernünftige
Menſch hier.“

„Aber, Herr Major, wir haben ja bloß noch den
Cognac.“

„Deſto beſſer.“


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[201/0210] Effi Brieſt Spätnachmittags-Dampfer die Keſſine herunter und legte an der Landungsbrücke, gegenüber dem Hotel, an. Effi ſaß mit Crampas und Gieshübler beim Kaffee, alle Fenſter auf, und ſah dem Schauſpiel drüben zu. „Morgen früh um neun führt mich das¬ ſelbe Schiff den Fluß hinauf, und zu Mittag bin ich in Berlin, und am Abend bin ich in Hohen- Cremmen, und Roswitha geht neben mir und hält das Kind auf dem Arme. Hoffentlich ſchreit es nicht. Ach, wie mir ſchon heute zu Mute iſt! Lieber Gies¬ hübler, ſind Sie auch 'mal ſo froh geweſen, Ihr elterliches Haus wiederzuſehen?“ „Ja, ich kenne das auch, gnädigſte Frau. Nur bloß ich brachte kein Anniechen mit, weil ich keins hatte.“ „Kommt noch,“ ſagte Crampas. „Stoßen Sie an, Gieshübler; Sie ſind der einzige vernünftige Menſch hier.“ „Aber, Herr Major, wir haben ja bloß noch den Cognac.“ „Deſto beſſer.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/210>, abgerufen am 25.11.2024.