Keine Viertelstunde, so war die Wohnung er¬ reicht. Als beide hier in den kühlen Flur traten, war Roswitha beim Anblick all des Sonderbaren, das da umher hing, wie befangen; Effi aber ließ sie nicht zu weiteren Betrachtungen kommen und sagte: "Roswitha, nun gehen Sie da hinein. Das ist das Zimmer, wo wir schlafen. Ich will erst zu meinem Manne nach dem Landratsamt hinüber -- das große Haus da neben dem kleinen, in dem Sie gewohnt haben -- und will ihm sagen, daß ich Sie zur Pflege haben möchte bei dem Kinde. Er wird wohl mit allem einverstanden sein, aber ich muß doch erst seine Zustimmung haben. Und wenn ich die habe, dann müssen wir ihn ausquartieren, und Sie schlafen mit mir in dem Alkoven. Ich denke, wir werden uns schon vertragen."
Innstetten, als er erfuhr, um was sich's handle, sagte rasch und in guter Laune: "Das hast Du recht
13 *
Vierzehntes Kapitel.
Keine Viertelſtunde, ſo war die Wohnung er¬ reicht. Als beide hier in den kühlen Flur traten, war Roswitha beim Anblick all des Sonderbaren, das da umher hing, wie befangen; Effi aber ließ ſie nicht zu weiteren Betrachtungen kommen und ſagte: „Roswitha, nun gehen Sie da hinein. Das iſt das Zimmer, wo wir ſchlafen. Ich will erſt zu meinem Manne nach dem Landratsamt hinüber — das große Haus da neben dem kleinen, in dem Sie gewohnt haben — und will ihm ſagen, daß ich Sie zur Pflege haben möchte bei dem Kinde. Er wird wohl mit allem einverſtanden ſein, aber ich muß doch erſt ſeine Zuſtimmung haben. Und wenn ich die habe, dann müſſen wir ihn ausquartieren, und Sie ſchlafen mit mir in dem Alkoven. Ich denke, wir werden uns ſchon vertragen.“
Innſtetten, als er erfuhr, um was ſich's handle, ſagte raſch und in guter Laune: „Das haſt Du recht
13 *
<TEI><text><body><pbfacs="#f0204"n="[195]"/><divn="1"><head><hirendition="#g">Vierzehntes Kapitel.</hi><lb/></head><p>Keine Viertelſtunde, ſo war die Wohnung er¬<lb/>
reicht. Als beide hier in den kühlen Flur traten,<lb/>
war Roswitha beim Anblick all des Sonderbaren,<lb/>
das da umher hing, wie befangen; Effi aber ließ<lb/>ſie nicht zu weiteren Betrachtungen kommen und<lb/>ſagte: „Roswitha, nun gehen Sie da hinein. Das<lb/>
iſt das Zimmer, wo wir ſchlafen. Ich will erſt zu<lb/>
meinem Manne nach dem Landratsamt hinüber —<lb/>
das große Haus da neben dem kleinen, in dem Sie<lb/>
gewohnt haben — und will ihm ſagen, daß ich Sie<lb/>
zur Pflege haben möchte bei dem Kinde. Er wird<lb/>
wohl mit allem einverſtanden ſein, aber ich muß doch<lb/>
erſt ſeine Zuſtimmung haben. Und wenn ich die<lb/>
habe, dann müſſen wir ihn ausquartieren, und Sie<lb/>ſchlafen mit mir in dem Alkoven. Ich denke, wir<lb/>
werden uns ſchon vertragen.“</p><lb/><p>Innſtetten, als er erfuhr, um was ſich's handle,<lb/>ſagte raſch und in guter Laune: „Das haſt Du recht<lb/><fwplace="bottom"type="sig">13 *<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[[195]/0204]
Vierzehntes Kapitel.
Keine Viertelſtunde, ſo war die Wohnung er¬
reicht. Als beide hier in den kühlen Flur traten,
war Roswitha beim Anblick all des Sonderbaren,
das da umher hing, wie befangen; Effi aber ließ
ſie nicht zu weiteren Betrachtungen kommen und
ſagte: „Roswitha, nun gehen Sie da hinein. Das
iſt das Zimmer, wo wir ſchlafen. Ich will erſt zu
meinem Manne nach dem Landratsamt hinüber —
das große Haus da neben dem kleinen, in dem Sie
gewohnt haben — und will ihm ſagen, daß ich Sie
zur Pflege haben möchte bei dem Kinde. Er wird
wohl mit allem einverſtanden ſein, aber ich muß doch
erſt ſeine Zuſtimmung haben. Und wenn ich die
habe, dann müſſen wir ihn ausquartieren, und Sie
ſchlafen mit mir in dem Alkoven. Ich denke, wir
werden uns ſchon vertragen.“
Innſtetten, als er erfuhr, um was ſich's handle,
ſagte raſch und in guter Laune: „Das haſt Du recht
13 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. [195]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/204>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.