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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
auch gepäppelt. Man kann das ja nicht wissen, wie¬
wohl ich es anders wünsche. Was meinen Sie,
wollen Sie mit zu mir kommen? Ich kann mir
nicht denken, daß ich mich in Ihnen irre."

Roswitha war aufgesprungen und hatte die
Hand der jungen Frau ergriffen und küßte sie mit
Ungestüm. "Ach, es ist doch ein Gott im Himmel,
und wenn die Not am größten ist, ist die Hülfe am
nächsten. Sie sollen sehn, gnäd'ge Frau, es geht;
ich bin eine ordentliche Person und habe gute Zeugnisse.
Das können Sie sehn, wenn ich Ihnen mein Buch
bringe. Gleich den ersten Tag, als ich die gnäd'ge
Frau sah, da dacht' ich: ,ja, wenn Du 'mal solchen
Dienst hättest.' Und nun soll ich ihn haben. O Du
lieber Gott, o Du heil'ge Jungfrau Maria, wer mir
das gesagt hätte, wie wir die Alte hier unter der
Erde hatten, und die Verwandten machten, daß sie
wieder fortkamen und mich hier sitzen ließen."

"Ja, unverhofft kommt oft, Roswitha, und
mitunter auch im Guten. Und nun wollen wir
gehen. Rollo wird schon ungeduldig und läuft immer
auf das Thor zu."

Roswitha war gleich bereit, trat aber noch einmal
an das Grab, brummelte 'was vor sich hin und machte
ein Kreuz. Und dann gingen sie den schattigen Gang
hinunter und wieder auf das Kirchhofsthor zu.

Th. Fontane, Effi Briest. 13

Effi Brieſt
auch gepäppelt. Man kann das ja nicht wiſſen, wie¬
wohl ich es anders wünſche. Was meinen Sie,
wollen Sie mit zu mir kommen? Ich kann mir
nicht denken, daß ich mich in Ihnen irre.“

Roswitha war aufgeſprungen und hatte die
Hand der jungen Frau ergriffen und küßte ſie mit
Ungeſtüm. „Ach, es iſt doch ein Gott im Himmel,
und wenn die Not am größten iſt, iſt die Hülfe am
nächſten. Sie ſollen ſehn, gnäd'ge Frau, es geht;
ich bin eine ordentliche Perſon und habe gute Zeugniſſe.
Das können Sie ſehn, wenn ich Ihnen mein Buch
bringe. Gleich den erſten Tag, als ich die gnäd'ge
Frau ſah, da dacht' ich: ‚ja, wenn Du 'mal ſolchen
Dienſt hätteſt.‘ Und nun ſoll ich ihn haben. O Du
lieber Gott, o Du heil'ge Jungfrau Maria, wer mir
das geſagt hätte, wie wir die Alte hier unter der
Erde hatten, und die Verwandten machten, daß ſie
wieder fortkamen und mich hier ſitzen ließen.“

„Ja, unverhofft kommt oft, Roswitha, und
mitunter auch im Guten. Und nun wollen wir
gehen. Rollo wird ſchon ungeduldig und läuft immer
auf das Thor zu.“

Roswitha war gleich bereit, trat aber noch einmal
an das Grab, brummelte 'was vor ſich hin und machte
ein Kreuz. Und dann gingen ſie den ſchattigen Gang
hinunter und wieder auf das Kirchhofsthor zu.

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[193/0202] Effi Brieſt auch gepäppelt. Man kann das ja nicht wiſſen, wie¬ wohl ich es anders wünſche. Was meinen Sie, wollen Sie mit zu mir kommen? Ich kann mir nicht denken, daß ich mich in Ihnen irre.“ Roswitha war aufgeſprungen und hatte die Hand der jungen Frau ergriffen und küßte ſie mit Ungeſtüm. „Ach, es iſt doch ein Gott im Himmel, und wenn die Not am größten iſt, iſt die Hülfe am nächſten. Sie ſollen ſehn, gnäd'ge Frau, es geht; ich bin eine ordentliche Perſon und habe gute Zeugniſſe. Das können Sie ſehn, wenn ich Ihnen mein Buch bringe. Gleich den erſten Tag, als ich die gnäd'ge Frau ſah, da dacht' ich: ‚ja, wenn Du 'mal ſolchen Dienſt hätteſt.‘ Und nun ſoll ich ihn haben. O Du lieber Gott, o Du heil'ge Jungfrau Maria, wer mir das geſagt hätte, wie wir die Alte hier unter der Erde hatten, und die Verwandten machten, daß ſie wieder fortkamen und mich hier ſitzen ließen.“ „Ja, unverhofft kommt oft, Roswitha, und mitunter auch im Guten. Und nun wollen wir gehen. Rollo wird ſchon ungeduldig und läuft immer auf das Thor zu.“ Roswitha war gleich bereit, trat aber noch einmal an das Grab, brummelte 'was vor ſich hin und machte ein Kreuz. Und dann gingen ſie den ſchattigen Gang hinunter und wieder auf das Kirchhofsthor zu. Th. Fontane, Effi Brieſt. 13

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/202>, abgerufen am 24.11.2024.