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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
Spaziergang zu machen, und zwar um so mehr,
als ihr der Arzt gesagt hatte, viel Bewegung im
Freien sei das beste, was sie, bei dem, was ihr
bevorstände, thun könne. Johanna, die mit im
Garten war, brachte ihr denn auch Umhang, Hut und
Entoutcas, und mit einem freundlichen "Guten Tag"
trat Effi aus dem Hause heraus und ging auf das
Wäldchen zu, neben dessen breitem chaussierten
Mittelweg ein schmalerer Fußsteig auf die Dünen
und das am Strand gelegene Hotel zulief. Unter¬
wegs standen Bänke, von denen sie jede benutzte,
denn das Gehen griff sie an, und um so mehr, als
inzwischen die heiße Mittagsstunde herangekommen
war. Aber wenn sie saß und von ihrem bequemen
Platz aus die Wagen und die Damen in Toilette
beobachtete, die da hinausfuhren, so belebte sie sich
wieder. Denn Heiteres sehen, war ihr wie Lebens¬
luft. Als das Wäldchen aufhörte, kam freilich noch
eine allerschlimmste Wegstelle, Sand und wieder
Sand und nirgends eine Spur von Schatten; aber
glücklicherweise waren hier Bohlen und Bretter ge¬
legt, und so kam sie, wenn auch erhitzt und müde,
doch in guter Laune bei dem Strandhotel an.
Drinnen im Saal wurde schon gegessen, aber hier
draußen um sie her war alles still und leer, was
ihr in diesem Augenblicke denn auch das liebste war.

Effi Brieſt
Spaziergang zu machen, und zwar um ſo mehr,
als ihr der Arzt geſagt hatte, viel Bewegung im
Freien ſei das beſte, was ſie, bei dem, was ihr
bevorſtände, thun könne. Johanna, die mit im
Garten war, brachte ihr denn auch Umhang, Hut und
Entoutcas, und mit einem freundlichen „Guten Tag“
trat Effi aus dem Hauſe heraus und ging auf das
Wäldchen zu, neben deſſen breitem chauſſierten
Mittelweg ein ſchmalerer Fußſteig auf die Dünen
und das am Strand gelegene Hotel zulief. Unter¬
wegs ſtanden Bänke, von denen ſie jede benutzte,
denn das Gehen griff ſie an, und um ſo mehr, als
inzwiſchen die heiße Mittagsſtunde herangekommen
war. Aber wenn ſie ſaß und von ihrem bequemen
Platz aus die Wagen und die Damen in Toilette
beobachtete, die da hinausfuhren, ſo belebte ſie ſich
wieder. Denn Heiteres ſehen, war ihr wie Lebens¬
luft. Als das Wäldchen aufhörte, kam freilich noch
eine allerſchlimmſte Wegſtelle, Sand und wieder
Sand und nirgends eine Spur von Schatten; aber
glücklicherweiſe waren hier Bohlen und Bretter ge¬
legt, und ſo kam ſie, wenn auch erhitzt und müde,
doch in guter Laune bei dem Strandhotel an.
Drinnen im Saal wurde ſchon gegeſſen, aber hier
draußen um ſie her war alles ſtill und leer, was
ihr in dieſem Augenblicke denn auch das liebſte war.

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[185/0194] Effi Brieſt Spaziergang zu machen, und zwar um ſo mehr, als ihr der Arzt geſagt hatte, viel Bewegung im Freien ſei das beſte, was ſie, bei dem, was ihr bevorſtände, thun könne. Johanna, die mit im Garten war, brachte ihr denn auch Umhang, Hut und Entoutcas, und mit einem freundlichen „Guten Tag“ trat Effi aus dem Hauſe heraus und ging auf das Wäldchen zu, neben deſſen breitem chauſſierten Mittelweg ein ſchmalerer Fußſteig auf die Dünen und das am Strand gelegene Hotel zulief. Unter¬ wegs ſtanden Bänke, von denen ſie jede benutzte, denn das Gehen griff ſie an, und um ſo mehr, als inzwiſchen die heiße Mittagsſtunde herangekommen war. Aber wenn ſie ſaß und von ihrem bequemen Platz aus die Wagen und die Damen in Toilette beobachtete, die da hinausfuhren, ſo belebte ſie ſich wieder. Denn Heiteres ſehen, war ihr wie Lebens¬ luft. Als das Wäldchen aufhörte, kam freilich noch eine allerſchlimmſte Wegſtelle, Sand und wieder Sand und nirgends eine Spur von Schatten; aber glücklicherweiſe waren hier Bohlen und Bretter ge¬ legt, und ſo kam ſie, wenn auch erhitzt und müde, doch in guter Laune bei dem Strandhotel an. Drinnen im Saal wurde ſchon gegeſſen, aber hier draußen um ſie her war alles ſtill und leer, was ihr in dieſem Augenblicke denn auch das liebſte war.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/194>, abgerufen am 22.11.2024.