hof und wenige Tage später auf einer Boot- und Vergnügungsfahrt, die nach einem am Breitling gelegenen großen Buchen- und Eichenwalde, der "der Schnatermann" hieß, gemacht wurde; es kam aber über kurze Begrüßungen nicht hinaus, und Effi war froh, als Anfang Juni die Saison sich ankündigte. Freilich fehlte es noch an Badegästen, die vor Johanni überhaupt nur in Einzelexemplaren einzutreffen pflegten, aber schon die Vorbereitungen waren eine Zerstreuung. In der Plantage wurden Karussell und Scheibenstände hergerichtet, die Schiffersleute kalfater¬ ten und strichen ihre Boote, jede kleine Wohnung erhielt neue Gardinen, und die Zimmer, die feucht lagen, also den Schwamm unter der Diele hatten, wurden ausgeschwefelt und dann gelüftet.
Auch in Effi's eigener Wohnung, freilich um eines anderen Ankömmlings als der Badegäste willen, war alles in einer gewissen Erregung; selbst Frau Kruse wollte mitthun, so gut es ging. Aber davor er¬ schrak Effi lebhaft und sagte: "Geert, daß nur die Frau Kruse nichts anfaßt; da kann nichts werden, und ich ängstige mich schon gerade genug." Innstetten ver¬ sprach auch alles, Kristel und Johanna hätten ja Zeit genug, und um seiner jungen Frau Gedanken überhaupt in eine andere Richtung zu bringen, ließ er das Thema der Vorbereitungen ganz fallen und
Effi Brieſt
hof und wenige Tage ſpäter auf einer Boot- und Vergnügungsfahrt, die nach einem am Breitling gelegenen großen Buchen- und Eichenwalde, der „der Schnatermann“ hieß, gemacht wurde; es kam aber über kurze Begrüßungen nicht hinaus, und Effi war froh, als Anfang Juni die Saiſon ſich ankündigte. Freilich fehlte es noch an Badegäſten, die vor Johanni überhaupt nur in Einzelexemplaren einzutreffen pflegten, aber ſchon die Vorbereitungen waren eine Zerſtreuung. In der Plantage wurden Karuſſell und Scheibenſtände hergerichtet, die Schiffersleute kalfater¬ ten und ſtrichen ihre Boote, jede kleine Wohnung erhielt neue Gardinen, und die Zimmer, die feucht lagen, alſo den Schwamm unter der Diele hatten, wurden ausgeſchwefelt und dann gelüftet.
Auch in Effi's eigener Wohnung, freilich um eines anderen Ankömmlings als der Badegäſte willen, war alles in einer gewiſſen Erregung; ſelbſt Frau Kruſe wollte mitthun, ſo gut es ging. Aber davor er¬ ſchrak Effi lebhaft und ſagte: „Geert, daß nur die Frau Kruſe nichts anfaßt; da kann nichts werden, und ich ängſtige mich ſchon gerade genug.“ Innſtetten ver¬ ſprach auch alles, Kriſtel und Johanna hätten ja Zeit genug, und um ſeiner jungen Frau Gedanken überhaupt in eine andere Richtung zu bringen, ließ er das Thema der Vorbereitungen ganz fallen und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0189"n="180"/><fwplace="top"type="header">Effi Brieſt<lb/></fw> hof und wenige Tage ſpäter auf einer Boot- und<lb/>
Vergnügungsfahrt, die nach einem am Breitling<lb/>
gelegenen großen Buchen- und Eichenwalde, der „der<lb/>
Schnatermann“ hieß, gemacht wurde; es kam aber<lb/>
über kurze Begrüßungen nicht hinaus, und Effi war<lb/>
froh, als Anfang Juni die Saiſon ſich ankündigte.<lb/>
Freilich fehlte es noch an Badegäſten, die vor Johanni<lb/>
überhaupt nur in Einzelexemplaren einzutreffen<lb/>
pflegten, aber ſchon die Vorbereitungen waren eine<lb/>
Zerſtreuung. In der Plantage wurden Karuſſell und<lb/>
Scheibenſtände hergerichtet, die Schiffersleute kalfater¬<lb/>
ten und ſtrichen ihre Boote, jede kleine Wohnung<lb/>
erhielt neue Gardinen, und die Zimmer, die feucht<lb/>
lagen, alſo den Schwamm unter der Diele hatten,<lb/>
wurden ausgeſchwefelt und dann gelüftet.</p><lb/><p>Auch in Effi's eigener Wohnung, freilich um<lb/>
eines anderen Ankömmlings als der Badegäſte willen,<lb/>
war alles in einer gewiſſen Erregung; ſelbſt Frau<lb/>
Kruſe wollte mitthun, ſo gut es ging. Aber davor er¬<lb/>ſchrak Effi lebhaft und ſagte: „Geert, daß nur die Frau<lb/>
Kruſe nichts anfaßt; da kann nichts werden, und ich<lb/>
ängſtige mich ſchon gerade genug.“ Innſtetten ver¬<lb/>ſprach auch alles, Kriſtel und Johanna hätten ja<lb/>
Zeit genug, und um ſeiner jungen Frau Gedanken<lb/>
überhaupt in eine andere Richtung zu bringen, ließ<lb/>
er das Thema der Vorbereitungen ganz fallen und<lb/></p></div></body></text></TEI>
[180/0189]
Effi Brieſt
hof und wenige Tage ſpäter auf einer Boot- und
Vergnügungsfahrt, die nach einem am Breitling
gelegenen großen Buchen- und Eichenwalde, der „der
Schnatermann“ hieß, gemacht wurde; es kam aber
über kurze Begrüßungen nicht hinaus, und Effi war
froh, als Anfang Juni die Saiſon ſich ankündigte.
Freilich fehlte es noch an Badegäſten, die vor Johanni
überhaupt nur in Einzelexemplaren einzutreffen
pflegten, aber ſchon die Vorbereitungen waren eine
Zerſtreuung. In der Plantage wurden Karuſſell und
Scheibenſtände hergerichtet, die Schiffersleute kalfater¬
ten und ſtrichen ihre Boote, jede kleine Wohnung
erhielt neue Gardinen, und die Zimmer, die feucht
lagen, alſo den Schwamm unter der Diele hatten,
wurden ausgeſchwefelt und dann gelüftet.
Auch in Effi's eigener Wohnung, freilich um
eines anderen Ankömmlings als der Badegäſte willen,
war alles in einer gewiſſen Erregung; ſelbſt Frau
Kruſe wollte mitthun, ſo gut es ging. Aber davor er¬
ſchrak Effi lebhaft und ſagte: „Geert, daß nur die Frau
Kruſe nichts anfaßt; da kann nichts werden, und ich
ängſtige mich ſchon gerade genug.“ Innſtetten ver¬
ſprach auch alles, Kriſtel und Johanna hätten ja
Zeit genug, und um ſeiner jungen Frau Gedanken
überhaupt in eine andere Richtung zu bringen, ließ
er das Thema der Vorbereitungen ganz fallen und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/189>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.