ist, wie Fräulein Hulda blond ist." Und dabei sah er mich ganz ernsthaft an ... "Aber ich komme vom Hundertsten aufs Tausendste und vergesse die Geschichte."
"Ja, Du brichst immer wieder ab; am Ende willst Du nicht."
"O, ich will schon, aber freilich, ich breche immer wieder ab, weil es alles ein bißchen sonderbar ist, ja, beinah' romantisch."
"Aber Du sagtest doch, er sei Landrat."
"Allerdings Landrat. Und er heißt Geert von Innstetten, Baron von Innstetten."
Alle drei lachten.
"Warum lacht Ihr?" sagte Effi pikiert. "Was soll das heißen?"
"Ach, Effi, wir wollen Dich ja nicht beleidigen, und auch den Baron nicht. Innstetten sagtest Du? Und Geert? So heißt doch hier kein Mensch. Freilich, die adeligen Namen haben oft so 'was Komisches."
"Ja, meine Liebe, das haben sie. Dafür sind es eben Adelige. Die dürfen sich das gönnen, und je weiter zurück, ich meine der Zeit nach, desto mehr dürfen sie sich's gönnen. Aber davon versteht Ihr nichts, was Ihr mir nicht übel nehmen dürft. Wir bleiben doch gute Freunde. Geert von Innstetten
Effi Brieſt
iſt, wie Fräulein Hulda blond iſt.“ Und dabei ſah er mich ganz ernſthaft an … „Aber ich komme vom Hundertſten aufs Tauſendſte und vergeſſe die Geſchichte.“
„Ja, Du brichſt immer wieder ab; am Ende willſt Du nicht.“
„O, ich will ſchon, aber freilich, ich breche immer wieder ab, weil es alles ein bißchen ſonderbar iſt, ja, beinah' romantiſch.“
„Aber Du ſagteſt doch, er ſei Landrat.“
„Allerdings Landrat. Und er heißt Geert von Innſtetten, Baron von Innſtetten.“
Alle drei lachten.
„Warum lacht Ihr?“ ſagte Effi pikiert. „Was ſoll das heißen?“
„Ach, Effi, wir wollen Dich ja nicht beleidigen, und auch den Baron nicht. Innſtetten ſagteſt Du? Und Geert? So heißt doch hier kein Menſch. Freilich, die adeligen Namen haben oft ſo 'was Komiſches.“
„Ja, meine Liebe, das haben ſie. Dafür ſind es eben Adelige. Die dürfen ſich das gönnen, und je weiter zurück, ich meine der Zeit nach, deſto mehr dürfen ſie ſich's gönnen. Aber davon verſteht Ihr nichts, was Ihr mir nicht übel nehmen dürft. Wir bleiben doch gute Freunde. Geert von Innſtetten
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0018"n="9"/><fwplace="top"type="header">Effi Brieſt<lb/></fw>iſt, wie Fräulein Hulda blond iſt.“ Und dabei ſah<lb/>
er mich ganz ernſthaft an …„Aber ich komme<lb/>
vom Hundertſten aufs Tauſendſte und vergeſſe die<lb/>
Geſchichte.“</p><lb/><p>„Ja, Du brichſt immer wieder ab; am Ende<lb/>
willſt Du nicht.“</p><lb/><p>„O, ich will ſchon, aber freilich, ich breche<lb/>
immer wieder ab, weil es alles ein bißchen ſonderbar<lb/>
iſt, ja, beinah' romantiſch.“</p><lb/><p>„Aber Du ſagteſt doch, er ſei Landrat.“</p><lb/><p>„Allerdings Landrat. Und er heißt Geert von<lb/>
Innſtetten, Baron von Innſtetten.“</p><lb/><p>Alle drei lachten.</p><lb/><p>„Warum lacht Ihr?“ſagte Effi pikiert. „Was<lb/>ſoll das heißen?“</p><lb/><p>„Ach, Effi, wir wollen Dich ja nicht beleidigen,<lb/>
und auch den Baron nicht. Innſtetten ſagteſt Du?<lb/>
Und Geert? So heißt doch hier kein Menſch.<lb/>
Freilich, die adeligen Namen haben oft ſo 'was<lb/>
Komiſches.“</p><lb/><p>„Ja, meine Liebe, das haben ſie. Dafür ſind<lb/>
es eben Adelige. Die dürfen ſich das gönnen, und<lb/>
je weiter zurück, ich meine der Zeit nach, deſto mehr<lb/>
dürfen ſie ſich's gönnen. Aber davon verſteht Ihr<lb/>
nichts, was Ihr mir nicht übel nehmen dürft.<lb/>
Wir bleiben doch gute Freunde. Geert von Innſtetten<lb/></p></div></body></text></TEI>
[9/0018]
Effi Brieſt
iſt, wie Fräulein Hulda blond iſt.“ Und dabei ſah
er mich ganz ernſthaft an … „Aber ich komme
vom Hundertſten aufs Tauſendſte und vergeſſe die
Geſchichte.“
„Ja, Du brichſt immer wieder ab; am Ende
willſt Du nicht.“
„O, ich will ſchon, aber freilich, ich breche
immer wieder ab, weil es alles ein bißchen ſonderbar
iſt, ja, beinah' romantiſch.“
„Aber Du ſagteſt doch, er ſei Landrat.“
„Allerdings Landrat. Und er heißt Geert von
Innſtetten, Baron von Innſtetten.“
Alle drei lachten.
„Warum lacht Ihr?“ ſagte Effi pikiert. „Was
ſoll das heißen?“
„Ach, Effi, wir wollen Dich ja nicht beleidigen,
und auch den Baron nicht. Innſtetten ſagteſt Du?
Und Geert? So heißt doch hier kein Menſch.
Freilich, die adeligen Namen haben oft ſo 'was
Komiſches.“
„Ja, meine Liebe, das haben ſie. Dafür ſind
es eben Adelige. Die dürfen ſich das gönnen, und
je weiter zurück, ich meine der Zeit nach, deſto mehr
dürfen ſie ſich's gönnen. Aber davon verſteht Ihr
nichts, was Ihr mir nicht übel nehmen dürft.
Wir bleiben doch gute Freunde. Geert von Innſtetten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/18>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.