Unter solchem Geplauder war, ehe man sich trennte, der Trippelli-Abend noch einmal an ihnen vorübergezogen und erst drei Tage später hatte sich Gieshübler's Freundin durch ein von Petersburg aus an Effi gerichtetes Telegramm noch einmal in Er¬ innerung gebracht. Es lautete: Madame la Ba¬ ronne d'Innstetten, nee de Briest. Bien arrivee. Prince K. a la gare. Plus epris de moi que jamais. Mille fois merci de votre bon accueil. Compliments empresses a Monsieur le Baron. Marietta Trippelli.
Innstetten war entzückt und gab diesem Ent¬ zücken lebhafteren Ausdruck als Effi begreifen konnte.
"Ich verstehe Dich nicht, Geert."
"Weil Du die Trippelli nicht verstehst. Mich entzückt die Echtheit; alles da, bis auf das Pünktchen überm i."
"Du nimmst also alles als eine Komödie."
"Aber als was sonst? Alles berechnet für dort und für hier, für Kotschukoff und für Gieshübler. Gieshübler wird wohl eine Stiftung machen, viel¬ leicht auch bloß ein Legat für die Trippelli."
Die musikalische Soiree bei Gieshübler hatte Mitte Dezember stattgefunden, gleich danach begannen die Vorbereitungen für Weihnachten, und Effi, die sonst schwer über diese Tage hingekommen wäre,
Effi Brieſt
Unter ſolchem Geplauder war, ehe man ſich trennte, der Trippelli-Abend noch einmal an ihnen vorübergezogen und erſt drei Tage ſpäter hatte ſich Gieshübler's Freundin durch ein von Petersburg aus an Effi gerichtetes Telegramm noch einmal in Er¬ innerung gebracht. Es lautete: Madame la Ba¬ ronne d'Innstetten, née de Briest. Bien arrivée. Prince K. à la gare. Plus épris de moi que jamais. Mille fois merci de votre bon accueil. Compliments empressés à Monsieur le Baron. Marietta Trippelli.
Innſtetten war entzückt und gab dieſem Ent¬ zücken lebhafteren Ausdruck als Effi begreifen konnte.
„Ich verſtehe Dich nicht, Geert.“
„Weil Du die Trippelli nicht verſtehſt. Mich entzückt die Echtheit; alles da, bis auf das Pünktchen überm i.“
„Du nimmſt alſo alles als eine Komödie.“
„Aber als was ſonſt? Alles berechnet für dort und für hier, für Kotſchukoff und für Gieshübler. Gieshübler wird wohl eine Stiftung machen, viel¬ leicht auch bloß ein Legat für die Trippelli.“
Die muſikaliſche Soiree bei Gieshübler hatte Mitte Dezember ſtattgefunden, gleich danach begannen die Vorbereitungen für Weihnachten, und Effi, die ſonſt ſchwer über dieſe Tage hingekommen wäre,
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Effi Brieſt
Unter ſolchem Geplauder war, ehe man ſich
trennte, der Trippelli-Abend noch einmal an ihnen
vorübergezogen und erſt drei Tage ſpäter hatte ſich
Gieshübler's Freundin durch ein von Petersburg aus
an Effi gerichtetes Telegramm noch einmal in Er¬
innerung gebracht. Es lautete: Madame la Ba¬
ronne d'Innstetten, née de Briest. Bien arrivée.
Prince K. à la gare. Plus épris de moi que
jamais. Mille fois merci de votre bon accueil.
Compliments empressés à Monsieur le Baron.
Marietta Trippelli.
Innſtetten war entzückt und gab dieſem Ent¬
zücken lebhafteren Ausdruck als Effi begreifen konnte.
„Ich verſtehe Dich nicht, Geert.“
„Weil Du die Trippelli nicht verſtehſt. Mich
entzückt die Echtheit; alles da, bis auf das Pünktchen
überm i.“
„Du nimmſt alſo alles als eine Komödie.“
„Aber als was ſonſt? Alles berechnet für dort
und für hier, für Kotſchukoff und für Gieshübler.
Gieshübler wird wohl eine Stiftung machen, viel¬
leicht auch bloß ein Legat für die Trippelli.“
Die muſikaliſche Soiree bei Gieshübler hatte
Mitte Dezember ſtattgefunden, gleich danach begannen
die Vorbereitungen für Weihnachten, und Effi, die
ſonſt ſchwer über dieſe Tage hingekommen wäre,
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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/171>, abgerufen am 28.11.2024.
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