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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
ich kann zum Fürsten oder auch zur Fürstin nicht
sagen: Durchlaucht, ich kann nicht kommen, meine
Frau ist so allein, oder meine Frau fürchtet sich.
Wenn ich das sagte, würden wir in einem ziemlich
komischen Lichte dastehen, ich gewiß, und Du auch.
Aber nimm erst eine Tasse Kaffee."

Effi trank, was sie sichtlich belebte. Dann ergriff
sie wieder ihres Mannes Hand und sagte: "Du
sollst recht haben; ich sehe ein, das geht nicht. Und
dann wollen wir ja auch höher hinauf. Ich sage
wir, denn ich bin eigentlich begieriger danach als
Du ..."

"So sind alle Frauen," lachte Innstetten.

"Also abgemacht; Du nimmst die Einladungen
an nach wie vor, und ich bleibe hier und warte auf
meinen ,hohen Herrn', wobei mir Hulda unterm
Holunderbaum einfällt. Wie's ihr wohl gehen
mag?"

"Damen, wie Hulda, geht es immer gut. Aber
was wolltest Du noch sagen?"

"Ich wollte sagen, ich bleibe hier und auch
allein, wenn es sein muß. Aber nicht in diesem
Hause. Laß uns die Wohnung wechseln. Es giebt
so hübsche Häuser am Bollwerk, eins zwischen Konsul
Martens und Konsul Grützmacher und eins am
Markt, gerade gegenüber von Gieshübler; warum

Effi Brieſt
ich kann zum Fürſten oder auch zur Fürſtin nicht
ſagen: Durchlaucht, ich kann nicht kommen, meine
Frau iſt ſo allein, oder meine Frau fürchtet ſich.
Wenn ich das ſagte, würden wir in einem ziemlich
komiſchen Lichte daſtehen, ich gewiß, und Du auch.
Aber nimm erſt eine Taſſe Kaffee.“

Effi trank, was ſie ſichtlich belebte. Dann ergriff
ſie wieder ihres Mannes Hand und ſagte: „Du
ſollſt recht haben; ich ſehe ein, das geht nicht. Und
dann wollen wir ja auch höher hinauf. Ich ſage
wir, denn ich bin eigentlich begieriger danach als
Du …“

„So ſind alle Frauen,“ lachte Innſtetten.

„Alſo abgemacht; Du nimmſt die Einladungen
an nach wie vor, und ich bleibe hier und warte auf
meinen ,hohen Herrn‘, wobei mir Hulda unterm
Holunderbaum einfällt. Wie's ihr wohl gehen
mag?“

„Damen, wie Hulda, geht es immer gut. Aber
was wollteſt Du noch ſagen?“

„Ich wollte ſagen, ich bleibe hier und auch
allein, wenn es ſein muß. Aber nicht in dieſem
Hauſe. Laß uns die Wohnung wechſeln. Es giebt
ſo hübſche Häuſer am Bollwerk, eins zwiſchen Konſul
Martens und Konſul Grützmacher und eins am
Markt, gerade gegenüber von Gieshübler; warum

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[130/0139] Effi Brieſt ich kann zum Fürſten oder auch zur Fürſtin nicht ſagen: Durchlaucht, ich kann nicht kommen, meine Frau iſt ſo allein, oder meine Frau fürchtet ſich. Wenn ich das ſagte, würden wir in einem ziemlich komiſchen Lichte daſtehen, ich gewiß, und Du auch. Aber nimm erſt eine Taſſe Kaffee.“ Effi trank, was ſie ſichtlich belebte. Dann ergriff ſie wieder ihres Mannes Hand und ſagte: „Du ſollſt recht haben; ich ſehe ein, das geht nicht. Und dann wollen wir ja auch höher hinauf. Ich ſage wir, denn ich bin eigentlich begieriger danach als Du …“ „So ſind alle Frauen,“ lachte Innſtetten. „Alſo abgemacht; Du nimmſt die Einladungen an nach wie vor, und ich bleibe hier und warte auf meinen ,hohen Herrn‘, wobei mir Hulda unterm Holunderbaum einfällt. Wie's ihr wohl gehen mag?“ „Damen, wie Hulda, geht es immer gut. Aber was wollteſt Du noch ſagen?“ „Ich wollte ſagen, ich bleibe hier und auch allein, wenn es ſein muß. Aber nicht in dieſem Hauſe. Laß uns die Wohnung wechſeln. Es giebt ſo hübſche Häuſer am Bollwerk, eins zwiſchen Konſul Martens und Konſul Grützmacher und eins am Markt, gerade gegenüber von Gieshübler; warum

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/139>, abgerufen am 25.11.2024.