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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
und dabei zog sie Johanna's Kopf dicht an sich
heran ... "ich habe solche Angst."

"Ach, das giebt sich, gnäd'ge Frau, die hatten
wir alle."

"Die hattet ihr alle? Was soll das heißen,
Johanna?"

"... Und wenn die gnäd'ge Frau wirklich
solche Angst haben, so kann ich mir ja ein Lager
hier machen. Ich nehme die Strohmatte und kehre
einen Stuhl um, daß ich eine Kopflehne habe, und
dann schlafe ich hier bis morgen früh oder bis der
gnäd'ge Herr wieder da ist."

"Er will mich nicht stören. Das hat er mir
eigens versprochen."

"Oder ich setze mich bloß in die Sofaecke."

"Ja, das ginge vielleicht. Aber nein, es geht
auch nicht. Der Herr darf nicht wissen, daß ich
mich ängstige, das liebt er nicht. Er will immer,
daß ich tapfer und entschlossen bin, so wie er. Und
das kann ich nicht; ich war immer etwas anfällig ...
Aber freilich, ich sehe wohl ein, ich muß mich be¬
zwingen und ihm in solchen Stücken und überhaupt
zu Willen sein ... Und dann habe ich ja auch
Rollo. Der liegt ja vor der Thürschwelle."

Johanna nickte zu jedem Wort und zündete
dann das Licht an, das auf Effi's Nachttisch stand.

Effi Brieſt
und dabei zog ſie Johanna's Kopf dicht an ſich
heran … „ich habe ſolche Angſt.“

„Ach, das giebt ſich, gnäd'ge Frau, die hatten
wir alle.“

„Die hattet ihr alle? Was ſoll das heißen,
Johanna?“

„… Und wenn die gnäd'ge Frau wirklich
ſolche Angſt haben, ſo kann ich mir ja ein Lager
hier machen. Ich nehme die Strohmatte und kehre
einen Stuhl um, daß ich eine Kopflehne habe, und
dann ſchlafe ich hier bis morgen früh oder bis der
gnäd'ge Herr wieder da iſt.“

„Er will mich nicht ſtören. Das hat er mir
eigens verſprochen.“

„Oder ich ſetze mich bloß in die Sofaecke.“

„Ja, das ginge vielleicht. Aber nein, es geht
auch nicht. Der Herr darf nicht wiſſen, daß ich
mich ängſtige, das liebt er nicht. Er will immer,
daß ich tapfer und entſchloſſen bin, ſo wie er. Und
das kann ich nicht; ich war immer etwas anfällig …
Aber freilich, ich ſehe wohl ein, ich muß mich be¬
zwingen und ihm in ſolchen Stücken und überhaupt
zu Willen ſein … Und dann habe ich ja auch
Rollo. Der liegt ja vor der Thürſchwelle.“

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[122/0131] Effi Brieſt und dabei zog ſie Johanna's Kopf dicht an ſich heran … „ich habe ſolche Angſt.“ „Ach, das giebt ſich, gnäd'ge Frau, die hatten wir alle.“ „Die hattet ihr alle? Was ſoll das heißen, Johanna?“ „… Und wenn die gnäd'ge Frau wirklich ſolche Angſt haben, ſo kann ich mir ja ein Lager hier machen. Ich nehme die Strohmatte und kehre einen Stuhl um, daß ich eine Kopflehne habe, und dann ſchlafe ich hier bis morgen früh oder bis der gnäd'ge Herr wieder da iſt.“ „Er will mich nicht ſtören. Das hat er mir eigens verſprochen.“ „Oder ich ſetze mich bloß in die Sofaecke.“ „Ja, das ginge vielleicht. Aber nein, es geht auch nicht. Der Herr darf nicht wiſſen, daß ich mich ängſtige, das liebt er nicht. Er will immer, daß ich tapfer und entſchloſſen bin, ſo wie er. Und das kann ich nicht; ich war immer etwas anfällig … Aber freilich, ich ſehe wohl ein, ich muß mich be¬ zwingen und ihm in ſolchen Stücken und überhaupt zu Willen ſein … Und dann habe ich ja auch Rollo. Der liegt ja vor der Thürſchwelle.“ Johanna nickte zu jedem Wort und zündete dann das Licht an, das auf Effi's Nachttiſch ſtand.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/131>, abgerufen am 26.11.2024.