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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
Die Jungen, und das ist eben das Gute, stehen
immer bloß vorm Spiegel und zupfen und stecken
sich 'was vor und sehen nicht viel und hören nicht
viel und sind noch nicht so, daß sie draußen immer
die Lichtstümpfe zählen und einem nicht gönnen,
daß man einen Kuß kriegt, bloß weil sie selber
keinen mehr kriegen."

"Ja," sagte Johanna, "so war meine vorige
Madam und ganz ohne Not. Aber davon hat unsere
Gnäd'ge nichts."

"Ist er denn sehr zärtlich?"

"O sehr. Das können Sie doch wohl denken."

"Aber daß er sie so allein läßt ..."

"Ja, liebe Paaschen, Sie dürfen nicht vergessen
... der Fürst. Und dann, er ist ja doch am Ende
Landrat. Und vielleicht will er auch noch höher."

"Gewiß, will er. Und er wird auch noch.
Er hat so 'was. Paaschen sagt es auch immer, und
der kennt seine Leute."

Während dieses Ganges drüben nach dem Amt
hinüber war wohl eine Viertelstunde vergangen, und
als Johanna wieder zurück war, saß Effi schon vor
dem Trumeau und wartete.

"Sie sind lange geblieben, Johanna."

"Ja, gnäd'ge Frau ... Gnäd'ge Frau wollen
entschuldigen ... Ich traf drüben die Frau Paaschen,

Effi Brieſt
Die Jungen, und das iſt eben das Gute, ſtehen
immer bloß vorm Spiegel und zupfen und ſtecken
ſich 'was vor und ſehen nicht viel und hören nicht
viel und ſind noch nicht ſo, daß ſie draußen immer
die Lichtſtümpfe zählen und einem nicht gönnen,
daß man einen Kuß kriegt, bloß weil ſie ſelber
keinen mehr kriegen.“

„Ja,“ ſagte Johanna, „ſo war meine vorige
Madam und ganz ohne Not. Aber davon hat unſere
Gnäd'ge nichts.“

„Iſt er denn ſehr zärtlich?“

„O ſehr. Das können Sie doch wohl denken.“

„Aber daß er ſie ſo allein läßt …“

„Ja, liebe Paaſchen, Sie dürfen nicht vergeſſen
… der Fürſt. Und dann, er iſt ja doch am Ende
Landrat. Und vielleicht will er auch noch höher.“

„Gewiß, will er. Und er wird auch noch.
Er hat ſo 'was. Paaſchen ſagt es auch immer, und
der kennt ſeine Leute.“

Während dieſes Ganges drüben nach dem Amt
hinüber war wohl eine Viertelſtunde vergangen, und
als Johanna wieder zurück war, ſaß Effi ſchon vor
dem Trumeau und wartete.

„Sie ſind lange geblieben, Johanna.“

„Ja, gnäd'ge Frau … Gnäd'ge Frau wollen
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[119/0128] Effi Brieſt Die Jungen, und das iſt eben das Gute, ſtehen immer bloß vorm Spiegel und zupfen und ſtecken ſich 'was vor und ſehen nicht viel und hören nicht viel und ſind noch nicht ſo, daß ſie draußen immer die Lichtſtümpfe zählen und einem nicht gönnen, daß man einen Kuß kriegt, bloß weil ſie ſelber keinen mehr kriegen.“ „Ja,“ ſagte Johanna, „ſo war meine vorige Madam und ganz ohne Not. Aber davon hat unſere Gnäd'ge nichts.“ „Iſt er denn ſehr zärtlich?“ „O ſehr. Das können Sie doch wohl denken.“ „Aber daß er ſie ſo allein läßt …“ „Ja, liebe Paaſchen, Sie dürfen nicht vergeſſen … der Fürſt. Und dann, er iſt ja doch am Ende Landrat. Und vielleicht will er auch noch höher.“ „Gewiß, will er. Und er wird auch noch. Er hat ſo 'was. Paaſchen ſagt es auch immer, und der kennt ſeine Leute.“ Während dieſes Ganges drüben nach dem Amt hinüber war wohl eine Viertelſtunde vergangen, und als Johanna wieder zurück war, ſaß Effi ſchon vor dem Trumeau und wartete. „Sie ſind lange geblieben, Johanna.“ „Ja, gnäd'ge Frau … Gnäd'ge Frau wollen entſchuldigen … Ich traf drüben die Frau Paaſchen,

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/128>, abgerufen am 26.11.2024.