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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
Umgangs- und Verkehrsfrage? Fühlst Du Dich
zu dem einen oder andern hingezogen? Haben die
Borcke's die Grasenabb's geschlagen, oder umgekehrt,
oder hältst Du's mit dem alten Güldenklee? Was
er da über die Eugenie sagte, machte doch einen sehr
edlen und reinen Eindruck."

"Ei, sieh, Herr von Innstetten, auch medisant!
Ich lerne Sie von einer ganz neuen Seite kennen."

"Und wenn's unser Adel nicht thut," fuhr
Innstetten fort, ohne sich stören zu lassen "wie stehst
Du zu den Kessiner Stadthonoratioren? wie stehst
Du zur Ressource? Daran hängt doch am Ende
Leben und Sterben. Ich habe Dich da neulich mit
unserem reserveleutnantlichen Amtsrichter sprechen
sehen, einem zierlichen Männchen, mit dem sich viel¬
leicht durchkommen ließe, wenn er nur endlich von
der Vorstellung los könnte, die Wiedereroberung von
Le Bourget durch sein Erscheinen in der Flanke zu
stande gebracht zu haben. Und seine Frau! sie gilt
als die beste Bostonspielerin und hat auch die
hübschesten Anlegemarken. Also nochmals, Effi, wie
wird es werden in Kessin? Wirst Du Dich ein¬
leben? Wirst Du populär werden und mir die
Majorität sichern, wenn ich in den Reichstag will?
Oder bist Du für Einsiedlertum, für Abschluß von
der Kessiner Menschheit, so Stadt wie Land?"

Effi Brieſt
Umgangs- und Verkehrsfrage? Fühlſt Du Dich
zu dem einen oder andern hingezogen? Haben die
Borcke's die Graſenabb's geſchlagen, oder umgekehrt,
oder hältſt Du's mit dem alten Güldenklee? Was
er da über die Eugenie ſagte, machte doch einen ſehr
edlen und reinen Eindruck.“

„Ei, ſieh, Herr von Innſtetten, auch mediſant!
Ich lerne Sie von einer ganz neuen Seite kennen.“

„Und wenn's unſer Adel nicht thut,“ fuhr
Innſtetten fort, ohne ſich ſtören zu laſſen „wie ſtehſt
Du zu den Keſſiner Stadthonoratioren? wie ſtehſt
Du zur Reſſource? Daran hängt doch am Ende
Leben und Sterben. Ich habe Dich da neulich mit
unſerem reſerveleutnantlichen Amtsrichter ſprechen
ſehen, einem zierlichen Männchen, mit dem ſich viel¬
leicht durchkommen ließe, wenn er nur endlich von
der Vorſtellung los könnte, die Wiedereroberung von
Le Bourget durch ſein Erſcheinen in der Flanke zu
ſtande gebracht zu haben. Und ſeine Frau! ſie gilt
als die beſte Boſtonſpielerin und hat auch die
hübſcheſten Anlegemarken. Alſo nochmals, Effi, wie
wird es werden in Keſſin? Wirſt Du Dich ein¬
leben? Wirſt Du populär werden und mir die
Majorität ſichern, wenn ich in den Reichstag will?
Oder biſt Du für Einſiedlertum, für Abſchluß von
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[111/0120] Effi Brieſt Umgangs- und Verkehrsfrage? Fühlſt Du Dich zu dem einen oder andern hingezogen? Haben die Borcke's die Graſenabb's geſchlagen, oder umgekehrt, oder hältſt Du's mit dem alten Güldenklee? Was er da über die Eugenie ſagte, machte doch einen ſehr edlen und reinen Eindruck.“ „Ei, ſieh, Herr von Innſtetten, auch mediſant! Ich lerne Sie von einer ganz neuen Seite kennen.“ „Und wenn's unſer Adel nicht thut,“ fuhr Innſtetten fort, ohne ſich ſtören zu laſſen „wie ſtehſt Du zu den Keſſiner Stadthonoratioren? wie ſtehſt Du zur Reſſource? Daran hängt doch am Ende Leben und Sterben. Ich habe Dich da neulich mit unſerem reſerveleutnantlichen Amtsrichter ſprechen ſehen, einem zierlichen Männchen, mit dem ſich viel¬ leicht durchkommen ließe, wenn er nur endlich von der Vorſtellung los könnte, die Wiedereroberung von Le Bourget durch ſein Erſcheinen in der Flanke zu ſtande gebracht zu haben. Und ſeine Frau! ſie gilt als die beſte Boſtonſpielerin und hat auch die hübſcheſten Anlegemarken. Alſo nochmals, Effi, wie wird es werden in Keſſin? Wirſt Du Dich ein¬ leben? Wirſt Du populär werden und mir die Majorität ſichern, wenn ich in den Reichstag will? Oder biſt Du für Einſiedlertum, für Abſchluß von der Keſſiner Menſchheit, ſo Stadt wie Land?“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/120>, abgerufen am 27.11.2024.