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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
und noch dazu als erste Frau der Stadt zu zeigen
hatte.

Friedrich half Gieshübler den Pelzrock ablegen
und öffnete dann wieder die Thür.

Effi reichte dem verlegen Eintretenden die Hand,
die dieser mit einem gewissen Ungestüm küßte. Die
junge Frau schien sofort einen großen Eindruck auf
ihn gemacht zu haben.

"Mein Mann hat mir bereits gesagt ... Aber
ich empfange Sie hier in meines Mannes Zimmer,
... er ist drüben auf dem Amt und kann jeden
Augenblick zurück sein ... Darf ich Sie bitten, bei
mir eintreten zu wollen?"

Gieshübler folgte der voranschreitenden Effi ins
Nebenzimmer, wo diese auf einen der Fauteuils wies,
während sie sich selbst ins Sofa setzte. "Daß ich
Ihnen sagen könnte, welche Freude Sie mir gestern
durch die schönen Blumen und Ihre Karte gemacht
haben. Ich hörte sofort auf, mich hier als eine
Fremde zu fühlen, und als ich dies Innstetten aus¬
sprach, sagte er mir, wir würden überhaupt gute
Freunde sein."

"Sagte er so? Der gute Herr Landrat. Ja
der Herr Landrat und Sie, meine gnädigste Frau,
da sind, das bitte ich sagen zu dürfen, zwei liebe
Menschen zu einander gekommen. Denn wie Ihr

Effi Brieſt
und noch dazu als erſte Frau der Stadt zu zeigen
hatte.

Friedrich half Gieshübler den Pelzrock ablegen
und öffnete dann wieder die Thür.

Effi reichte dem verlegen Eintretenden die Hand,
die dieſer mit einem gewiſſen Ungeſtüm küßte. Die
junge Frau ſchien ſofort einen großen Eindruck auf
ihn gemacht zu haben.

„Mein Mann hat mir bereits geſagt … Aber
ich empfange Sie hier in meines Mannes Zimmer,
… er iſt drüben auf dem Amt und kann jeden
Augenblick zurück ſein … Darf ich Sie bitten, bei
mir eintreten zu wollen?“

Gieshübler folgte der voranſchreitenden Effi ins
Nebenzimmer, wo dieſe auf einen der Fauteuils wies,
während ſie ſich ſelbſt ins Sofa ſetzte. „Daß ich
Ihnen ſagen könnte, welche Freude Sie mir geſtern
durch die ſchönen Blumen und Ihre Karte gemacht
haben. Ich hörte ſofort auf, mich hier als eine
Fremde zu fühlen, und als ich dies Innſtetten aus¬
ſprach, ſagte er mir, wir würden überhaupt gute
Freunde ſein.“

„Sagte er ſo? Der gute Herr Landrat. Ja
der Herr Landrat und Sie, meine gnädigſte Frau,
da ſind, das bitte ich ſagen zu dürfen, zwei liebe
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[101/0110] Effi Brieſt und noch dazu als erſte Frau der Stadt zu zeigen hatte. Friedrich half Gieshübler den Pelzrock ablegen und öffnete dann wieder die Thür. Effi reichte dem verlegen Eintretenden die Hand, die dieſer mit einem gewiſſen Ungeſtüm küßte. Die junge Frau ſchien ſofort einen großen Eindruck auf ihn gemacht zu haben. „Mein Mann hat mir bereits geſagt … Aber ich empfange Sie hier in meines Mannes Zimmer, … er iſt drüben auf dem Amt und kann jeden Augenblick zurück ſein … Darf ich Sie bitten, bei mir eintreten zu wollen?“ Gieshübler folgte der voranſchreitenden Effi ins Nebenzimmer, wo dieſe auf einen der Fauteuils wies, während ſie ſich ſelbſt ins Sofa ſetzte. „Daß ich Ihnen ſagen könnte, welche Freude Sie mir geſtern durch die ſchönen Blumen und Ihre Karte gemacht haben. Ich hörte ſofort auf, mich hier als eine Fremde zu fühlen, und als ich dies Innſtetten aus¬ ſprach, ſagte er mir, wir würden überhaupt gute Freunde ſein.“ „Sagte er ſo? Der gute Herr Landrat. Ja der Herr Landrat und Sie, meine gnädigſte Frau, da ſind, das bitte ich ſagen zu dürfen, zwei liebe Menſchen zu einander gekommen. Denn wie Ihr

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/110>, abgerufen am 28.11.2024.